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Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Titel: Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Eadulf heraus.
    Fidelma wollte ihn schon ärgerlich zurechtweisen, meinte dann aber nur achselzuckend: »Ja, ich habe das immer gesagt.«
    »Und doch entbehren solche Überlegungen nicht der Logik«, hielt Gormán dagegen.
    »Das will ich nicht leugnen. Sich aber allein von Vermutungen leiten zu lassen ist gefährlich. Natürlich haben auch Vermutungen ihre Berechtigung, nur darf man sie nicht zur Grundlage des Handelns machen.«
    »So ganz überzeugt mich das nicht. Nehmen wir mal an, ich will mir zum Abendbrot ein saftiges Stück Braten gönnen. Es ist schon aufgetischt, und ich werde plötzlich herausgerufen. Bei meiner Rückkehr liegt das Fleisch auf dem Fußboden, und mein Hund steht daneben. Da sagt mir doch die Logik, dass der Hund sich den Braten geschnappt hat. Gesehen habe ich natürlich nicht, dass er sich das Fleisch vom Tisch geholt hat. Insofern ist es nur eine Vermutung.«
    Eadulf lachte. »Das nenn ich ein gutes Beispiel für einen Rechtsstreit. Aber soweit ich eure Rechtsprechung richtig verstehe, nennt man einen Zeugen bei euch fiadu , was so viel heißt wie ›jemand, der etwas sieht‹. Was also nicht vor den Augen eines Zeugen geschieht, ist nicht beweiskräftig.«
    »Gut beobachtet, Eadulf«, lobte Fidelma. »Du hast den Text zur Beweislage in unserem Barrad Airechta aufmerksam gelesen. Dort steht schwarz auf weiß geschrieben, dass jemand nur darüber aussagen kann, was er gesehen und gehört hat, und dass damit jede bloße Vermutung null und nichtig ist.«
    Eadulf schmunzelte selbstgefällig vor sich hin. Nicht umsonst hatte er sich in all den Jahren, seit er mit Fidelma zusammen war, große Mühe gegeben, in die Gesetzgebung ihres Landes einzudringen, und hatte viele Stunden in den Bibliotheken verbracht und die entsprechenden Texte studiert.
    »Aber auch du hast mit deinem Beispiel recht, Gormán«, wandte sich Fidelma an ihn, »denn die Gesetzesschriften lassen ebenso eine indirekte Beweisführung zu, sofern es eindeutig begründete Verdachtspunkte gibt. Die Episode mit deinem Hund zum Beispiel, ist kein eindeutig begründeter Verdacht. Die Tatsache, dass er neben dem auf der Erde liegenden Stück Fleisch steht, ist noch kein Grund, ihn des Diebstahls zu beschuldigen. Waren die Türen und Fenster des Raums, in dem man den Hund mit dem Fleisch fand, geschlossen? War der Hund gewissermaßen eingesperrt, als du den Raum verlassen hast? Hätte womöglich ein anderes Tier eindringen und sich über das Fleisch hergemacht haben können, woraufhin der Hund es verjagte, und das Fleisch auf derErde liegen blieb? Wie du siehst, muss eine logische Schlussfolgerung hieb- und stichfest sein. Nur wenn alle anderen in Frage kommenden Möglichkeiten ausgeschlossen sind, kann der Richter einen Verdacht als indirekten Beweis zulassen. Und trotzdem wäre ich nicht glücklich, wenn ich so verfahren müsste.«
    Der junge Krieger war angestrengt ihren Ausführungen gefolgt. »Nicht glücklich?«
    »Ohne eindeutigen Beweis ist Irrtum nicht ausgeschlossen. Auch wenn aufgrund eines Verdachts Menschen überzeugt sind, einen anderen verurteilen zu dürfen, bleibt die Wahrheit immer noch die Wahrheit, und die steht über allem.« Fidelma überkam ein Gähnen. »Aber jetzt sollten wir lieber essen und uns ein wenig Ruhe gönnen. Wenn wir bei Tagesanbruch aufbrechen, könnten wir schon um die Mittagszeit in der Abtei von Mungairit sein.«
    Sie saßen am wärmenden Feuer und aßen Brot, Käse, kaltes Fleisch, auch einen Apfel und tranken dazu erfrischendes Quellwasser. So frugal wie das Mahl auch war, es mundete ihnen nach der langen Reise. Eadulf schürte erneut das Feuer.
    »Sollte einer von uns nicht lieber Wache halten?«, fragte Gormán.
    »Ich glaube, das ist nicht nötig«, befand Fidelma. »Wenn wir das Feuer nicht ausgehen lassen, reicht das. Die Wölfe werden uns schon keinen Besuch abstatten.«
    Wie auf Bestellung ertönte aus der Ferne ein Heulen. Zuerst war es nur der einsame Schrei eines Tieres, vermutlich der des Anführers des Rudels, dann setzten auch die anderen ein. Sie vereinten sich zu einem unheimlich klingenden Chor, der immer lauter wurde, um dann schließlich zu verstummen.
    Eadulf überkam ein Frösteln. Schon beim nächsten Geräuschzuckte er zusammen und war erleichtert, als er es als den klagenden Ruf einer Eule erkannte, die sich auf dem Mauerrand über ihnen niedergelassen hatte. Fidelma amüsierte sich über seine Schreckhaftigkeit, und er schnitt ihr eine Grimasse, ehe er sich nach einem

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