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Das Strandhaus

Das Strandhaus

Titel: Das Strandhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. L. Stine
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etwas, was nur er sehen konnte.
    »Die Männer in meiner Familie waren schon immer Forscher«, begann Brian, während er weiter unverwandt geradeaus starrte. »Das heißt, auf die eine oder andere Weise. Mein Urgroßvater war tatsächlich Forscher. Als er Ende Vierzig war, segelte er nach Südamerika. Er fuhr den Amazonas hinauf und fotografierte verschiedene wilde Stämme. Einige seiner Fotos hängen in einem Museum in Washington, D. C.«
    »Wow«, meinte Ashley anerkennend. »Woher weißt du das alles?«
    »Mein Vater hat meinem Bruder und mir davon erzählt«, fuhr er fort und strich sich mit einer Hand durch sein dunkles Haar. »Mein Großvater war auch ein Forscher. Allerdings auf ganz anderem Gebiet. Er besaß eine Spinnerei. Er hat seine Forschungen direkt in der Spinnerei betrieben. Er hat neue Arten von Textilien entwickelt. Kunstfasern.«
    »Du meinst, so was wie Rayon und Nylon?«, fragte Ashley. Sie hatte in der Schule in Wirtschaftskunde ein Referat über Polyester und andere Kunstfasern ausgearbeitet.
    »Ja.« Er nickte. »So hat mein Großvater sein Vermögen gemacht. Er wurde der Rayon-König der Welt.« Er grinste. »Du hast unser großes, teures Sommerhaus, unseren Tenniscourt und den Swimmingpool gesehen? Den Jaguar und den Mercedes in der Einfahrt? Das haben wir alles meinem Granddad zu verdanken. Und der Tatsache, dass er Rayon erfunden hat.«
    Warum erzählt er mir das alles?, fragte Ashley sich, während sie ihr Gewicht auf der harten Stufe verlagerte.
    Etwas Dunkles kam angeflattert. Sie sah einen Schatten über den Sand huschen. Eine Fledermaus?
    »Hast du das gesehen?«, fragte sie flüsternd.
    »Ich schätze, man könnte meinen Vater auch als Forscher bezeichnen«, fuhr Brian fort, so vertieft in seine Geschichte, dass er Ashleys Frage nicht hörte.
    Oder so tat, als hätte er sie nicht gehört.
    »Ein paar Jahre, nachdem mein Bruder Johnny geboren wurde, hat mein Dad uns verlassen. Kam eines Tages einfach nicht mehr nach Hause. Man könnte vielleicht sagen, dass er andere Lebensstile oder so erforscht hat.« Er lachte bitter. »Wir haben ihn von Zeit zu Zeit gesehen. Und er hat dafür gesorgt, dass wir mehr Geld hatten, als zwanzig Familien zusammen jemals brauchen würden. Aber er war zu beschäftigt, sein neues Leben zu ›erforschen‹, um auch nur ein bisschen Zeit mit uns zu verbringen.«
    »Das ist schrecklich«, meinte sie mitfühlend.
    »Ja«, gestand Brian mit noch mehr Bitterkeit.
    »Ich habe deinen Bruder Johnny nicht kennen gelernt, als ich bei dir zu Hause war«, sagte Ashley, die sich immer noch fragte, worauf Brian mit seiner Geschichte hinauswollte.
    War sie Teil des Geheimnisses, das er mit ihr teilen wollte?
    »Du wirst Johnny auch nicht kennen lernen«, erklärte er brüsk, während jeglicher Ausdruck aus seinem Gesicht schwand. Er schloss einen Moment lang die Augen und starrte Ashley dann eindringlich an.
    »Ich glaube, Johnny war vielleicht der größte Forscher in unserer Familie«, sagte er. »Er war immer ganz wild darauf, alles zu erkunden, was er sah. Buchstäblich alles. Ich hatte immer Schwierigkeiten, mit Johnny mitzuhalten. Ich war der Ältere von uns beiden. Zwei Jahre älter. Aber ich konnte es nicht mit ihm aufnehmen. Unmöglich.«
    Er brach einen Moment ab. Ashley merkte, dass sein Atem schwer ging, richtig aufgeregt.
    Sie wollte etwas sagen, aber er fuhr fort mit seiner Erzählung.
    »Johnny war immer auf Spaß und Vergnügen aus. Ich war immer der Ernste von uns beiden. Er war ein echter Witzbold. Er liebte es, Leute aufzuziehen. Aber die hervorstechendste Eigenschaft an Johnny war seine Neugier.«
    »Interessierte er sich für Naturwissenschaften?«, wollte sie wissen.
    »Nein. Er hatte nur diese unglaubliche Neugier. Wie ein echter Forscher. Ich meine, zeig Johnny eine Tür, und er musste einfach wissen, was dahinter war. Zeig ihm eine offene Tür, und er schoss wie der Blitz durch. Er war neugierig auf alles. Johnny nahm immer irgendwelche Sachen auseinander, um zu sehen, wie sie funktionierten. Radios und Fernseher und sogar unser Klavier. Er hat meine Mutter zum Wahnsinn getrieben. Wirklich. Aber er musste einfach wissen, was hinter den Dingen steckte. Ich habe versucht, so wie er zu sein«, sagte er mit wachsender Traurigkeit. »Ich hab’s echt versucht. Aber ich war nicht Johnny. Ich hab meinen Bruder regelrecht vergöttert. Ich gebe es zu. Und als er dann starb …«
    Er brach ab.
    Ashley wusste nicht, was sie sagen sollte. Wartete er auf ihre

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