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Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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empfand?
    Gerade als sie sich diese Frage stellte, spürte sie, wie er sich über sie beugte und seine weichen Lippen zart an ihren Hals drückte. Jana seufzte erleichtert. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie sich schon lange nach diesem Augenblick gesehnt hatte. Aber aus Angst vor Zurückweisung hatte sie nie gewagt, sich so etwas vorzustellen.
    Langsam drehte Pfeiffer Jana zu sich um, bis sie ihn direkt ansehen musste. Seine Augen funkelten im hellen Mondlicht, und Jana verlor sich in dem hellen Türkisblau. Als er sich endlich zu ihr beugte und sie küsste, fühlte sie sich großartig, auch wenn das Schiff noch so schwankte.
    Bordeaux
    E S DAUERTE FÜNF T AGE , bis der Bruder aus Rom wieder aufrecht stehen konnte. Er hatte alle Finger seiner rechten Hand verloren, der verdammte Soldat hatte sein Schwert präzise geführt. Es war immer noch nicht geklärt, wie er ins Innere des Klosters gelangt war.
    Auch sein Bein war schlimm verletzt worden. Es würde steif bleiben und ihn sein ganzes Leben lang mit Schmerzen an diesen unglückseligen Tag erinnern, an dem er seinen Pfeil zuerst gegen die falsche Person gerichtet hatte. Was ihn gereizt und herausgefordert hatte, war der furchtlose Blick des mickrigen Mönchs gewesen. Ein Moment der Überheblichkeit und Schwäche, für den er für immer büßen würde. Nun war er nicht nur ein Mann mit einem entstellten Gesicht, sondern auch ein Krüppel mit nur einer brauchbaren Hand und einem steifen Bein.
    Ein Grund mehr, sich an den Menschen zu rächen, die all das zu verantworten hatten. In Rom wurde man langsam ungeduldig. Zu lange schon brauchte er, um seinen Auftrag zu erfüllen. Wenn er nicht rasch Ergebnisse brachte, würde man ihn austauschen, so wie schon viele Brüder vor ihm. Aber noch hatte er den Vorteil, mehr zu wissen als alle anderen. Das machte ihn unentbehrlich, und das war gut.
    Er verzog sein entstelltes Gesicht. Trotz der starken Medizin waren die Schmerzen fast unerträglich. Mühevoll richtete er sich in dem Stuhl auf, in dem vor kurzem noch Abt Etienne gesessen hatte.
    »Habt Ihr etwas herausfinden können?«, fragte er den alten Bruder, der eben den Raum betreten hatte und nun mit gesenktem Kopf vor ihm stand.
    Der Mönch nickte eifrig. »Ein alter Fischer in einem Dorf etwas westlich der Stadt hat den Arzt und die Frau gesehen. Die beiden wollten nach Lissabon.«
    »Lissabon«, sagte der Bruder tonlos. »Haben die beiden das Rätsel bereits gelöst und sind auf dem Weg …« Er vollendete den Satz nicht, stattdessen erhob er sich mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Ich brauche mein Pferd, lasst es satteln«, sagte er mit gepresster Stimme.
    »Aber Ihr seid noch nicht gesund. Ihr braucht noch Ruhe«, erwiderte der alte Mönch besorgt.
    »Wie es mir geht, ist unwichtig. Es geht um die Zukunft der Kirche. Sattelt mein Pferd, und zwar rasch.«

14
    Auf dem Meer
    I N DER M ITTE DER ZWEITEN W OCHE ihrer Reise, das Schiff hatte gerade das Kap Finisterre umsegelt, kündigte Don Juan Pedro, der Kapitän der »Santa Maria«, bereits am Nachmittag eine stürmische Nacht an.
    »Vielleicht müssen wir in einer der Buchten weiter südlich vor Anker gehen. Ich will nichts riskieren«, sagte er und betrachtete misstrauisch die dunklen Wolken, die sich am Horizont aufbauten.
    Pfeiffer sah ebenfalls auf die unheilverkündenden Türme und schlug vor: »Vielleicht sollten wir gleich in einer der Buchten anlegen.«
    »Wollt Ihr Landratte mir erklären, wie ich mein Schiff zu führen habe?«
    Langsam schüttelte Pfeiffer den Kopf. »Nein, aber ich bin ein sehr vorsichtiger Mensch, der sich lieber zu früh als zu spät in Sicherheit bringt.«
    Der Kapitän warf ihm einen vernichtenden Blick zu, in dem Mitleid und Verachtung zu gleichen Teilen lagen.
    Wenige Stunden später, noch ehe das Schiff eine ruhige Bucht gefunden hatte, traf ein, was er vorhergesagt hatte. Die Heftigkeit des Sturms überraschte jedoch nicht nur die Mannschaft, sondern auch Don Pedro selbst. Schon die erste starke Sturmböe ließ einen Ruck durch das Schiff gehen, dass es erzitterte.
    Jana fiel zu Boden und rutschte von einer Seite der winzigen Kajüte zur anderen. Mit aller Kraft versuchte sie sich an ihrer Hängematte festzuhalten, aber ohne Erfolg, sie musste loslassen.
    Plötzlich erschütterte ein dumpfer Schlag das Schiff, und ganz langsam senkte sich der Boden der Kajüte auf einer Seite ab. Aufgeregte Stimmen schrien wild durcheinander, harte Schritte donnerten über die Bretter oberhalb

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