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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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junger Mann, aber Sie sitzen im falschen Zug«, sagte der Schaffner kurze Zeit später, als Mark ihm die Fahrkarte
     zeigte.
    »Ich weiß. Ich war wohl noch nicht ganz wach vorhin.«
    Der Schaffner lächelte und nickte. Er blätterte in einem dünnen Kursbuch. »Am besten, Sie steigen in Buchholz aus |84| und nehmen die Regionalbahn um sechs Uhr siebenundvierzig zurück nach Harburg. Mit etwas Glück kriegen Sie noch den ICE um
     sieben Uhr zwölf über Hannover. Er fährt am selben Bahnsteig gegenüber.«
    »Vielen Dank. Was kostet denn die Fahrt bis Buchholz?«
    Der Schaffner lächelte freundlich. »Lassen Sie man. Wir machen ja alle mal Fehler.«

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    20.
    Buchholz/Nordheide,
    Freitag 6:41 Uhr
    Das kleine, verschlafene Städtchen, für das er Buchholz immer gehalten hatte, ohne je dort gewesen zu sein, war um diese Zeit
     erstaunlich wach. Der Bahnsteig war voll mit Berufspendlern, die auf die Regionalbahn Richtung Hamburg warteten. Mark überlegte,
     ob er sich ihnen anschließen und nach Harburg zurückfahren sollte, wie der Schaffner ihm geraten hatte. Aber mit dieser Möglichkeit
     würde die Polizei sicher rechnen. Also verließ er das kleine Bahnhofsgebäude.
    Eine Bäckerei in der Nähe hatte bereits geöffnet. Er kaufte sich ein Schokocroissant, ein Franzbrötchen und einen Kaffee und
     stellte sich an einen der Stehtische mit Blick auf den Marktplatz. Er war erstaunt darüber, wie gut sein Frühstück schmeckte.
     Vielleicht wurde man besonders empfänglich für die Kleinigkeiten des Lebens, wenn einem sonst nichts mehr blieb.
    Er überlegte, wie er die Fahrt nach Münster fortsetzen konnte, ohne der Polizei ins Netz zu gehen. Er war sich nicht sicher,
     wie dicht sie ihm auf den Fersen waren. Hatten Sie damit gerechnet, dass er den Regionalzug Richtung Bremen nehmen würde?
     Wenn ja, würden sie die Stationen unterwegs kontrollieren?
    Seine Fragen wurden beantwortet, als er einen Streifenwagen |85| mit Blaulicht über den Marktplatz jagen sah. Der Wagen hielt vor dem Bahnhof, und zwei Beamte sprangen heraus. Er hatte Glück
     gehabt, dass der Zug schneller gewesen war als sie.
    Sicher würden sie die Passanten befragen. Würde sich jemand an ihn erinnern? Es erschien ihm unwahrscheinlich – die Leute,
     denen er begegnet war, saßen sicher inzwischen in ihren Pendlerzügen.
    Er sah zu der Verkäuferin hinter der Theke hinüber. Sie war kaum zwanzig, Türkin wahrscheinlich, sehr hübsch. Sie lächelte
     ihm zu, und er bemühte sich zurückzulächeln.
    Sie würde sich an ihn erinnern.
    Er würgte die Reste des Franzbrötchens hinunter, trank den Kaffee aus und verließ die Bäckerei so langsam und entspannt, wie
     er konnte. Draußen musste er sich zwingen, nicht loszurennen. Er bog in eine Seitenstraße ein – Fußgängerzone, die Schaufenster
     dunkel. Niemand war hier um diese Zeit unterwegs. Zu auffällig. Sein Herz klopfte. Lange konnte es nicht mehr dauern, bis
     die Polizisten sich in den wenigen geöffneten Läden rund um den Bahnhof erkundigten, ob jemand den flüchtigen Mörder Mark
     Helius gesehen hatte. »Er war hier. Er ist noch keine Viertelstunde weg«, würde die Verkäuferin sagen, und die Beamten würden
     sofort eine Ringfahndung auslösen. Alle Straßen im Umkreis von zwanzig Kilometern würden kontrolliert werden. Mit öffentlichen
     Verkehrsmitteln hatte er keine Chance, hier herauszukommen.
    Er verließ die Fußgängerzone und bog in eine Gasse zwischen schmucklosen Mehrfamilienhäusern ein. Hin und wieder kam jemand
     aus einem der Häuser, stieg in sein Auto und fuhr seiner geregelten Arbeit entgegen. Mark beneidete diese Menschen um ihr
     stilles, unkompliziertes Leben.
    Er erreichte eine Hauptstraße, die rege befahren war. Ein Einsatzwagen näherte sich. Er unterdrückte den Impuls, sich irgendwo
     zu verstecken, und blieb einfach an der Fußgängerampel stehen. Der Wagen fuhr vorbei.
    |86| Er überquerte die Straße und ging weiter durch eine von jungen Kastanien gesäumte Allee, vorbei an gemütlich aussehenden Einfamilienhäusern
     mit ordentlichen Vorgärten. Eine gefährliche Gegend. Jemand, der um diese Zeit allein hier entlangging, fiel auf. Doch er
     begegnete niemandem außer zwei etwa zehnjährigen Jungen mit Schulranzen auf den Rücken, die in eine Diskussion über den Wert
     ihrer Yu-Gi-Oh-Karten bei eBay vertieft waren.
    Noch zweimal wechselte er die Straße, dann dünnte sich das Wohngebiet allmählich aus. Die Gärten wurden größer, und dahinter
    

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