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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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dem dritten Bild sah ich den Wolf. Er blickte nach rechts. Blut tropfte von seinen Lefzen. Grelle orangenfarbene Flammen schlugen aus seinem Mund und den Ohren. Links auf der Zeichnung war eine türkise Schlange gemalt. Sie brannte lichterloh und riss ihr Maul weit auf. Ihre langen Zähne bohrten sich in den Hals des Wolfes, als würde sie ihn fressen wollen.
    Das vierte Bild zeigte den Wolf auf einer Wiese. Er saß auf den Hinterläufen und streckte seine Vorderpfoten von sich. Von seinen Krallen führten einzelne Striche zu den Händen, Hälsen und Beinen der Mädchen. Jedes einzelne hatte jeweils den rechten Arm und das linke Bein erhoben. Als würde der Wolf die Mädchen wie Puppen tanzen lassen. Nur bei einem Mädchen – es trug ein grünes Kleid – fehlten die Fäden.
    Das letzte Bild zeigte die Mädchen auf einer Wiese neben den Rollstühlen sitzend. Sie spielten mit ihren Puppen und lachten. Hinter einem Gebüsch lauerte der Wolf, mit rot funkelnden Augen und einem gefährlichen Grinsen, das seine Reißzähne mit roten Spitzen zeigte.
    Je länger ich die Bilder betrachtete umso mehr war ich davon überzeugt, dass es nicht nur einzelne Ausgeburten eines Wahnsinnigen waren, sondern vielmehr ein Zusammenhang zwischen den Bildern existierte. Dieses durchgeknallte Arschloch hatte nicht nur einzelne perverse Szenen festgehalten , er hatte seinen eigenen Film gedreht. Man musste die Bilder in die richtige Reihenfolge legen.
    Meines Vaters Horrorfilm begann mit seiner Flucht. Der brennende Wolf. Die Schlange interpretierte ich als jenes Opfer, das er in der Nervenheilanstalt zurückließ. Nach seiner Flucht beobachtete er die Mädchen beim Spielen und lauerte ihnen wie dieser Wolf hinter dem Gebüsch auf . Dann entführte er sie und spielte mit ihnen, als seien sie Puppen, wie das Bild mit den Fäden an den Gliedmaßen zeigte. Dann tötete er sie wie dieser Wolf, der den Mädchen die Klaue in den Rücken schlug, und verbrannte letztlich die Leichen, indem er sie in die Rollstühle setzte, mit Benzin übergoss und anzündete. Auf diese Art hatte er auch das Opfer im Pilgrim verbrannt. Das gleiche Muster. Es gab keine andere Option: Mein Vater lebte. Und er war ein mordender Psychopath.
    Ich lehnte mich gegen die Wand und zwang mich ruhig zu atmen. Es waren fünf Mädchen. Fünf. Bis auf das eine Bild, wo nur der Wolf und die Schlange abgebildet waren, hatte mein Vater die fünf auf jedem Blatt gemalt.
    Eines der Mädchen hatte ein blaues Kleid, blaue Schuhe und gelbes lockiges Haar. Wenn ich mich an die Visionen mit Patricia erinnerte, dann konnte es sich nur um sie handeln. Ein anderes Mädchen auf dem Bild trug ein rotes Kleid und rote Schuhe. Dazu hatte mein Vater schwarze schulterlange Haare gezeichnet. Es konnte sich nur um das Mädchen aus dem Sarg auf Hart Island handeln. Je länger ich darüber nachdachte, desto überzeugte r war ich, dass mein Vater diese Bilder als ein e Art Vision gemalt hatte. N ach seiner Flucht setzte er diese in die Tat um. Er wählte die Mädchen anhand der Figuren auf den Bildern aus. Die Kleider zog er ihnen vermutlich an, nachdem er sie entführt hatte. Demnach müssten die weiteren Opfer wie folgt aussehen: rote lange Haare und Sommersprossen im Gesicht - grünes Kleid, braune Haare mit Pferdeschwanz - gelbes Kleid, und kurze strubbelige, blonde Haare - orangefarbenes Kleid.
    Ob es vermisste Kinder gab, auf die diese Beschreibung passte? Falls ja – dann musste man davon ausgehen, dass mein Vater sie in seiner Gew alt hatte u nd dann gab es genau eine Frage, die sich zwangsläufig stellen musste: Wo sind sie?
    Ich hatte die Zeichnungen auf den Couchtisch gelegt, obenauf jene, wo die Mädchen auf der Wiese saßen und mit ihren Puppen spielten. Es schien mir das am wenigsten grausame Bild zu sein. Ich konnte meinen Blick nicht davon abwenden. Drei dieser fünf Kinder waren in höchster Lebensgefahr. Zwar musste ich in Betracht ziehen, dass sie bereits tot waren, aber ebenso gab es die Hoffnung, dass mein Vater sie versteckt hielt. Lebendig, bis er den nächsten Brand plante, bei dem ich im Einsatz sein würde. So gesehen würde das Leben der Mädchen zumindest verlängert, solange ich mich von Brandschauplätzen fernhielt. Aber ich bezweifelte, dass der Mörder sich so einfach überlisten lassen würde. Nein. Er würde einen anderen Weg finden, mir das nächste tote Mädchen auf den Weg zu legen.
    Dass mein Vater mir die Morde anhängen wollte, war mir inzwischen klar. Er würde

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