Das Tal Der Abenteuer
sind?«
»Ja, natürlich«, sagte der Alte. »Das ist alles so überraschend für uns. Mein Verstand ist ein wenig langsam. Ich kann nicht viel auf einmal begreifen. Frau, was hältst du von einer Mahlzeit für die Kinder?«
Elsa verstand ihn nicht, und der alte Mann wiederholte dasselbe in ihrer eigenen Sprache. Sie nickte und verzog den zahnlosen Mund zu einem freundlichen Lächeln.
Dann nahm sie Lucy bei der Hand und führte sie zu einem Felsvorsprung, auf dem Konservendosen und Töpfe mit Eingemachtem standen.
»Die Alte ist ganz vernarrt in Lucy«, grinste Philipp. Der Mann hatte die Bemerkung gehört. »Wir hatten eine kleine Enkeltochter«, erzählte er. »Sie war genau wie dieses Mädchen, mit roten Haaren und einem süßen Gesicht. Sie wohnte bei uns. Aber eines Tages kamen die Feinde und entführten sie. Und seitdem haben wir nichts mehr von ihr gehört. Meine Frau sieht die Verlorene in deiner Schwester. Du mußt ihr nicht böse sein. Vielleicht denkt sie auch wirklich, die kleine Greta sei zurückgekommen.«
»Die Armen!« sagte Dina mitleidig. »Was für ein furchtbares Leben führen die beiden hier! Vollkommen vergessen, hüten sie einen Schatz für Julius Müller, warten und warten und habe keine Ahnung davon, was in der Welt vorgeht. Ohne uns wären sie vielleicht niemals mehr hier herausgekommen.«
Zur großen Freude der Kinder bereitete Elsa ihnen ein leckeres Mahl. Sie ließ Lucy nicht von ihrer Seite. Das Mädchen mußte immer hinter ihr her traben, ob sie wollte oder nicht. Jack erzählte dem alten Mann von ihren Erlebnissen. Aber er vermochte den Worten des Knaben nicht recht zu folgen. Sein Verstand war langsam, wie er gesagt hatte. Und er konnte die vielen Neuigkeiten aus einer Welt, die er fast vergessen hatte, nicht mehr begreifen.
Kiki vergnügte sich köstlich. Die Henne Martha war offenbar daran gewöhnt, dem alten Paar Gesellschaft zu leisten. Sie trippelte unter dem Tisch einher und pickte auf, was herunterfiel. Kiki kletterte zu ihr hinunter und begann eine lebhafte, wenn auch etwas einseitige Unterhaltung.
»Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst dir die Füße abwischen?« fragte er Martha vorwurfsvoll. »Putz dir die Nase! Setz den Kessel auf!«
»Gluck«, antwortete Martha höflich.
»Hansen kein«, begann Kiki aufs neue. Anscheinend hatte er sich vorgenommen, Martha ein paar Kinderlieder beizubringen. »Alle meine Entlein! Quak, quak, quak!«
Überrascht plusterte Martha das Gefieder auf und starrte Kiki an. »Gluck, gluck«, sagte sie und pickte wieder auf dem Boden umher.
Die Kinder kicherten. Da kam auch Lizzie zum Vorschein, um an der Gesellschaft teilzunehmen, zumal es sehr viel zu essen gab. Vorsichtig lugte sie aus Philipps Ärmel und schlüpfte dann auf den Tisch. Die alte Frau machte ein erschrecktes Gesicht.
»Dies ist die witzige Lizzie«, stellte Philipp höflich vor.
»Die Leute müssen uns ja für verrückt halten«, brummte Dina und verfolgte Lizzie mißtrauisch mit den Augen.
»Einfach so hereinzukommen – mit einem Papagei und einer Eidechse – und dann gleich zum Mittagessen zu bleiben!«
»Ach, ich glaube, das macht ihnen nichts aus«, meinte Philipp »Es ist sicher eine nette Abwechslung für sie, einmal Besuch zu haben.«
Nach dem Essen sagte die alte Frau etwas zu ihrem Mann. Er wandte sich zu den Kindern.
»Meine Frau meint, ihr seid vielleicht müde. Wollt ihr euch ein wenig ausruhen? Wir haben einen schönen Ruheplatz, wo man sich sonnen kann.«
Sich sonnen? Wie war das möglich? Wie konnten diese alten Leute die Sonne sehen, ohne den langen Weg gehen zu müssen, der durch alle die Höhlen und Gänge zum Ausgang führte?
»Wo ist denn dieser Platz?« fragte Jack.
»Ich werde euch hinbringen.« Der Mann verließ das Zimmer durch eine kleine Tür, die in einen Felsengang führte. Elsa nahm Lucy bei der Hand, die ändern folgten.
»Ich glaube, diese Tunnel sind in früheren Zeiten durch unterirdische Flüsse ausgehöhlt«, sagte Jack. »Später nahmen die Flüsse dann einen anderen Lauf. Die Tunnel trockneten aus und bilden jetzt Gänge zwischen den verschiedenen Höhlen.«
Nach kurzer Zeit machte der Gang eine Biegung, und die Kinder erblickten Tageslicht. Gleich darauf standen sie in der hellen Sonne auf einer großen Felsplatte, die zwischen Farnkräutern und ändern Pflanzen eingebettet lag. Das war eine Überraschung!
»Noch ein Weg in die Schatzhöhle«, sagte Dina. Aber sie irrte sich. Hier konnte niemand von außen
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