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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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keine Menschen, und die Ergebnisse der Tierversuche ließen sich nicht eins zu eins auf Menschen übertragen. Zudem war bei nachfolgenden Versuchen die Überlebensrate der Mäuse deutlich höher gewesen, auch wenn sie nie mehr als vierzig Prozent erreicht hatte – eine Tatsache, die Cortot bei den Vorgesprächen mit Vonnegut nie verschwiegen hatte, die jener aber offenbar für nicht sonderlich besorgniserregend hielt.
    »So, Dr. Jeune«, sagte Vonnegut zum Abschluss, »dann darf ich bitten.«
    In den folgenden zwanzig Minuten impfte er zehn Männer mit der Substanz, die die Mäuse verabreicht bekommen hatten – und implantierte ihnen einen per Satellit aufspürbaren Chip. Sie alle hatten einen sechsmonatigen Vertrag mit Globe abgeschlossen und würden in drei Tagen nach Afghanistan fliegen. Es waren ausschließlich Männer mit langer Erfahrung als Soldaten, hatte Vonnegut ihm noch auf dem Weg zum Hospital-Container erklärt, der hinter dem Tarnzelt in der Sonne brütete. Alle seien gesundheitlich natürlich gecheckt und verfügten über eine ausgezeichnete Kondition.
    Dass der Chip nicht nur persönliche Daten enthielt, sondern auch eine Mikropumpe, die Antikörper gegen übliche in Afghanistan vorkommende Krankheiten freisetzte, und bei Empfang einer bestimmten Mikrowellenfrequenz auch Adrenalin und einen neu entwickelten angst- und schmerzhemmenden Stoff, einen Mix aus Metamphetamin, synthetischem Kokain und noch einigen anderen Zutaten, sagte man den Männern nicht.
    Danach beeilte er sich, in seinen Container zu kommen, um eine lange Dusche zu nehmen. Er sehnte sich danach, er brauchte viel, viel Wasser, doch leider reichte das Wasser nicht aus, nach ein paar Minuten tröpfelte es nur noch aus dem Duschkopf, und er musste sich schließlich mit dem Gefühl abtrocknen, irgendwie nicht richtig sauber geworden zu sein.
    Am Abend nahm er am Barbecue teil. Die Männer hatten einen wagenradgroßen Schwenkgrill aufgebaut, unter dem reichlich Holzkohle glühte. Die Steaks schmeckten außerordentlich gut, fand Cortot, und da er sich nicht viel aus Alkohol machte, fehlte ihm auch nicht der Rotwein dazu, denn im Camp herrschte absolutes Alkoholverbot.
    Der Belgier hielt sich etwas abseits, genauso wie Cortot, und setzte sich wohl deshalb zu ihm an einen der langen Klapptische. Und er, Cortot, war sogar ganz froh über die Gesellschaft, denn allein schmeckte es ihm selten, und Vonnegut war in irgendeinem Container verschwunden.
    »Er soll abends nichts mehr essen«, sagte Grangé mit vollem Mund. »Er hat seine spezielle Diät, heißt es.«
    Cortot zuckte mit den Schultern, er mochte es nicht, wenn über andere, die nicht da waren, geredet wurde. Es war ihm immer wie ein Verrat vorgekommen. Lächerlich, dachte er, im Vergleich zu dem, was ich jetzt tue.
    »Sie sind Franzose, ja?«, fragte der Belgier.
    »Ja.«
    »Von einer Uni?«
    »Nein.«
    Grangé kaute immer noch. »Institut?«
    Cortot legte das Besteck zur Seite, wobei er darauf achtete, dass es überlegen und perfekt aussah, um die Distanz zwischen ihnen deutlich hervorzuheben. Arrogant sagte er: »Ich denke, das sollte hier nicht zum Thema werden.«
    Grangé kniff die Augen in seinem rötlich gebräunten Bauerngesicht zusammen. »Gut. Ein geheimes Experiment. Ich weiß. Nur ...« Er schnitt einen breiten Streifen Fleisch ab, spießte ihn auf und sah dann Cortot an. »Stimmt es wirklich, dass die Mäuse noch leben?«
    »Na ja, ein paar sind bei einem anderen Experiment gestorben oder an Altersschwäche.«
    Grangé nickte. »So was hab ich mir gedacht.«
    Cortot wartete auf eine Erklärung, aber der Belgier widmete sich wieder seinem Steak.
    Schließlich verabschiedete sich Cortot und ging zu seinem Container zurück.
    Der Sternenhimmel war außerordentlich, ein Meer aus blinkenden und blitzenden Lichtpunkten. Cortot sog die klare Wüstenluft ein und dachte an Thérèse, wünschte sich, sie wäre hier, neben ihm, beeindruckt von seiner Erscheinung und seiner überlegenen Männlichkeit.
    In dieser Nacht träumte er, wie er in Uniform, ausgestattet mit monströsen Maschinengewehren, in einem Jeep durch die Wüste preschte und auf alles schoss, was sich bewegte. Ratatatata ... ratatatata ...
    Er schlief durch bis sechs. Erfrischt und bester Laune machte er sich fertig, bedauerte, dass er die Uniform zurücklassen musste – vielleicht sollte er fragen, ob er sie behalten könnte, dachte er einen Moment, verwarf diesen Gedanken aber wieder –, packte seinen Handkoffer und

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