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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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sich überantwortet. Aber wem?
    Warum kann ich mich nicht entschließen meinen Arsch von der Mauer zu heben und dort hinzulatschen wo sie heute alle sind ich meine wer bin ich dass ich diesem Ereignis fernbleiben darf wo ihm doch ganz Kuba entgegenfiebert du natürlich nicht Möwe hau ab geh zu den Anglern aber fressen würde ich den Fisch nicht an deiner Stelle warte mal ist das ein Ölklumpen an deinem Schnabel in Indien ist ein Schrottmeiler explodiert wer hätte das gedacht und wer hätte vor zwei Wochen gedacht dass die Favelas in Rio nach dem nächsten großen Regen direkt an die Copacabana rutschen würden zwölftausend Tote kann man nichts machen in der Ostsee knabbert das Salzwasser seit Jahren beharrlich und erfolgreich an den Ummantelungen von dreihunderttausend verklappten Giftgasbomben aus dem Zweiten Weltkrieg ja Jonathan so machen wir das so machen wir es auch mit dem Atommüll unsere Nachkommen werden das schon deichseln oh mein Gott sieht denn keiner dass die menschliche Geschichte ein einziger Albtraum ist acht Milliarden gierige Nager machen sich inzwischen auf der Erde zu schaffen im Kollektiv sind sie unschlagbar im Kollektiv hauen sie mal eben einen ganzen Planeten weg aber wenn man diese Sensibelchen einzeln hernimmt ihnen beispielsweise den kleinen Finger ritzt dann schreien sie wie am Spieß drüben in Pasadena ist eine neue Sternwarte gebaut worden sie soll Aufschluss geben über die Geheimnisse des Weltraums ha wir zoomen mal kurz davon wo ist sie denn unsere kleine Sternwarte kaum noch zu sehen gar nicht mehr zu sehen die Erde ein kleiner Ball in der Finsternis unser Sonnensystem kaum noch zu sehen eins von Milliarden anderer Sonnensysteme und weiter immer weiter in die Unendlichkeit wo ist sie geblieben die kleine Warte in Pasadena die Aufschluss geben soll lächerlich alles lächerlich wo scheißt du denn hin Jonathan wir fabrizieren nicht so einen glibberigen Dünnschiss das unterscheidet den Menschen vom Tier na ja zumindest von euch komischen Vögeln hör zu Möwe jeder Schritt den ein Mensch tut jeder Gedanke den er denkt jeder Handgriff von ihm ist Teil eines ausgeklügelten Zerstörungswerks unsere Rasse ist von der Evolution nur deshalb eingesetzt worden um diesen Planeten einmal kräftig umzupflügen was ist Jonathan hab doch recht gehabt mit dem Fisch kann doch kein Schwein mehr essen ich weiß warte mal ich hab da hoffentlich noch tut mir leid dachte ich hätte mir ein Brötchen eingesteckt beim Frühstück sieh an da kommt sie schon wieder die Schöne vom Malecón einfach nicht hinsehen oder besser aufstehen und von hier verschwinden soll mir keiner nachher sagen können ich sei nicht dabei gewesen …
    Cording rutschte von der Mauer, um nicht von einer der zahlreichen Gischtfontänen erwischt zu werden, die, vom Nordwind getrieben, den Wall ansprangen. Er inhalierte die tanggewürzte Luft, betrachtete mit Abscheu die zerschnittenen Fischleiber, welche die Angler als Ködervorrat neben sich liegen hatten, und überlegte, welche Richtung er einschlagen sollte. Gestern Abend war er mit Maeva schon einmal in der Stadt unterwegs gewesen. Es war ihnen gelungen, sich heimlich aus dem Hotel zu schleichen, ohne dass die Leibwächter etwas bemerkt hätten. Sie war stolz auf ihr Husarenstück, endlich durfte sie sich wieder unbeobachtet unter Menschen mischen, das hatte ihr gefehlt. Unter ihrem tief in die Stirn gezogenen Strohhut fühlte sie sich frei und sicher. Havanna hatte ihr gefallen. Die lärmende Altstadt mit den vielen Gemüse- und Lebensmittelläden, die offenen Bars und Hinterhöfe, der Fischmarkt mit seinen kräftigen und schlagfertigen Matronen, der alte Hafen, die engen, verrufenen und doch so einladenden Gassen, in denen lässig und katzenhaft »gefährliche« Männer mit pockennarbigen Gesichtern herumstanden, während Frauen mit Lockenwicklern einen mit erhobener Stirn taxierten – Maeva genoss die Eindrücke wie ein Kind, das man auf den Jahrmarkt geführt hatte. Für wenige Stunden war es ihr gelungen, die Bürde ihres Amtes abzustreifen.
    Cording nahm Kurs auf die »Stadt der Toten«, die sie gestern mit Bedacht gemieden hatten. Der Cementerio Cristóbal Colón im Herzen Havannas galt als die schönste Nekropole Amerikas. Mit seinen sechsundfünfzig Hektar war der Friedhof fünfmal so groß wie der nahe gelegene Platz der Revolution, auf dem heute Nachmittag Hunderttausende Kubas Beitritt zu den URP bejubeln würden. Er schlenderte durch die schachbrettartig

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