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Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman

Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman

Titel: Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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das gesagt?«
    »Aye, im Grunde schon«, antwortete sie. »Obwohl es unnötig war. Die Last - und die Verantwortung -, die er trägt, ist groß.«
    »Sie glauben demnach an diese Sache?«, fragte Madeleine. »An diese ... Hellseherei, von der Merrick spricht?«
    »Oh ja«, sagte Lady Annis ruhig, und ihr Blick wurde ganz sanft. »Ich habe es zu lange und zu gut gesehen. Es liegt im Blut, bei den MacGregors und den MacLachlans.«
    Merrick lachte. »Aye, weil wir alle Cousins und Cousinen und auf die eine oder andere Weise miteinander verwandt und verschwägert sind.«
    Die alte Dame neigte fast königlich den Kopf. »Aye, das sind wir.«
    Es gelang Madeleine nicht, ihre Skepsis zu verbergen. »Und deshalb können Sie so einfach ... in die Zukunft sehen? Wann immer Sie es möchten? Ist es so?«
    Die alte Lady schüttelte den Kopf. »Sie missverstehen, was es ist, meine Liebe«, sagte sie. »Es geht nicht um Zigeunerinnen und Kristallkugeln. Es geht um etwas, was schon in der Bibel steht. Euch ist's gegeben, zu wissen die Geheimnisse des Reiches Gottes, auf dass sie es nicht sehen, ob sie es schon sehen, und nicht verstehen, ob sie es schon hören. Und es gibt viele, Mädchen, die nicht verstehen.«
    »Ich versuche ja, es zu verstehen«, erwiderte Madeleine ein wenig gereizt. »Wollen Sie sagen, dass er ... dass er die Zukunft vorhersagen kann? Dass er die Gedanken der Menschen lesen kann?«
    Die alte Dame schüttelte den Kopf. »Nein, das nicht, meine Liebe«, sagte sie. »Er hat manchmal Visionen von dem, was kommen wird, das schon, aber sie sind wie ein kurzes Aufblitzen. Und der Junge hat ein Gespür für die Gefühle anderer, für die Wahrheit ihrer Natur, und für Dinge, die selbst sie nicht von sich wissen. Aber es ist ganz und gar kein Gedankenlesen.«
    »Was ist es dann?«, fragte Madeleine. »Ich möchte es wirklich wissen.«
    Die alte Frau kniff ein Auge zusammen und beugte sich in ihrem geschnitzten Stuhl vor. »Wie merken Sie es, Lady Bessett, wenn es in einem Zimmer kalt ist? Erklären Sie es mir.«
    Madeleine öffnete den Mund, dann schloss sie ihn wieder, und zog verwirrt die Augenbrauen hoch. »Nun, ich ... ich fühle ein Frösteln. Auf meiner Haut.«
    »Aye? Und was ist ein Frösteln?«
    »Nun, es ist ... es ist ein Gefühl von Kälte.«
    Die alte Frau hob den Finger und wedelte ihn in Madeleines Richtung hin und her. »Gut und schön, so weit«, sagte sie. »Aber was, ich wäre ein Wesen, das nicht fähig ist, Hitze oder Kälte zu empfinden? Dann würden Ihre Erklärungen für mich nicht einen Funken Sinn machen, nicht wahr? Was der junge Geoffrey fühlt, ist dem vergleichbar. Es ist ein Wissen, das nicht daherrührt, dass man sieht oder schmeckt, riecht oder hört, aber auf gewisse Weise eben durch das alles zusammen. Und wenn man es nicht kennt, dann hat man dafür keine Worte.«
    Bereits verwirrt empfand Madeleine jetzt ein Gefühl der Niedergeschlagenheit. Sie wollte verstehen; sie musste in der Lage sein, mit ihrem Kind über das zu sprechen, was ihr wie eine schreckliche Krankheit vorkam. Aber sie fing an zu verstehen, dass das vielleicht niemals möglich sein könnte. »Haben ... haben Sie Worte dafür, Lady Annis?«
    Die alte Dame lehnte sich wieder zurück. »Aye, einige.«
    Madeleine sah die alte Frau bedrückt an. Sie hatte viele Stunden auf ihrer langen Reise in den Norden über Geoffs Kindheit nachgedacht. Seine Gefühlsausbrüche. Seine scheinbar irrationale Angst. Die seltsamen Dinge, die er manchmal sagte. Ihr gefiel Merricks Erklärung nicht, aber sie fürchtete sehr, dass er recht haben könnte. Und so fremd ihr diese Vorstellung auch war, so war es die einzig mögliche Erklärung für die Dinge, die in der Vergangenheit geschehen waren.
    »Dieser Gedanke ist sehr schmerzlich für mich, Lady Annis«, gestand sie. »Der Gedanke, dass mein Kind ... nicht wie andere Kinder ist. Aber Merrick sagt, dass es so ist. Und ich muss anfangen, ihm zu glauben.«
    Die alte Frau streckte die hagere Hand aus und legte sie auf Madeleines. »Ihr Kind ist auf vielerlei Weise so wie jedes andere«, sagte sie, und zum ersten Mal lag etwas Beruhigendes in ihrer Stimme. »Seien Sie dessen ganz sicher, meine Liebe.«
    Madeleine nickte matt. »Was geschieht mit Geoff, wenn er ... wenn er diese Sache spürt?«
    Die alte Lady begann, wieder mit der Fingerspitze auf die Armlehne zu klopfen. »Es ist eine Erweiterung der Wahrnehmung«, erklärte sie. »Manchmal absichtlich, oft zufällig. Aber die Gabe kann sich

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