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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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der Polizei mehr und mehr Hinweise zukommen lassen, bis es für sie eindeutig war, dass Jack Reynolds die Mädchen entführt und getötet hatte. Soweit waren die Spielregeln festgelegt. Je länger ich wartete, desto eher würde das NYPD mich festnehmen und mein Vater hätte gewonnen.
    Aber anhand der Bilder ist mir nun eine weitere Spielregel bewusst geworden. Er hatte nicht nur die Polizei auf mich angesetzt, sondern offenbar auch die Eltern der entführten Kinder. Der Arzt im Krankenhaus hatte Namen aufgezählt. Mädchennamen. Er sagte, sie wollten sich von ihren Kindern verabschieden können. Wer sonst würde solche Worte wählen, wenn nicht ein Vater? Ja, ich war davon überzeugt. Mein Vater hatte die Eltern dazu gebracht, sich zu organisieren und die Jagd auf mich zu eröffnen.
    Sie waren davon überzeugt gewesen, dass ich wusste, wo ihre Kinder versteckt waren. Sie waren überzeugt, dass ich sie ermordet hatte und ihnen nun die Leichen der Kleinen vorenthielt. Sie waren derart überzeugt davon, dass sie mich augenblicklich töten würden, sobald ich ihnen das Versteck verraten hatte.
    Nach ihrer und meiner Überzeugung hätten sie dazu auch alles Recht der Welt.
    Nur war ich nicht der Mörder ihrer Kinder. Und das musste ich ihnen beweisen. Bevor sie mich töteten und mein Vater als Sieger aus diesem Spiel hervor ging. Nur wie konnte ich das? Mit den Bildern? Mit einer Theorie, die aus Behauptungen konstruiert war? Nein. Ich brauchte Beweise. Aber woher bekam ich die? Dass die Bilder von meinem Vater stammten, konnte Doktor Overlook bestätigen. Nur wie sollte ich erklären, dass Patricia bevor sie verbrannt war ein blaues Kleid trug? Aufgrund einer Wahnvorstellung? Woher konnte ich wissen, dass das Mädchen aus dem Sarg dieses eine Mädchen mit den schulterlangen dunklen Haaren war? Nur weil sie ein rotes Kleid trug? Und weil ich sie gemeinsam mit Patricia vor mir tanzen gesehen habe? Nein. Ich machte mir keine Hoffnungen, dass die Ermittlungsbeam ten mir auch nur ein Wort glaub en würden . Es gab genau einen Weg, wie ic h meine Theorie beweisen konnte: Ich musste feststellen, ob mein Vater tatsächlich tot war. Man musste den Sarg mit der Nummer 273 auf Hart Island ausgraben und anhand der DNS überprüfen, ob die Leiche tatsächlich Edward Reynolds war. Nur – wie konnte ich die Maschinerie des NYPD oder FBI in Bewegung setzen? Nein. Das konnte ich nicht. Sie würden mich als komplett durchgeknallt ins Pilgrim einweisen lassen.
    Was aber wäre, wenn nicht ich an die Polizei herantreten würde? Wenn es jemand täte, der davon überzeugt war, dass ich kein Verrückter war. Jemand, der schon einmal in diesem Fall auf mich gehört und dadurch einen Erfolg aufzuweisen hatte. Jemand der selbst gemeint hatte, dass an mir ein Ermittlungsbeamter verloren gegangen war.
    Jemand wie Robert Hearing.
    Ich suchte Hearings Name im Telefonnummernverzeichnis meines Handys. Hearings Handy musste nun klingeln.
    Die Sprachbox schaltete sich ein und ich überlegte, ob ich ihm eine Nachricht hinterlassen sollte. Der Piepton überredete mich schließlich dazu. »Hallo Mister Hearing. Jack Reynolds. Ich war heute bei Ihnen und muss Ihnen etwas Dringendes zu den Morden der beiden Mädchen sagen. Bitte rufen Sie mich so bald als möglich zurück.« Ich hatte ganz bewusst die Morde der beiden Mädchen gesagt, um Hea rings Neugierde zu wecken. I ch war überzeugt, er würde mich sofort zurückrufen, sobald er die Nachricht abhörte.
    Dave wälzte sich unruhig zur Seite, drohte über die Kante der Sitzfläche auf den Boden zu rutschen. Er zuckte zusammen und drückte sich blitzschnell hoch. Sein Gesichtsausdruck brachte mich zum Grinsen. Seine Pupillen rollten innerha lb der Augen als würde er sich i m Raum umschauen wollen, ohne den Kopf zu bewegen. Seine Lippen wirkten, als wären sie durch den Schock verschoben worden.
    »Verflucht«, presste er durch die Lippen. »Fast hätte mich der Teufel geholt.«
    »Hab ich dich geweckt?«, fragte ich und hielt das Handy hoch.
    »Nein, verdammt. Musste ohnehin aufstehen, weil mich das verdammte Ding abgeworfen hat.«
    Ich grinste und es dauerte ein paar Sekunden bis Dave sich wieder auf die Couch setzte und sich ebenfalls ein Grinsen abrang.
    »Aber bis dorthin«, sagte er, »war es ganz bequem.« Er blickte auf die Zeichnung. »Was ist das?«
    »Ein echter Reynolds«, antwortete ich und schob die Zeichnungen über den Couchtisch.
    Dave griff danach und sah sich ein Bild nach dem anderen

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