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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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davon, wenn die Firma pleitegeht. Die Mitarbeiter verlieren ihre Jobs und
     die Investoren ihr Geld.«
    »Ein Konkurrent vielleicht?«
    »Es gibt in Deutschland keine Firma, die etwas Ähnliches macht. Und die Amerikaner sind am deutschen Markt bisher nicht interessiert.«
    »Gibt es jemanden, der Sie persönlich hasst? Ich meine, vielleicht war Hamacher gar nicht das eigentliche Ziel. Vielleicht
     wollte jemand Sie …«
    Die Tür ging auf, ohne dass es geklopft hatte. Unger fuhr ärgerlich herum und blickte in das grinsende Gesicht von Kriminalkommissar
     Hinrich Dreek, den alle nur Sir Francis nannten.
    »Ich hab was, Chef!«, rief er fröhlich.
    »Nicht jetzt, Dreek …«
    »Ich weiß, wer zur Tatzeit im Büro war.«
    »Was?«
    »Die Sicherheits-Schließanlage. Alle Mitarbeiter haben eine elektronische Zugangskarte. Die Anlage zeichnet genau auf, wer
     wann die Tür auf- oder zuschließt.«
    »Und?«
    »Nach den Aussagen der Mitarbeiter war Ludger Hamacher allein, als der Letzte gegen acht das Büro verließ. Aber die Schließanlage
     hat um 21:05 Uhr noch einmal einen Schließvorgang aufgezeichnet. Jemand ist also um diese Zeit ins Büro gekommen.«
    »Nun machen Sie’s nicht so spannend, Dreek. Wer?«
    »Die Tür wurde um 21:05 Uhr mit der Karte von Mark Helius geöffnet.«
    Unger wandte sich zu Helius um und betrachtete lange das schreckensbleiche Gesicht des Mannes.

[ Menü ]
    |49| 9.
    Hamburg-Hafencity,
    Donnerstag 9:38 Uhr
    Unger und Dreek standen in einem elegant eingerichteten Konferenzraum, der einen ebenso grandiosen Blick auf die Elbe ermöglichte
     wie Helius’ Büro.
    »Sie haben
was
?«, fragte Dreek. Man merkte, dass er Mühe hatte, den nötigen Respekt vor seinem Vorgesetzten zu wahren.
    »Helius sagte, er fühle sich nicht wohl, und er hat so ausgesehen, als ob das stimmt. Ich habe ihn gehen lassen.«
    »Aber, Chef … ich meine, die Schließanlage … er war zur Tatzeit im Büro! Es ist doch völlig offensichtlich, dass er der Täter
     ist!«
    »Eben.«
    »Eben? Wie meinen Sie das?« Dreek sah ihn mit großen Augen an. Mit seinen blonden, kurzen Haaren und seinem sommersprossigen
     Gesicht wirkte er jünger als seine 31 Jahre. Man neigte dazu, ihn zu unterschätzen. Er war ein talentierter und hochintelligenter
     Bursche, wenn auch etwas ungestüm. Unger war froh, ihn in seinem Kommissariat zu haben.
    »Das ist doch alles viel zu einfach. Mal angenommen, Helius ist der Mörder. Er erschlägt Hamacher nach einem Streit im Affekt.
     Dann realisiert er, was er getan hat. Er wischt die Mordwaffe hastig ab und stellt sie wieder auf seinen Schreibtisch. Er
     schließt die Bürotür mit seiner Codekarte ab, obwohl er genau weiß, dass der Schließvorgang aufgezeichnet wird, und fährt
     einfach nach Hause.«
    »Vielleicht hat er es vergessen …«
    »Möglich. Am nächsten Morgen kommt er seelenruhig ins Büro, als sei nichts geschehen. Er gibt eine oscarreife Vorstellung
     des entsetzten Freundes des Opfers, und zur Krönung liefert er uns ein Motiv und die Tatwaffe auf dem Silbertablett. Finden
     Sie, das klingt plausibel?«
    |50| »So, wie Sie es gerade erzählt haben, nicht«, sagte Dreek. »Aber denken Sie mal an Folgendes: Vielleicht will Helius, dass
     wir ihn überführen? Vielleicht hat er unbewusst so offensichtliche Spuren hinterlassen, weil er mit der Schuld am Tod seines
     Freundes nicht leben kann und bestraft werden möchte? Ich hab im Seminar über Täterpsychologie …«
    »Wir sind hier nicht auf der Polizeiakademie, Herr Dreek. Ich kann nicht ausschließen, dass Sie recht haben. Aber wenn, dann
     besteht keine Fluchtgefahr, und es gibt keinen Grund, Helius zu verhaften, solange seine Schuld nicht bewiesen ist.«
    »Welche Beweise brauchen Sie denn noch?« Dreek hatte die Stimme weit über das Niveau gehoben, das im Umgang mit einem Vorgesetzten
     noch akzeptabel war.
    Unger nahm es ihm nicht übel. Er selbst war auch einmal so ein Heißsporn gewesen. Er schlug einen beschwichtigenden Tonfall
     an.
    »Ich brauche ein überzeugendes Motiv. Wenn der Streit der Grund für den Mord gewesen wäre, hätte Helius im Affekt gehandelt.
     Es hätte wahrscheinlich einen Kampf gegeben. Hamacher wäre nicht seelenruhig an seinem Schreibtisch sitzen geblieben, und
     Helius hätte ihn nicht hinterrücks erschlagen, mit einer Mordwaffe, die er erst aus seinem Büro holen musste. Nein, wenn Helius
     der Mörder war, dann muss er einen völlig anderen Grund gehabt haben. Und solange wir den nicht

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