Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
in den verschiedensten Formen zeigen. Träume, in denen man die Zukunft sieht, sind sehr häufig; viele von uns haben sie. Oft können wir uns jedoch nicht an sie erinnern, oder das Symbolhafte darin erschließt sich uns nicht.«
Madeleine schüttelte den Kopf. »Geoffs Situation ist extremer, als nur Träume zu haben«, sagte sie. »Und er scheint zu fürchten, dass seine Visionen der Auslöser sind, dass diese Dinge geschehen.«
Lady Annis nickte nachdenklich. »Aye, die Wahrnehmung des Jungen ist stark, aber er hat keine Kontrolle darüber. Für ihn ist es, als würde jemand einen Vorhang beiseite ziehen, um ihn dann sogleich wieder zu schließen. Es löst bei dem Jungen das Gefühl aus, dass er nur wenig Kontrolle über seine Gedanken hat.«
»Aber kann man denn solche Gedanken kontrollieren?«
»Oh ja, durchaus. Die meisten lernen es, und Geoff wird es auch lernen. Er wird eine Weile hier auf Kerr bleiben, nicht wahr?«
Madeleine sah Merrick unsicher an. »Ja«, sagte sie schließlich. »Ja, ich würde sagen, er wird eine Weile bleiben.«
Die alte Dame wirkte erfreut. »Ich werde ihm helfen«, sagte sie. »Sie müssen sich deswegen keine Sorgen mehr machen, meine Liebe.«
Die Bemerkung hätte unbescheiden klingen können, aber so war es nicht. Stattdessen klang sie seltsam tröstend. Madeleine fragte sich, ob sie dabei war, den Verstand zu verlieren, ob dieser mystisch wirkende Ort irgendwie ihre Urteilsfähigkeit beeinträchtigte. Aber zum ersten Mal fühlte sie so etwas wie einen Hoffnungsschimmer.
»Darf ich fragen, Lady Annis, wie sie dieses Thema bei Geoffrey angesprochen haben?«
Wieder das königliche Neigen des Kopfes. »Ich habe den Jungen gefragt, ob er weiß, warum mein Enkel ihn hierhergebracht hat«, sagte sie. »Er sagte, er wisse es nicht, deshalb habe ich es ihm gesagt, rundheraus.«
Das Erschrecken durchfuhr Madeleine wie ein Blitz. Es musste sich auf ihrem Gesicht widergespiegelt haben.
»Oh, ich habe ihm nichts über seine Abstammung gesagt«, beruhigte die alte Frau sie. »Dieses Geheimnis ist nicht meine Last, es ist Ihre« - hier machte sie eine Pause und wies mit einer Kopfbewegung auf Merrick - »und deine.«
Madeleine schwieg.
Wieder lehnte sich die alte Frau in ihrem Stuhl nach vorn, ihre Hände umklammerten die holzgeschnitzten Adlerklauen. »Und ich sage es euch beiden ganz deutlich, dass es drei Geheimnisse zu viel in dieser Geschichte gibt, und das gefällt mir nicht«, sagte sie warnend. »Nicht nur Geoffreys Geheimnis, sondern auch die Geheimnisse, die ihr beide voreinander in euren stolzen Herzen verbergt.«
Madeleine senkte den Blick. »Es ist nur Geoffrey, um den es jetzt geht. Ich möchte das tun, was das Richtige für ihn ist.«
»Oh, ich denke, Sie wissen, was das Richtige ist, meine Liebe«, sagte die alte Dame streng. »Und ich denke, du weißt es auch.«
Merrick ließ die Arme sinken und kam zu ihnen. »Genug jetzt, Granny«, sagte er ruhig. »Madeleine und ich sind übereingekommen, was für den Moment das Beste ist.«
In den Augen der alten Frau flackerte Ärger auf. »Aye, und dieser Moment wird bald dreizehn Jahre?«, zischte sie. »Das Beste, was ihr beide tun könnt, mein Junge, ist, eure Pflicht als Mann und Frau zu tun und dieses Durcheinander in Ordnung zu bringen, zu dem eure Ehe geworden ist. Und das zu tun, was das Richtige für dieses Kind ist. Hättet ihr das von Anfang an gemacht, wäre er vermutlich gar nicht in dieser schlimmen Verfassung.«
Merricks Gesicht verfinsterte sich. »Es gab Umstände, die dagegen gesprochen haben.«
»Nein, es gab maßlosen Stolz!«, fauchte seine Großmutter ihn an. »Ich sage das nur einmal, Junge: Die Frau eines Mannes ist sein Besitz und seine Verantwortung. Und sollte ein anderer es wagen, sie ihm fortzunehmen, muss er ihr folgen und sie wieder zurückholen. Von irgendwo sticht jede Woche ein Schiff nach Italien in See, richtig?«
Madeleine saß noch mit offenem Mund da, als die alte Lady sich ihr zuwandte. »Und was Sie angeht ... Wenn Sie alt genug waren, um vor Gott zu treten und Ihr Ehegelübde zu sprechen, dann sollten Sie auch alt genug sein, es zu halten«, sagte sie. »Sie gehören nur Ihrem Ehemann und haben sich nicht um das zu kümmern, was jemand anderer in dieser Sache zu sagen hat.«
»Das Leben ist nicht so einfach, wie du es behauptest, Großmutter«, erwiderte Merrick kühl.
»Oh ja«, zischte diese. »Dies ist eine sair fecht!«
Madeleine sah Merrick an. »Ich verstehe nicht. Was
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