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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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kennen, halte ich es nicht
     für angebracht, ihn zu verhaften.«
    Dreek sah seinen Chef an, als zweifle er an dessen Verstand, sagte jedoch nichts.
    »Ich erzähle Ihnen mal, was ich glaube. Ich glaube, jemand will Helius den Mord anhängen. Der Mörder hat die Daten der Schließanlage
     irgendwie manipuliert. Immerhin sind wir hier in einer Computerfirma, da gibt es sicher genug Leute, die so was können. Er
     hat gehofft, dass wir die Tatwaffe auf Helius’ Schreibtisch finden, und hat sie absichtlich nur grob |51| abgewischt. Er konnte ja nicht damit rechnen, dass Helius selbst die Blutspuren entdeckt und uns darauf hinweist. Ich meine,
     wenn Helius der Mörder wäre, hätte er die Statue doch wahrscheinlich in die Elbe geworfen oder sie zumindest gründlicher gesäubert.
     Und er hätte mich wohl kaum selbst auf die Blutspuren hingewiesen!«
    Dreek setzte an, etwas zu sagen, doch Unger stoppte ihn mit einer Handbewegung.
    »Der Mörder ist ein Mitarbeiter dieser Firma, da bin ich sicher. Jemand, der Helius was anhängen will. Vielleicht auch ein
     ehemaliger Mitarbeiter. Helius hat mir da was von einer gefeuerten Programmiererin erzählt …«
    Dreek hielt es nicht mehr aus. »Ich sage Ihnen, was ich glaube, Chef. Ich glaube, Sie denken viel zu kompliziert. Bei allem
     Respekt, Sie machen einen großen Fehler, wenn Sie den Hauptverdächtigen laufenlassen, bloß wegen der Sache mit dem Hühnerbaron!«
    Ungers Augenbrauen zogen sich zusammen. Er merkte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Was bildete Dreek sich ein, ihn so
     zurechtzuweisen! Was wusste dieser vorlaute Grünschnabel schon über die Sache mit dem Hühnerbaron!
    Es stimmte, dass ihm der Fall immer noch zu schaffen machte. Unger hatte den Besitzer mehrerer Hühnerfarmen verhaftet. Er
     war verurteilt worden, seinen einzigen Sohn im Streit ermordet zu haben. Er hatte im Gefängnis Selbstmord begangen. In seinem
     Abschiedsbrief hatte er jedoch seine Unschuld beteuert.
    Unger war überzeugt gewesen, dass ein Täter, der sich aus Schuldgefühl umbringt, im Abschiedsbrief seine Schuld zugegeben
     hätte. Er hatte den Staatsanwalt überzeugt, den Fall neu aufzurollen. Schließlich war es ihm gelungen, den Liebhaber der Frau
     des Hühnerbarons als wahren Täter zu überführen. Um ihn zu decken und in den Besitz der Farmen zu kommen, hatte die Frau die
     Indizien gegen ihren Mann manipuliert. Unger hatte die beiden hinter Gitter gebracht, aber |52| er gab sich immer noch die Schuld am Tod des Hühnerbarons.
    Konnte es sein, dass Dreek recht hatte? War sein Urteilsvermögen durch diese Sache getrübt? Ließ er einen Mörder entkommen,
     weil er zu viel Angst hatte, erneut einen Unschuldigen zu verhaften? Er seufzte. »Also gut. Lassen Sie Helius überwachen.
     Aber wir haben immer noch kein plausibles Mordmotiv. Finden Sie es! Inzwischen knöpfen wir uns die Mitarbeiter noch mal vor,
     einen nach dem anderen.«

[ Menü ]
    10.
    Hamburg-Poppenbüttel,
    Donnerstag 10:07 Uhr
    Als Mark die Haustür aufschloss, hörte er jemanden im ersten Stock. Julia war zurückgekehrt! Wenigstens ein kleiner Lichtblick
     in diesem Alptraum.
    Sie kam die Treppe herunter, eine gepackte Reisetasche im Arm. »Oh …«, sagte sie und blickte verlegen zu Boden.
    »Julia, bitte … ich …«
    »Vergiss es! Ich hab nur ein paar Sachen geholt. Lass uns ein paar Tage …« Sie hielt inne, runzelte ihre hübsche Stirn. »Warum
     bist du eigentlich hier, um diese Zeit? Haben Sie dich …«
    »Gefeuert? Nein, noch nicht.« Mark wünschte sich von ganzem Herzen, es wäre nur das. Er spürte, wie ihm Tränen in die Augen
     schossen. »Ludger ist tot!«
    Julia wurde bleich. Ludger war oft bei Ihnen zum Abendessen gewesen. Sie hatte sich immer gut mit ihm verstanden. »Was? Wie
     ist das passiert?«
    »Er wurde ermordet.«
    »Ermordet? Aber … wer …«
    »Ich weiß es nicht. Aber jemand versucht, mir den Mord anzuhängen. Irgendwer hat die Schließanlage manipuliert, |53| und jetzt sieht es so aus, als sei ich gestern Abend noch mal in der Firma gewesen.«
    »Und? Warst du es?«
    »Was?« Mark hatte das Gefühl, als verlöre er den Boden unter den Füßen. »Julia, du … das … das kannst du nicht ernst meinen!«
    Sie sah ihn trotzig an. »Du warst gestern anders als sonst, und du warst allein. Woher soll ich wissen, was du am Abend gemacht
     hast?«
    Er konnte es nicht fassen. Julia war immer ein wenig nachtragend gewesen, aber dass sie in dieser Situation so etwas sagte,
     war

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