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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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klären.«
    »Verdammt , Jack ! Lass das! Das führt zu nichts. Du hast mit dem Tod der Kleinen nichts zu tun. Und was immer du tust, es wird sie nicht zurückbringen.«
    »Dave … Patricia ist ermordet worden.«
    Stille. Entfernt hörte ich durch das Telefon ausgelassenes Lachen. Schließlich folgte ein ungläubiges »Wie bitte?«
    »Ermordet, Dave. Irgendein perverses Schwein hat das Mädchen verbrannt und es dann in das Haus gelegt. Und dieser Arsch wollte mir die Verantwortung an dem Tod der Kleinen anhängen.«
    »V erdammt, Jack … Was meinst du damit ?«
    »Verstehst du jetzt, dass ich hier ein paar Dinge klären muss?«
    »Was zum Teufel hast du herausgefunden?«
    »Das erzähl ich dir später. Ich komme dann zur Wache. Sag dem Captain, dass ich die nächsten Tage nicht arbeiten werde. Erzähl ihm irgendeinen Scheiß … lass dir etwas einfallen.«
    »Jack! Es gibt keinen Grund, dass du Urlaub nehmen würdest.«
    »Dann sag ihm einfach, dass ich sauer bin und das Arschgesicht des Alten ein paar Tage nicht sehen will.«
    Dave lachte. »Ja, das klingt nach dir. Ich werde es ihm ausrichten. Bis dann.«
    »Dave?«
    »Ja?«
    »Habe ich dir vor meinem Verschwinden irgendetwas von einer Puppe erzählt?«
    »Eine was ?«
    »Puppe.«
    »Du meinst eine heiße Stute? Ja, da hast du öfter … «
    »Dave, verdammt! Ich meine tatsächlich eine Puppe .«
    Dave schien nachzudenken. Schließlich verneinte er meine Frage. »Ich mache mir Sorgen um dich, Jack«, sagte er schließlich. »Wie kommst du darauf?«
    »Da war eine Puppe, mit schwarzen Tränen. Patricias Puppe. Sie lag in meinem Wagen und jemand hat sie geklaut. Ich weiß auch nicht. Dieser Traum, in dem meine Mutter … «
    »Traum? Wovon zum Teufel sprichst du?«
    »Wenn ich das wüsste. Noch etwas: Die Zeitung, auf der du deine Nachricht gekritzelt hast – die hast nicht zufällig du auf den Wohnzimmertisch gelegt?«
    »Nee, die lag schon dort, als wir in die Wohnung gekommen sind. Was ist eigentlich los mit dir?«
    Ich seufzte. »Irgendwie ergibt nichts einen Sinn. Diese Puppe, meine Träume, die irgendwie mit ihr zusammenhängen, dieser Sarg in dem Zeitungsbericht, in dem dieser … «
    Ich stockte.
    »Welcher Zeitungsbericht? … Jack? «
    Ich erinnerte mich, in welchem Traum meine Mutter die schwarzen Tränen weinte. »Dave, ich melde mich.«
    »Jack!«
    Ich trennte die Verbindung, sprang aus dem Wagen und sprintete los.
    Der Traum, in dem mein Gehirn die Puppe auf meine Mutter projizierte, war jener, in dem ich Anys Sarg ausgrub. Heute Morgen konnte ich noch nichts damit anfangen. Doch jetzt wusste ich, dass diese Puppe damit zusammenhängen musste. Der Zeitungsbericht. Das Foto vom aufgebrochenen Sarg. Ich war überzeugt, dass ich dort einen Anhaltspunkt finden würde.
     
    Das Bild maß etwa zehn Zentimeter im Quadrat. Der darauf abgebildete Sarg bestand aus jeweils drei Latten, die die Längs-, Kopf- und Fußseite bildeten. Der Sargdeckel war aus einem Stück geschnitten und lag neben der Kiste auf einem Erdhaufen. Der Boden um den Sarg war vor kurzem aufgeschüttet worden. Eine Nummer, 77 6 , prangte auf einer Längsseite. Sonst war auf dem Bild nichts zu sehen.
    Das Innere des Sarges war nicht erkennbar. Nicht, dass das Bild zu unscharf gewesen wäre. Vielmehr hatte die Redaktion der New York Times diesen Teil der Fotografie kaschiert. Wahrscheinlich wollte man den Lesern den Anblick eines verbrannten und halb verwesten Menschenkörpers ersparen, was ich dankbar zur Kenntnis nahm.
    Enttäuscht lehnte ich mich zurück. Ich hatte meine gesamten Hoffnungen in das Bild gesetzt, war überzeugt, hier einen Anhaltspunkt zu finden, der mich zumindest einen Schritt weiter brachte. Aber außer einem aufgebrochenen Holzsarg war nichts zu erkennen.
    Wieder dachte ich, dass ich mich in etwas hineinsteigerte, einem Phantom nachjagte, das nicht existierte. War es nur Wunschdenken, dieses Bild hätte etwas mit mir, mit der Puppe und dem ganzen Wahnsinn zu tun? Nein. Dieses Bild barg die Antwort. Ich sah sie nur nicht. Hatte ich mich auf das falsche Detail versteift? War es nicht der Sarg oder dessen Inhalt, der mir weiterhelfen sollte? War es etwas ganz anderes?
    Die Erde um den Sarg war frisch. Demnach musste der Sarg erst vor wenigen Tagen eingegraben worden sein. Glück für den Grabschänder, da er nur einen Spaten brauchte und die lockere Erde mühelos fortschaufeln konnte. War es das? Ein Brandopfer, das erst vor kurzem ums Leben kam?
    Aber d a war noch etwas.

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