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Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Titel: Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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hinter der Siedlung entspringen. Er begab sich also in die Richtung, als er plötzlich seltsame Geräusche vernahm. Sie kamen vom äußersten Ende des Ruinengeländes. Mit der Hand am Schwert ging er vorsichtig und so leise wie möglich weiter, immer darauf bedacht, sich im Schutz von Mauerresten zu halten. Langsam näherte er sich der vermeintlichen Gefahr und erkannte sie erleichtert als das Japsen und Knurren von Welpen.
    Am Rande der Siedlung wurde er in seinen Erwartungen nicht enttäuscht: Aus der Flanke des Hügels Cnoc Ulla sprudelte ein Bach und bahnte sich seinen Weg über die Ebene. Und hier tummelten sich vier tollpatschige graue Welpen, tollten im kämpferischen Spiel, knurrten und schnappten nach einander. Gormán schmunzelte. Doch nicht lange, denn er erblickte ein unbeweglich dasitzendes, riesiges Wesen. Neben dem Bach, von einem runden Felsen aus, beobachtete die Wolfsmutter, ein stattliches Tier mit schiefergrauem Fell, ihren umherwuselnden Wurf. Um die Schnauze herum war sie weiß, und mit ihren scharfen Fängen wehrte sie hin und wieder ein Junges ab, wenn es ihr auf den Pelz rückte.
    Gormán stand wie versteinert, wusste er doch, wie gefährlich es war, einem Muttertier zu nahe zu kommen, das seine arglos spielenden Jungen hütete. Auch wusste er um die Kraft der stämmig gebauten Wölfin, und wie grimmig und erbarmungslos die scharfen Fänge zupacken konnten. Er wagte kaum zu atmen, denn Wölfe hatten ein gutes Gehör und nahmen das leiseste Geräusch wahr. Jetzt spitzte das Raubtier die Ohren, hob die Schnauze und nahm Witterung auf. Gormán stockte das Blut in den Adern. Einen Moment später tönte oben vom Hügel hinunter ein leises Geheul. Die Wölfin erhob sich. Das eigenartige Heulen wurde markanter, und Gormán erkannte es als das Jagdgeheul der Wölfe. Die Wölfingab ein paar kurze, scharfe Belllaute von sich, wandte sich um und lief hügelan. Sofort ließen die Jungen von ihrem Tollen ab, folgten dem Ruf der Mutter und trotteten hinterdrein.
    Es brauchte einige Zeit, bis die Spannung in Gormáns Körper nachließ. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Wölfin mit den Jungen wirklich fort war, ging er langsam zu dem Bach, folgte seinem Lauf ein Stückchen bergan, schöpfte dann eine Handvoll Wasser und kostete, ob es auch sauber und frisch war. Immer wieder blickte er argwöhnisch nach oben, ob keine Gefahr drohte, während er die Wassersäcke füllte. Der Himmel war schon dunkel, als er zur Kapelle zurückkehrte. Eadulf hatte bereits ein Feuer entfacht, das ihnen sowohl Licht als auch Wärme spendete. So waren sie für die kalte Nacht einigermaßen gewappnet.
    »Ist alles in Ordnung, Gormán?«, fragte Fidelma, die inzwischen einen Imbiss bereitet hatte, bei seiner Rückkehr. »Du warst lange fort.«
    »Ich bin am anderen Ende des Dorfes einer Wölfin und ihren Jungen begegnet«, berichtete er. »Ich hielt es für besser, sie nichts von meiner Anwesenheit merken zu lassen. Die Wölfin bewachte den spielenden Nachwuchs. Zum Glück haben sie sich dann hügelan verzogen. Wir sollten aber trotzdem die Nacht über das Feuer brennen lassen. Das Rudel hält sich ganz in der Nähe auf.«
    »Ja, wir können nicht vorsichtig genug sein«, stimmte ihm Fidelma zu. »Ist dir beim Umherstreifen irgendetwas aufgefallen, das Aufschluss über die verheerende Situation hier gibt?«
    »Die ganze Siedlung ist wie ausgestorben. In den Trümmern findet sich nichts, was mal von Leben zeugte. Entweder es gab Überlebende, die die Toten fortgeschafft haben, oder andere haben es getan. Jedenfalls haben Eithnes Rebellen aus dem Tal der Geistesgestörten gründliche Arbeit geleistet.«
    »Das einzige Gute ist, dass wir sie jetzt nicht mehr zu fürchten haben«, fand Eadulf und legte Holz nach. Er hatte genügend Brennmaterial für die Nacht herangeschafft.
    »Schön wär’s«, brummte Gormán.
    Fidelma sah ihn durchdringend an. »Sprich schon, was stimmt dich bedenklich?«
    »Der Versuch, deinen Bruder, den König, zu ermorden, ist gewiss ein Racheakt, weil Eithnes Horde und deren Verbündete in Osraige geschlagen wurden. Dass er etwas mit der Niederlage von vor vier Jahren zu tun hat, ist eher unwahrscheinlich. Der Sturm auf Cronáns Festung in Liath Mór und der Sieg über Eithne hingegen ist erst wenige Wochen her.«
    Fidelma schaute Gormán nachdenklich an. »Eine interessante Überlegung. Dennoch bleibt es nur eine Vermutung und …«
    »… ohne Beweise taugen Vermutungen nichts«, rutschte es

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