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Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Titel: Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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in Rechtssachen nimmst. Wenn der junge Mann erst drei Jahre studiert hat, muss er noch eine Menge lernen über unsere Fénechus-Gesetze.«
    »Mit welchem Recht erlaubst du dir so ein Urteil?«, rief Bruder Adamrae zornig.
    Gormán, der bislang geschwiegen hatte, ging drohend dazwischen. »Du sprichst mit Fidelma von Cashel, Schwester von König Colgú, dálaigh an den Gerichtshöfen der Fünf Königreiche und ausgezeichnet mit dem Rang eines anruth . Daher hat sie das Recht, so zu urteilen.«
    Bruder Adamrae wich einen Schritt zurück, als hätte ihmjemand einen Stoß versetzt. Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich.
    »Eine Eóghanacht«, keuchte er.
    »Passt dir das etwa nicht?«, fuhr ihn Gormán an.
    »Ich wusste nicht, dass die Lady einen so hohen Rang im Rechtswesen hat«, murmelte der Mönch. Der Rang eines anruth war nur eine Stufe unter der höchsten Auszeichnung, die weltliche oder Klosterschulen vergeben konnten.
    »Wie kommt es, dass jemand aus dem Königreich Ulaidh ins Land der Uí Fidgente zieht?«, fragte Fidelma.
    »Ich sah es als meine Aufgabe, die Menschen von den Irrwegen der Ketzerei abzubringen und sie das Gesetz des Wahren Glaubens zu lehren.«
    »Und das machst du nun also. Wäre es nicht besser, in die Abtei Oen Druim zurückzugehen und mehr von den Gesetzen deines Volks zu lernen, anstatt andere Menschen mit deinen Gesetzen irrezuführen?«
    Bruder Adamrae wurde puterrrot. »Ich verwahre mich dagegen. Die Gesetze des Glaubens haben Vorrang vor den Gesetzen der Barbaren. Wir müssen den Worten des Wahren Glaubens folgen, die von Rom kommen und …«
    »Meines Wissens lernt ein Student gleich zu Beginn seines Studiums die Eingangsworte des ersten unserer Gesetzesbücher, Bruder Adamrae.«
    »Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst«, erwiderte er zögerlich.
    »Ich zitiere die Einleitung: ›Was vereinbar war mit dem Wort Gottes im geschriebenen Gesetz und im Neuen Testament und dem Gewissen der Gläubigen, wurde in den Gesetzen der Brehons von Patrick und den geistlichen Würdenträgern und den Fürsten von Éireann bestätigt; und dies ist das Senchus Mór .‹ Ist dir nicht bekannt, dass Patrick und seineheiligen Gefährten, die Bischöfe Benignus und Cairnech, jenen Gesetzen im Namen des Neuen Glaubens ihre Zustimmung gaben?«
    Bruder Adamrae schaute einigermaßen verwirrt drein.
    »Ich rate dir, in dich zu gehen und darüber nachzudenken, Adamrae. Vielleicht werden dich deine Überlegungen veranlassen, dich dorthin zu begeben, wo du deine Studien fortsetzen kannst. Wenn du auch keineswegs befähigt bist, Recht zu sprechen, so bist du doch fähig, wie ich sehe, Schamröte wie ein Richter zu empfinden, der ein falsches Urteil gefällt hat, denn deine Wangen werden rot.«
    Unwillkürlich fasste sich der junge Mann ans Gesicht, das rot geworden war.
    »Geh jetzt, Bruder Adamrae«, befahl ihm Fidelma, »und vergiss nicht, auch ein in Unkenntnis gefälltes Urteil kann Bußgeld nach sich ziehen.«
    Der Mönch drehte sich um und stolzierte verärgert davon.
    Mit einem Blick auf den Gehängten meinte Conrí: »Trotzdem, Fidelma, mitunter ist es besser tot zu sein, denn als Gewohnheitsverbrecher weiterzuleben.«
    »Nicht nach unseren Gesetzen«, beharrte sie. »Unsere Gesetzgeber sind der Ansicht, wenn du den Gesetzesbrecher tötest, bist du ebenso schlimm wie er. Diese kanonischen Bußvorschriften, die von den Klöstern nun übernommen werden, sind unserem Empfinden fremd, sind nichts als Gesetze der Rache. Sie bewirken nichts Gutes. Nur wer sich für die neuen Lehren aus Rom begeistert, will sie übernehmen. Doch noch haben sie unsere Rechtsordnung nicht ersetzt. Du wärest gut beraten, zu warten, bis du einen voll ausgebildeten Brehon findest, und nicht diesem dünkelhaften jungen Burschen zu vertrauen.«
    »Das mag wohl sein«, äußerte sich der Kriegsherr der UíFidgente nachdenklich. »Nur fürchte ich, du hast dir Bruder Adamrae zum Feind gemacht. Junge, von sich eingenommene Männer begreifen es als persönliche Kränkung, wenn man ihre Fähigkeiten in Frage stellt.«
    Fidelma verzog die Miene zu einem schwachen Lächeln. »Wenn es mir Sorgen machte, wen ich alles beleidige, wenn ich mich an die Gesetze halte und dementsprechend meine Entscheidungen treffe, wäre ich nicht eine dálaigh geworden. Wie ist der junge Mann eigentlich hierhergekommen – und wieso hast du keinen erfahrenen Brehon?«
    »Fürst Donennach ist vorige Woche nach Tara aufgebrochen, um sich dem neuen Hochkönig,

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