Das Tal Der Abenteuer
wurde er sorgfältig wieder zugehakt. Die Männer ahnten nicht im Entferntesten, daß sie statt einer toten Figur einen lebendigen Knaben beförderten.
Der Wagen fuhr mit der Kiste und anderen Sachen beladen zum Ufer. Er holperte über den unebenen Boden, und Philipp wurde hin-und hergeworfen. Das Stroh stach und kitzelte, und er konnte kaum atmen.
Aber das machte nichts. Nun würde er ja bald auf dem Schiff sein und irgendwo an Land gebracht werden. Dann konnte er entwischen und zur Polizei gehen. So lange mußte er es schon in seinem Gefängnis aushalten.
Sehen konnte er in der Kiste nichts. Er ahnte nur, daß der Wagen nach kurzer Fahrt an einer Mole hielt, neben der ein Motorboot festgemacht war. Dann wurde er an Bord gebracht und irgendwo hingeworfen.
Bums! Das war nicht angenehm für Philipp. Andere Sachen wurden neben ihm verstaut. Dann hörte er laute Rufe und Befehle. Der Motor sprang an, das Boot schoß über das Wasser.
Die Bande verlor wirklich keine Zeit. Sie behielten die gestohlenen Schätze nicht lange bei sich. In welche Hände mochten sie nun gelangen?
Der Flugplatz dieser Schufte befand sich also wirklich auf einer Insel, wie Philipp gleich vermutet hatte. Die Fahrt zum Festland dauerte ziemlich lange. Endlich glitt das Boot in eine Art Hafen und hielt. Es wurde sofort entladen.
Die Kiste wurde jetzt recht unsanft behandelt. Einmal stand der arme Philipp sogar auf dem Kopf. Das war furchtbar, und er war nahe daran zu schreien. Aber gerade als er glaubte, es nicht länger aushalten zu können, wurde er auf einen Wagen geladen, der sogleich abfuhr.
Als der Wagen wieder hielt, hörte Philipp eine Lokomotive pfeifen Sein Herz hüpfte vor Freude. Sie befanden sich also auf einem Bahnhof. Vielleicht würde man ihn in einen Güterzug verladen. Dann konnte er leicht entkommen. Bis jetzt hatte er sich nicht zu rühren gewagt, denn die Männer, die die Kisten beförderten, gehörten gewiß zur Bande.
Aber Philipp wurde nicht sogleich verladen, sondern mit anderen Kisten zusammen auf einem Hof abgestellt.
Gespannt horchte er nach draußen. Wenn der Lastwagen fort war, würde er sein Versteck verlassen.
Nachdem er ungefähr zwanzig Minuten gewartet hatte, begann er sich aus dem Stroh zu winden. Aber er konnte den Haken nicht öffnen. Was nun?
»Hilfe! Hilfe!« schrie er laut.
Nicht weit von ihm entfernt stand ein Gepäckträger. Der sah sich erschrocken um. Ein einsamer Reisender wartete auf den nächsten Zug. Auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig stand noch ein Gepäckträger.
»Hilfe! Hilfe!« rief Philipp von neuem. »Laßt mich heraus!«
Dem Gepäckträger wurde es unheimlich zumute. Er sah nach dem Reisenden hin. Hatte dieser die Hilferufe ebenfalls gehört, oder war es nur eine Täuschung? Aber nein, der Reisende hatte auch etwas gehört. Er machte ein erschrecktes Gesicht und kam auf den Gepäckträger zu. »Da ist jemand in Not. Die Rufe scheinen dort aus dem Hof zu kommen.«
Der Träger starrte in den Hof. »Dort ist niemand.«
»Hilfe! Schnell, laßt mich heraus!« ertönte es nun noch dringender. Und zum Entsetzen der beiden Männer begann die große Kiste heftig hin und her zu schaukeln.
»Jemand ist in der Kiste!« rief der Träger und eilte auf den Hof. Mit zitternden Händen öffnete er den Haken. Der Deckel klappte nach unten, und heraus stürzte Philipp, mit wilden Augen, wirren Haaren und von oben bis unten mit Stroh bespickt.
»Wo ist das Polizeirevier?« stieß er hervor. »Ich habe keine Zeit, Ihnen etwas zu erklären. Wo ist das Polizeirevier?«
»Dort drüben«, stotterte der Träger fassungslos und deutete auf ein kleines Gebäude schräg gegenüber dem Bahnhof. »Aber – aber – aber…«
Philipp ließ ihn weiter »abern« und schoß, begeistert über die gelungene Flucht, zum Polizeirevier. Endlich hatte er es geschafft!
Der Polizist, der friedlich an seinem Schreibtisch saß, schrak zusammen, als der Junge wie ein Wilder ins Zimmer stürmte.
»Ich muß etwas sehr Wichtiges melden!« platzte Philipp heraus. »Wo ist der Vorsteher?«
»Ich bin hier der Chef«, sagte der Polizist. »Wer bist du, und was willst du?«
»Ich muß telefonieren!« unterbrach ihn Philipp. »Wollen Sie mich bitte verbinden?«
»Na, na, immer sachte! Du darfst das Polizeitelefon nicht ohne triftigen Grund benutzen.« In dem Polizisten stieg der Verdacht auf, daß dieser mit Stroh bedeckte Junge nicht ganz richtig im Kopf wäre. »Wie heißt du, und wo wohnst du?«
»Ich heiße
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