Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
Vom Netzwerk:
beim Vornamen, um den Eindruck zu erwecken, dass ich sie gut kannte. »Es handelt sich um einen ihrer Patienten. Ein Mädchen. Es geht um Leben und Tod.« Und das war noch nicht einmal gelogen.
    »Sandra?«, fragte der Mexikaner.
    »Die Kleine im Dritten«, meldete Dolph Lundgren sich zu Wort.
    Ich nickte zum Schild an der Hauswand. »Sandra Berington. Ich habe sie zu Hause nicht erreicht«, log ich und erwartete die nächste Frage. Schon während meines letzten Satzes war mit klar, dass sie gestellt werden würde.
    »Warum hat Miss Berington uns nicht informiert?« Der Tonfall des Mexikaners hatte sich verändert. Von abfällig auf beleidigt. Wie konnte Sandra auch nur vergessen, den Zuchtbullen zu informieren? Vor allem – aber so weit hatte er vermutlich nicht gedacht – stellte sich die Frage, warum ich hergekommen war und nicht Sandra zu dem Mädchen, wenn es doch um Leben und Tod ging. Ich hatte die Antwort. Also nahm ich sie vorweg.
    »Ich habe sie in der Praxis angerufen. Sie hat nicht a bgehoben. Aber sie muss da sein! Könnten Si e bitte nachsehen ?«
    Der Zuchtbulle blickte zu Dolph. Der zuckte mit den Schultern und erweckte den Eindruck, dass ihm die Tatsache, das Leben eines Kindes stünde auf dem Spiel, ungefähr so berührte, wie die Mückenleiche auf der Glastür neben seiner Hand. Der Mexikaner dagegen wirkte etwas engagierter. Er zog die Augenbrauen in das Gesicht und schien zu überlegen , ob er Sandra verständigen sollte.
    »Und was soll ich ihr sagen?«, fragte er schließlich. Dolph gähnte. Die Frage verursachte einen kurzen Stich in der Brustgegend. Denn sie konnte nur eines bedeuten: Er wusste , dass Sandra in der Praxis war.
    »Sie ist also da?«
    Der Mexikaner nickte.
    »Sagen Sie ihr, Jack ist hier. Es geht um Patricia White.«
    » Jack … White«, wiederholte er und kratzte sich am Hinterkopf.
    »Ja. Patricia White.«
    Der Mexikaner seufzte. »Warten Sie hier«, sagte er und nickte dem Hünen zu. Der drückte die Tür ins Schloss und sperrte ab. Die beiden gingen zur Portierloge. Dolph verschwand im Hinterzimmer, der Mexikaner griff nach dem Telefonhörer und blickte auf den Tisch. Ich konnte die andere Hand nicht sehen, vermutete aber, dass er Sandras Telefonnummer eintippte. Dann blickte er zu mir, wobei ich bezweifelte, dass er mich sehen konnte, da durch die Innenbeleuchtung die Glastür wie ein Spiegel wirken musste. Seine Lippen bewegten sich. Er lächelte.
    Wie würde Sandra reagieren? War der Name Patricia White Grund genug, mich hereinzulassen?
    Ja. Er wäre es. Umso mehr, als der Mexikaner ihr bestimmt über die Gefahr für das Leben des Mädchens berichten würde. Sandra würde zumindest nachfragen. Auch wenn sie mich nicht kannte. Und dann hätte ich die Gelegenheit, ihr von den Visionen und Träumen zu erzählen.
    Und von dem Tagebuch.
    Das Buch! Intuitiv blickte ich auf den Boden zu meiner Jacke, obwohl ich wusste, dass ich das Tagebuch seit der Liftfahrt im Krankenhaus nicht mehr bei mir hatte. Der Arzt musste es mir abgenommen haben. Somit hatte ich das einzige Beweismittel verloren, das die Gefahr für Patricia belegen konnte. Alle Hinweise auf Eddie waren fort. Und Sandra würde mir kein Wort glauben.
    Ich schüttelte den Kopf. Von einem Moment zum anderen sah alles aussichtslos aus. Hatte ich zuvor noch gehofft, Sandra Berington überzeugen zu können, fühlte ich mich jetzt als Spinner, der vor dem Gebäude stand und tatsächlich annahm, eine Physiotherapeutin würde einem wildfremden, dreckigen, verletzten Mann Glauben schenken und sich mit Patricias Mutter in Verbindung setzen. Nein. Das würde sie nicht. Ohne Tagebuch hatte ich nichts in der Hand.
    Der Mexikaner kam auf den Eingang zu. Vermutlich würde er mir jetzt mitteilen, dass ich morgen wieder kommen sollte oder Miss Berington beschäftigt wäre.
    Ich hob die Jacke auf und hängte sie über meine Schulter. Zumindest wusste ich, dass Sandra in der Praxis war. Ich musste demnach nur die Telefonnummer suchen und sie anrufen. Vielleicht konnte ich sie davon überzeugen, Patricia zu beobachten? Und möglicherweise löste der Name Eddie etwas bei ihr aus. Laut Patricias Tagebucheintrag hatte sie ihr Eddie vorgestellt. Sandra kannte ihn also. Ich musste sie nur entsprechend sensibilisieren. Immerhin – ein kleiner Hoffnungsschimmer.
    Das Gesicht des Mexikaners schien meine Befürchtung zu bestätigen. Ernst blickte er durch die Glasscheibe, deutete mir dann aber, dass ich warten sollte. Dann drehte er sich um

Weitere Kostenlose Bücher