Das Tal Der Abenteuer
gewandert waren, bot sich ihnen ein herrlicher Ausblick über das ganze Tal. Es war vollkommen verlassen. Keine Kuh, keine Ziege und kein Schaf ließ sich blicken. Ein wenig höher über ihnen lag wieder ein ganz verkohltes Gebäude. Es war wohl früher ein großes Bauernhaus gewesen. Ein paar Mauerreste waren stehengeblieben.
Geschwärzte Pfosten ragten trostlos gen Himmel. Das übrige war ein elender Trümmerhaufen.
»Wieder eine Ruine!« rief Jack ganz entsetzt. »Was ist nur in diesem schönen Tal passiert? Wie kommt es, daß alle diese Häuser abgebrannt sind? Ich kann es einfach nicht begreifen. Außer uns und den beiden Männern scheint es hier kein einziges Lebewesen zu geben.«
Philipp schüttelte verständnislos den Kopf. »Nirgends sieht man Rauch oder irgendein Haustier, nicht einmal einen Hund. Warum ist bloß niemand aus den benachbarten Tälern hierher gekommen, um die Häuser wieder aufzubauen und das saftige Gras als Viehweide zu benutzen? Das verstehe ich einfach nicht!«
»Vielleicht hat das Tal einen schlechten Ruf«, meinte Lucy schaudernd »Es hat so etwas Düsteres an sich.«
Sie setzten sich in die Sonne, die inzwischen ziemlich hoch gestiegen war. Und plötzlich merkten sie, daß sie schrecklich hungrig waren. Ganz überraschend brachte Dina Keks und Schokolade aus ihrer Tasche zum Vorschein.
»Ich dachte mir schon, daß wir bald Hunger bekommen würden. Deshalb nahm ich etwas von unserm Vorrat mit.«
Philipp strahlte. »Das war ein prächtiger Einfall! He, Lizzie, komm heraus und nimm auch ein Krümchen!«
Sofort entfernte sich Dina von ihrem Bruder. Lizzie steckte das Köpfchen aus seinem offenen Kragen und lief auf seinem Pullover hinab. Sie hatte sich bereits häuslich bei ihm eingerichtet.
»Lizzie ist im Brunnen«, sagte Kiki und stibitzte ein Stück Schokolade, das Jack in der Hand hielt.
»Kiki, gib das zurück!« rief Jack. »Wo sind deine Manieren?«
»Im Brunnen, im Brunnen«, erwiderte Kiki. Der Brunnen hatte es ihm nun einmal angetan.
Als die Kinder alles aufgegessen hatten, bekamen sie Durst. »Wenn wir doch nur etwas zu trinken hätten!«
seufzte Jack. »Schönes, kaltes, klares Wasser wie das aus der Quelle! Wo finden wir das jetzt?«
»Im Brunnen!« rief Kiki.
»Nun so suche doch einen Brunnen mit Wasser für uns!« forderte Jack ihn auf.
Dina ließ sich schläfrig zu Boden sinken. »Ob wir nicht ein bißchen schlafen können? Es ist so schön in der Sonne.«
»Sicher genug sind wir hier«, meinte Philipp. »Die Männer werden bestimmt nicht so hoch herauf kraxeln.«
»Horcht mal! Ich glaube, ich höre irgendwo Wasser rauschen.« Lucy lag der Länge nach auf dem Rücken und hatte ihr sommersprossiges Gesichtchen der Sonne zugewandt. »Es muß ziemlich weit fort sein. Hört doch bloß!«
Die Kinder lauschten. Tatsächlich, in der Ferne hörte man etwas rauschen. Der Wind war es nicht. Es klang aber auch nicht wie das Sprudeln einer Quelle.
Jack sprang auf. »Komm, Philipp! Wir wollen erkunden, was das ist. Ihr Mädels könnt solange hier liegenbleiben.«
Aber das wollten die Mädchen nicht. So machten sich denn alle vier in der Richtung des merkwürdigen Geräusches auf den Weg. Dieser führte sie immer weiter bergan und wurde bald felsig und steil. Stärker und stärker hörten sie das seltsame Brausen.
Jack wurde ungeduldig. »Wenn wir um die nächste Ecke biegen, müssen wir sehen, was es ist. Kommt rasch!«
Nachdem sie noch ein kleines Stück geklettert waren, bog der Pfad plötzlich um eine Felsnase. Überrascht blieben die Kinder stehen.
Vor ihnen brauste ein riesiger Wasserfall den Berg hinab. Das Wasser fiel von großer Höhe fast senkrecht in die Tiefe und sprang weiter unten über Geröll und Steine.
Die Luft war erfüllt von feinem Gischt. Er benetzte ihre Gesichter, obwohl sie noch ziemlich weit von dem Fall entfernt waren.
Die Kinder waren ganz ergriffen von dem gewaltigen Anblick. »Wie wunderbar!« rief Philipp. »Noch nie im Leben habe ich solch einen riesigen Wasserfall gesehen.
Was für einen Lärm er macht! Man versteht kaum sein eigenes Wort.«
Tief unter ihnen schäumte der Fall in ein Flußbett, eilte um den Fuß des Berges herum und verschwand. Das Wasser glitzerte und glänzte, und durch den Gischt schimmerten alle Regenbogenfarben. Die Kinder meinten, noch nie so etwas Schönes gesehen zu haben.
Sie fingen mit der Zunge den Gischt auf, der sich auf ihren Gesichtern zu kleinen Tropfen formte. »Ich schlürfe Gischt!« rief
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