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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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Verschwindet!«
    Ich riss die Haustür auf und starrte in die Mündungen dreier Sturmgewehre. Sie lagen in den Armen von Männern, einer links, die anderen rechts neben der Tür, die Oberkörper an die Wand gepresst.
    »Auf den Boden! FBI!«
    Im Garten lagen weitere fünf Männer in der Wiese und zielten mit Gewehren auf die Tür. Langsam ging ich mit erhobenen Händen auf die Knie. »Jack Reynolds?« Ich nickte. »Sie sind verhaftet, wegen des Verdachts der Entführung, Vergewaltigung und Mord in mindestens zwei Fällen!«
    Der Mann sprach weiter, klärte mich über meine Rechte auf, aber ich konnte kein Wort verstehen. Die Mädchen in der Diele brüllten wie Vieh, das bei lebendigem Leib verbrannte. Ich hatte nur noch einen einzigen Wunsch: Es sollte zu Ende sein. Es sollte aufhören. Dieser ganze Wahnsinn sollte für immer und ewig aus meinem Leben verschwinden. Aber das würde er nicht. Niemals. Es gab nur eine einzige Option.
    Ich sprang auf und rannte los.
    » Stopp !«, rief einer der Männer.
    Schießt! Verdammt noch mal – schießt!
    Doch sie schossen nicht. Einer der Männer hechtete aus der Wiese und donnerte den Gewehrkolben gegen meine Schläfe. Während die Steinplatten auf mich zu rasten, schossen Detective Hillers Worte in mein Gehirn:
    Und glauben Sie mir: Kindermörder sind für die Häftlinge der allerletzte Dreck. Der Rest seines Lebens wird definitiv die Hölle. Würde er vorher … wie auch immer … ums Leben kommen, dann täte … wer auch immer … ihm einen großen Gefallen.
    Aber niemand hatte mir diesen Gefallen getan.

29
     
    FBI Niederlassung, 26 Federal Plaza, New York City
    J etzt
     
    Special Agent Seal starrt mich an. Er hat mich die ganze Zeit angestarrt, während ich meine Geschichte seit dem Zeitpunkt des Erwachens im Motel erzählt habe. Seinem Blick nach zu urteilen kämpft er in diesem Augenblick mit sich selbst, ob meine Schilderungen in irgendeiner Weise der Wahrheit entsprechen können oder zumindest einer Wahrheit, die innerhalb meiner Erlebnisse plausibel ist. Obwohl ich meine Geschichte damit beendet habe, dass ich im Garten des Hauses von einem FBI-Mann niedergeschlagen wurde, was er, wie er mir bestätigt hat, auch selbst gesehen hat, scheint er darauf zu warten, dass ich noch etwas sage. Aber ich habe nichts mehr zu sagen. Alles was ich weiß, weiß nun auch Agent Seal. Und noch mehr – denn vor ihm liegt eine braune Mappe auf dem Tisch. Jack Reynolds steht handgeschrieben darauf – und die Namen der vier entführten Mädchen.
    Der Verhörraum 13 besteht aus vier Betonwänden, die mit weißer Farbe überstrichen sind. An einer Wand hat man anstatt eines Fensters einen Spiegel montiert, durch den – wie mir Seal gleich zu Beginn des Verhörs mitgeteilt hat – unser Gespräch von anderen Agenten beobachtet und mitgefilmt wird. Neben der Tür steht ein weiterer FBI-Mitarbeiter, der in Abständen von etwa dreißig Minuten abgelöst wird. Ich vermute, dass er als Schutz für Agent Seal im Raum ist, für den Fall, dass ich trotz meiner Handschellen über ihn herfallen würde .
    Seal war während des Verhörs ein aufmerksamer Zuhörer. Er hat keine Zwischenfragen gestellt, sondern nur Notizen auf ein Blatt Papier gekritzelt. Er schien interessiert an meiner Geschichte, wobei ich selbst beim Erzählen des Öfteren das Gefühl gehabt habe, dass all dieser Wahnsinn niemals geschehen sein konnte. Als wäre sie nur die Ausgeburt eines kranken Gehirns. Meines Gehirns – was demnach auch den Tatsachen entspricht.
    Seals kurzgeschorenes, aschblondes Haar glänzt im Neonlicht, was vermutlich an der Hitze liegt, die im Raum herrscht, als würde im Stockwerk unter uns ein Feuer toben. Sein schlanker Oberkörper steckt in einem weißen Hemd, das ordentlich zugeknöpft ist. Die Handflächen hat er wie zu einem Gebet aneinandergelegt. Jetzt spitzt er die Lippen, als habe sein Gehirn ihm nun signalisiert, dass meine Geschichte zu Ende ist.
    »Okay«, sagt er und rutscht mit dem Stuhl näher zum Tisch. »Dann werde ich Ihnen mal sagen, was wir über Sie herausgefunden haben.« Er schlägt die braune Mappe auf und blickt auf ein beschriebenes Blatt Papier. »Wird sicher interessant für Sie sein, da Sie ja behauptet haben, I hre Erinnerung verloren zu haben.«
    Seals Betonung des Wortes behauptet klingt nicht nach Zynismus. Vermutlich fällt der Begriff Amnesie oft in diesen Räumen. Aber ich bin auch davon überzeugt, dass im Nebenraum noch während des Gesprächs ein Kontakt mit

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