Das Tal Der Abenteuer
wirklich Schatzkammern! Schätze aus Kirchen, Bibliotheken und Bildergalerien! Die Eroberer müssen ihre Beute hier versteckt haben, um sie nach dem Kriege zu holen und Geld daraus zu machen. Wie gemein, solche Sachen zu stehlen!«
»Hier neben der Bücherhöhle ist noch ein kleiner Raum«, rief Dina, die auf eigene Faust Entdeckungen machte. »Ach, da steht eine riesige Truhe – und da noch eine – und da noch mehr! Was mag wohl darin sein?«
Jack lief zu ihr hin und hob den schweren Deckel einer Truhe hoch. Sie war bis zum Rand mit glänzenden Münzen gefüllt.
»Gold!« rief er überrascht. »Der Goldschatz eines fremden Landes. Solche Münzen habe ich noch nie gesehen. Himmel, in der Truhe liegt ja ein Vermögen! Und in den anderen ebenfalls. Schätze über Schätze!«
Lucy sank überwältigt auf eine der Truhen. »Das ist alles wie ein Traum. Erst die Höhle mit den glitzernden Eiszapfen oder Stalags – oder wie sie sonst noch heißen mögen. Dann eine Sternenhöhle, dann eine Höhle mit edelsteingeschmückten Figuren, eine mit Bildern, eine mit Büchern und nun auch noch eine mit Gold. Ich kann es einfach nicht fassen.«
Ja, das war wirklich beinahe nicht zu glauben. Die ändern setzten sich ebenfalls hin und ruhten sich aus.
Auch dieser Raum war von dem matten, grünlichen Licht erfüllt. Das fahle Leuchten ging von keiner bestimmten Stelle aus, durchdrang jedoch gleichmäßig sämtliche Höhlen.
Es war still hier drin. Die Kinder konnten ihren eigenen Atem vernehmen. Als Jack einmal hustete, schraken alle zusammen.
Da ertönte plötzlich noch ein anderer Laut durch die Stille. »Gagagaa«, erklang es vollkommen überraschend.
Sie wollten ihren Ohren nicht trauen.
»Was war denn das?« fragte Lucy ganz entgeistert. »Es hörte sich beinahe an, als gackerte eine Henne.«
»Es war wohl Kiki«, meinte Jack und sah sich um. Aber der Papagei hockte ganz zusammengesunken neben ihnen auf der Truhe und machte einen ziemlich traurigen Eindruck. Man merkte, daß er genug von den Höhlen hatte.
Die Kinder starrten ihn an. Würde er die Töne wiederholen? Kiki rührte sich nicht. Aber da kam es noch einmal aus der entgegengesetzten Richtung:
»Gagagagaaa, gagagagaaa!«
Jack sprang auf, »Es ist ein Huhn! Und es hat soeben ein Ei gelegt. Aber ein Huhn in diesen Höhlen? Das ist doch nicht gut möglich.«
Auch die ändern sprangen von ihren Sitzen auf. Dina zeigte auf einige Stufen im Hintergrund des kleinen Raumes. »Es kam von dort.«
»Ich werde einmal nachsehen gehen«, sagte Jack.
Vorsichtig schlich er die Stufen empor. Da begann das Gackern von neuem. Kiki erwachte und horchte erstaunt auf. Sofort begann er ebenfalls zu gackern. Damit versetzte er nun wieder das verborgene Huhn in höchstes Erstaunen. Es regte sich furchtbar auf und brach erneut in ein endloses Gegacker aus.
Jack blieb stehen. Die Treppe endete an einer Tür, die nur angelehnt war. Ganz langsam schob er sie weiter auf.
Was mochte dahinter sein?
Wie angewurzelt blickte Jack in den Raum. Philipp schubste ihn von hinten. »He, mach mal Platz! Was gibt’s denn da zu sehen?«
Jack wandte sich um. »Wie merkwürdig«, sagte er im Flüsterton, »da ist ein kleines Zimmer mit Möbeln – ein Tisch und Stühle und eine brennende Lampe. Und der Tisch ist zum Essen gedeckt.«
»Komm schnell wieder herunter!« flüsterte Dina.
»Keiner darf uns sehen. Hier wohnt wohl jemand, der den Schatz bewacht. Mach fix!«
Aber es war bereits zu spät. Aus dem kleinen Zimmer ertönte eine hohe, zitternde Stimme, die etwas in einer fremden Sprache sagte. Was würde nun geschehen?
Die Hüter des Schatzes
Die vier hielten den Atem an und rührten sich nicht. Wer befand sich dort in dem kleinen Zimmer hinter der Tür?
Wieder ertönte die Stimme, die dieselben Worte noch einmal wiederholte.
Und dann erschien oben an der Treppe eine braune Henne. Sie legte den Kopf auf die Seite und blickte auf die Kinder hinunter. »Gluck!« sagte sie einladend. »Gluck, gluck!«
»Gluck!« erwiderte Kiki.
Lucy umklammerte Dinas Arm. »War es das Huhn, das vorhin gesprochen hat?«
Aber es war natürlich nicht das Huhn. Wieder ertönte die zitternde Stimme. Die Kinder horchten überrascht. Sie klang ängstlich.
Niemand ließ sich sehen. Da faßte sich Jack ein Herz und betrat das Zimmer. In der hintersten Ecke unter einer niedrigen Tür stand ein sehr alter Mann. Hinter ihm wurde eine ebenso alte, gebückte Frau sichtbar. Die beiden blickten Jack erstaunt
Weitere Kostenlose Bücher