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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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änderten.
    »Was ist los?«, fragte Unger. »Stimmt etwas nicht?«
    »Nein. Das heißt, doch. Das ist ja das Seltsame: Gestern in der Präsentation hat DINA unsinnige Werte geliefert. Dadurch haben
     wir das Vertrauen unserer Investoren verloren und ich praktisch meinen Job. Jetzt scheint sie wieder zu funktionieren.«
    »Sie haben Ihren Job verloren?«
    Mark zuckte mit den Schultern. Jetzt, wo Ludger tot war, spielte das kaum noch eine Rolle. »Unsere Investoren sind unzufrieden.
     Sie wollen mich ablösen.«
    »Und deshalb haben Sie sich mit Hamacher gestritten?«
    Mark seufzte. Er nahm die Bronzefigur des Bullen in die Hand und betrachtete sie, als müsse er sich für immer von ihr verabschieden.
    »Es stimmt, ich habe ihm Vorwürfe gemacht. Ich war frustriert. Aber ich hätte ihn doch nicht umge…« Er stockte. In |46| den Fugen am Sockel der Figur waren dunkelbraune, verkrustete Schmutzspuren zu erkennen. Ihm wurde kalt. Er ließ die Figur
     mit einem Knall auf den Schreibtisch fallen. Angeekelt zog er seine Hände zurück.
    »Was ist los?«, fragte Unger.
    »Das … ich glaube, da an der Figur … das ist Blut.«

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    8.
    Hamburg-Hafencity,
    Donnerstag 9:01 Uhr
    Hauptkommissar Friedemann Unger holte eine Plastiktüte aus seiner Jackentasche und stülpte sie sich über die Finger wie einen
     Handschuh. Damit fasste er die Bronzestatue an und betrachtete sie genauer. Kein Zweifel, das war Blut, hastig abgewischt.
     Vorsichtig stellte er die Figur auf den Schreibtisch. Die KTU würde Gewissheit bringen, aber er war auch so ziemlich sicher,
     dass das schwere, kantige Ding zu der Wunde an Hamachers Schädel passte.
    Sein Blick verengte sich, als er Helius’ bleiches Gesicht musterte. Er wurde einfach nicht schlau aus dem Mann. Auf den ersten
     Blick hatte alles nach einem relativ einfachen Fall ausgesehen: Ein Streit unter den Gründern einer Firma kurz vor der Pleite,
     der tödlich endete. Aber dieser Helius benahm sich überhaupt nicht wie ein Mörder. Er wirkte nervös und niedergeschlagen,
     aber nicht ängstlich. Er rief nicht seinen Anwalt an, obwohl diese New-Economy-Fuzzis doch sicher ständig mit Anwälten zu
     tun hatten. Und jetzt lieferte er ihm auch noch die Tatwaffe frei Haus, mit seinen eigenen Fingerabdrücken drauf.
    Als Unger vorhin das Büro mit der grandiosen Aussicht betreten hatte, war ein Anflug von Zorn in ihm hochgestiegen. Er hatte
     einen beträchtlichen Teil seiner Ersparnisse am Neuen Markt verloren – sein Geld, das wahrscheinlich für so |47| ein schickes Büro wie dieses verpulvert worden war. Aber es war seine eigene Dummheit gewesen, und er durfte sich von seinen
     persönlichen Problemen nicht in der Ermittlungsarbeit beeinflussen lassen.
    »Sie haben wirklich keine Idee, wer das getan haben könnte? Gibt es irgendjemanden, der einen Groll auf Hamacher hatte? Vielleicht
     jemand, der entlassen wurde? Denken Sie nach!«
    Helius runzelte die Stirn. »Nein … das heißt, doch, wir haben eine Programmiererin entlassen. Aber das ist drei Monate her.
     Und wenn überhaupt, dann müsste sie auf mich sauer sein, nicht auf Ludger.«
    »Der Name?«
    »Lisa Hogert.«
    »Adresse?«
    »Die kann Ihnen Frau Andresen geben.«
    »Warum wurde sie entlassen?«
    »Sie hat Geld gestohlen. Wir hatten hier eine Serie von Diebstählen und haben schließlich einen Geldschein präpariert. Wir
     fanden ihn dann bei ihr. Ich habe sie fristlos gefeuert.«
    Unger nickte. Das sah nicht gerade nach einer heißen Spur aus. »Gibt es sonst jemanden, vielleicht in seinem privaten Umfeld?«
    »Ludger lebte allein. Soviel ich weiß, hatte er keine Freundin. Er hat sehr viel Zeit hier in der Firma verbracht.«
    »Sie sagten vorhin, diese DINA hätte gestern Fehler gemacht. Heute scheint sie wieder zu funktionieren. Wie erklären Sie sich
     das?«
    Helius runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht. Möglicherweise hat Ludger gestern noch den Fehler gefunden. Aber es kann genauso
     gut sein, dass der Fehler nur sporadisch auftritt. Die Suche nach Fehlern macht üblicherweise mehr als die Hälfte des Entwicklungsaufwands
     für Software aus, und am schwierigsten sind die zu finden, die nur manchmal auftreten.«
    »Könnte der Mord etwas damit zu tun haben?«
    »Wie meinen Sie das?«
    |48| »Ich habe keine Ahnung. Ich frage nur.«
    »Ich kann mir keinen Zusammenhang vorstellen.«
    »Könnte jemand die Software absichtlich sabotiert haben? Um Ihnen zu schaden?«
    »Wer sollte das tun? Und warum? Niemand profitiert

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