Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
und gab ihr einen langen Kuss. Sie löste sich lachend von ihm. »He, wir verpassen noch den Bus!«
    Eine halbe Stunde später standen sie im Eingang des Hanseatic Trade Center. Der junge Wachmann hinter dem Tresen – es war
     nicht der, der Rainer Erlings Leiche gefunden |329| hatte – sah sie misstrauisch an, erwiderte dann aber Marks Gruß.
    Sie nahmen die Treppe.
    »Meinst du, du kannst das elektronische Zugangssystem knacken?«, fragte Mark.
    »Das wird nicht nötig sein. Du hast doch noch deine Codekarte, oder?«
    Mark nickte. »Schon, aber … Pandora wird wissen …«
    »Sie wird uns reinlassen, verlass dich drauf. Es ist sehr nützlich für sie, wenn sie weiß, wo wir sind.«
    »Aber sie wird versuchen, uns zu töten! Vielleicht löst sie wieder ein Feuer aus, und …«
    »Vielleicht. Wir müssen uns eben beeilen. Aber ich glaube nicht, dass sie die Firma vollständig zerstören wird. Den Kernel-Server
     zu verbrennen muss ihr sehr weh getan haben.«
    »Du meinst, sie empfindet Schmerzen?«
    »So was Ähnliches. Jeder Computer, auf dem ein Part von ihr läuft, ist ein Teil von ihr, wie eine menschliche Gehirnzelle.
     Ich bin sicher, dass sie so etwas wie ein Warnsystem hat, wenn Parts ausfallen. Wenn es sehr viele gleichzeitig sind oder
     wenn sie an zentraler Stelle sind, dann dürfte ihr das sehr unangenehm sein.«
    Wenn es nach Mark ginge, würden sie Pandora noch eine Menge Kopfschmerzen bereiten. Sie hatte zwei Menschen auf dem Gewissen
     und wollte Lisa und ihn umbringen. Es war höchste Zeit, ihr eine Axt in den virtuellen Schädel zu schlagen.
    Als Mark seine Codekarte durch den Leser zog, öffnete sich die Tür, so wie Lisa es vorausgesagt hatte. Doch das Büro war nicht,
     wie erwartet, leer. Als sie durch die Glastür traten, sahen sie im offenen Teil links vom großzügig gestalteten Empfangsbereich
     Mary an ihrem Schreibtisch sitzen. John Grimes stand hinter ihr und schaute über ihre Schulter auf den Monitor. Beide drehten
     sich um, als sie die Tür aufgehen hörten.
    |330| »Mark! Lisa!« Auf Marys Gesicht lag Überraschung.
    John Grimes zeigte ein breites Froschlächeln. Er kam mit ausgestreckter Hand auf die beiden zu, die einigermaßen verblüfft
     stehenblieben. »Sie müssen Miss Hogert sein. Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte er. »Gut, dass Sie hier sind, Mark. Wir
     haben uns schon Sorgen gemacht.«
    Mark sah Grimes misstrauisch an. Er hatte ihn nie zuvor so freundlich und gutgelaunt erlebt. »Bitte kommen Sie beide mit in
     mein Büro«, sagte der neue Vorstandschef von D. I. »Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Mr. Grimes, Sie müssen mir glauben«, sagte Mark, als sie sich an seinen früheren Schreibtisch gesetzt hatten. »DINA ist zu
     einer gefährlichen Mutation geworden. Wir müssen …«
    »Ich weiß.« Grimes sah Mark mit seinen Glubschaugen direkt an. »Ich habe einen Fehler gemacht. Nein, nicht einen, eine Menge
     Fehler. Ich weiß, Sie halten mich für ein borniertes Arschloch. Weil ich ein borniertes Arschloch bin. Das ist mein Job. CCC
     hat eine Menge Geld in diese Firma investiert, und wenn die Zahlen nicht stimmen, dann muss ich eben den Bad Guy spielen und
     dem Management Feuer unter dem Hintern machen. Dafür werde ich bezahlt.« Er beugte sich vor. »Es tut mir leid, Mark. Ich war
     unfair zu Ihnen. Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung an.«
    Mark war sprachlos. Er ergriff Grimes’ ausgestreckte Hand. »Schon gut«, sagte er mit einem Seitenblick auf Lisa. Ihr Blick
     war misstrauisch.
    Grimes lächelte breit, und Mark stellte überrascht fest, dass sein Froschgesicht durchaus freundlich aussehen konnte.
    »Ich möchte Ihnen ein Angebot machen«, sagte Grimes. »Ich würde Sie gern ab sofort wieder als CEO dieser Firma einsetzen.
     Sie erhalten zusätzlich einen einmaligen Sonderbonus aufgrund hervorragender Leistungen in Höhe von einer Million Euro. Darüber
     hinaus wird CCC insgesamt fünfzig Millionen Euro in diese Firma investieren, in drei |331| Tranchen. Ich denke, in ein, zwei Jahren können wir an die Börse gehen.«
    Mark glaubte, sich verhört zu haben. Bonus, fünfzig Millionen Investition, Börsengang … diese Vokabeln hatte er seit den kurzen
     goldenen Tagen der New Economy nicht mehr gehört. War das einer von Grimes’ gefürchteten schlechten Scherzen?
    Grimes schien seine Zweifel zu ahnen. »Ich meine es ernst, Mark. Ich habe schon mit den Leuten in London gesprochen. Sie sind
     bereit, jeden benötigten Betrag in diese Firma zu

Weitere Kostenlose Bücher