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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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überbringen.«
    »Machs doch selber«, knurrte Nat.
    »Werd nicht frech! Vor dem Audienzsaal im Königstrakt warten der venezianische und der französische Botschafter und Mitglieder des Kronrates. Man munkelt, der König will sich heute zeigen. Und Dudley! Ich muss da sein. Vielleicht erkennt mich der Lordprotektor und grüßt mich. Dann bekomme ich Dutzende Aufträge!«
    »Du hast doch schon einen.«
    Der Page schnaubte. »Eine Nachricht vom spanischen Botschafter Scheyfve an irgendeinen Sekretär. Ich bin doch nicht blöd und lass mich mit einem Briefchen von diesem feisten katholischen Gecken erwischen. Außerdem könnte ich Mylord Dudley und unseren König verpassen.«
    »Warum haste den Brief dann angenommen?« Nat stand auf und klaubte sich Strohhalme aus dem Haar. Er lehnte sich über das Gatter der Pferdebox, neben der er geschlafen hatte, und lockte eine Stute heran. Die Pferde waren das Beste hier.
    »Der Spanier zahlt gut, und außerdem dachte ich, dass was Interessantes drinsteht. Ist aber nur Schwachsinn über Klamotten. Die Raffinesse französischer Kleider und die Machart eines Kettenhemdes, das Sir Henry Sidney bei einem Londoner Rüstungshändler bestellen will. Über was anderes als Belanglosigkeiten würde Edwards Erster Kammerherr auch kaum mit diesem Scheyfve reden!«
    Verdutzt kratzte Nat seinen Kopf. »Zeig her!«
    Der Page verdrehte die Augen. »Du sollst den Unsinn nicht lesen, du sollst ihn nur zustellen. Scheyfve ist als Scherzbold bekannt. Ein flämischer Fresssack, der mit Gott und der Welt über nichts außer Essen, Mode oder Musik plaudert. Als sei die Staatskunst Nebensache, und er hätte nichts anderes zu tun, als sich nach Kräften zu amüsieren. Sogar auf Englands Kosten! In einem Brief hat er sich mal über unser unbekömmliches Essen ausgelassen. Edwards Mahlzeiten seien überwürzt! Kein Wunder, dass der bald abgelöst wird.«
    »Und wenns eine Geheimschrift is? Soll vorkommen.« Selbst Joshua Painbody verwendete ab und an Gaunerzinken, um Hehlerschenken zu markieren oder Gassen, in denen besonders pralle Pfeffersäcke wohnten.
    »Für wie blöd hältst du mich, Grindkopf? Ein Dudley-Mann hat mir gesteckt, dass sie sämtliche Chiffrenräder auf Scheyfves Schmierereien angewendet haben. Der Flame schreibt wirklich nur Schwachsinn, und das ellenlang.«
    Nat wandte sich wieder der Stute zu. Sie schnaubte leise.
    »Dann wirf den Brief doch weg, Mann.«
    »Scheyfve erwartet eine Antwort, und mit der kriege ich sogar Einlaß in den Audienzraum. Also los, es ist eilig.« Wieder schaute sich der Page nach allen Seiten um und zog ein Briefchen aus dem Ausschnitt.
    Nat machte keine Anstalten, ihn zu nehmen, und kraulte die Pferdemähne. »Hast du mir mein Frühstück mitgebracht?«
    »Wer nicht arbeitet, kriegt auch nichts zu essen.«
    »Und wer nicht zu fressen kriegt, kann auch nicht arbeiten.«
    »Schon gut, ich geh zum Küchentrakt und besorg was. Und du mach hin! Wenn die Kirchglocke zur achten Stunde läutet, dann will ich die Antwort von diesem ...« Er entzifferte laut buchstabierend den Adressaten. »Samuel van Berck. Er ist im Themsetrakt untergebracht, neben dem Latrinenhaus, wie alle Spanier. Da fällst du nicht auf.«
    Nat entriss ihm den Brief. »Wie heißt der?«
    »Samuel van Berck, du Rindvieh!«, schimpfte der Page und verschwand im Getümmel auf dem Stahlhof. Nat grinste, als ein Stallbursche ihn beiseite stieß, um mit Bürsten und Hufkratzer in die Box der weißen Stute zu treten. Schnell öffnete er den Brief und las.
    »He!«, rief er den Burschen an. »Wird der Sekretär van Berck gleich wieder ausreiten?«
    »Wie jeden Morgen, was fragste so dämlich?« Der Bursche begann das Fell des Pferdes zu striegeln.
    Perfekt, dachte Nat. Er hatte – wie prophezeit – mal wieder zur richtigen Stunde am richtigen Ort gewartet. Neben dem Pferd von Samuel van Berck. Sein Freund aus der Kirche brachte ihm oft einen Leckerbissen mit. Endlich konnte er sich erkenntlich zeigen.

11.
    »Was für eine Bescherung! Nun, darum ist es nicht schade.« Dupois war zurückgekehrt und betrachtete das besudelte Kleid. Er hielt eine Robe aus Damast auf Abstand, während er nach einer Kanne Wasser griff und sie schwungvoll über dem dunklen Kleid leerte.
    »Fasst Euch! Bei meinem Oberkleid kann ich die Nähte auslassen und weiten. Für heute genügt die Breite eines Fingergliedes!« Er überschlug in Gedanken die Zeit, die die Änderungen benötigten. »Wie oft hat der cursus Euch schon im

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