Das Tartarus-Orakel
der Oase Siwah in der Westlichen Wüste zu finden, verlor bei diesem Unterfangen aber lediglich 50000 Männer, die in einem ungewöhnlich heftigen Sandsturm umkamen.
Julius Caesar versuchte ihn aufzuspüren, scheiterte aber. Napoleon führte eine ganze Arme nach Ägypten, um ihn zu finden, doch auch ihm blieb der Erfolg versagt. Bei der Sage um Jason und die Argonauten und ihren Versuch, ein geheimnisvolles, mächtiges ›goldenes Vlies‹ in ihren Besitz zu bringen – verfasst von Apollonios von Rhodos –, handelt es sich nach weithin verbreiteter Ansicht um eine nur oberflächlich kaschierte Allegorie über die Suche nach dem goldenen Schlussstein.
Doch all diese Legenden haben eines gemein. In allen werden dem Schlussstein ungewöhnliche Fähigkeiten zugeschrieben. Angeblich soll er der Ursprung einer gewaltigen Macht sein; er soll das Geheimnis des Perpetuum mobile bergen; er soll die Sonnenstrahlen absorbieren und in polarisiertes Licht umwandeln können.
Und dann gibt es natürlich noch die okkulten Mythen – dass der Schlussstein ein Zaubergerät des Bösen sei, geschmiedet von okkulten Priestern in einer blutigen Zeremonie; dass die Nation, die ihn für sich beanspruchen und in ihrem Land verwahren kann, unbesiegbar sein wird; dass es sich dabei um eine uralte Technologie handelt, die vor Tausenden von Jahren von einer höher entwickelten Zivilisation auf die Erde gebracht wurde.«
Der Vertreter von Neuseeland sagte: »Und jetzt will ihn die Europäische Union –«
»Ähm«, warf O’Hara ein. »Diese Nationen vertreten nicht die Europäische Union. Irland und Spanien gehören der EU an, und Pater del Piero handelt gewiss nicht in unserem Namen. Zwar beruft sich dieses Unternehmen auf die EU, aber in Wahrheit handelt es sich um eine Koalition aus vier Staaten des ›alten Europa‹: Frankreich, Deutschland, Italien und der Vatikan.«
Als Frankreich erwähnt wurde, zuckte der Neuseeländer sichtlich zusammen. Die Beziehungen zwischen Neuseeland und Frankreich waren seit 1985 angespannt, als französische Geheimagenten im Hafen von Auckland einen Bombenanschlag auf das Greenpeace-Boot Rainbow Warrior verübt hatten. »Das alte Europa also. Wenn das alte Europa den Schlussstein in seinen Besitz bringen will, dann können Sie meiner Meinung nach davon ausgehen, dass seine Feinde darüber Bescheid wissen –«
»So ist es«, erwiderte Abbas entschieden. »Die Amerikaner stellen bereits ihrerseits eine Expedition auf die Beine.«
»Einen Moment«, sagte der Leiter der jamaikanischen Delegation. »Amerika und Europa sind Feinde ?«
»Wie es nur unter ehemaligen Freunden möglich ist«, antwortete Epper. »Durch die EU führt das alte Europa schon seit fünf Jahren einen Wirtschaftskrieg gegen die Vereinigten Staaten. Er fing an, als die Amerikaner ihre Stahlindustrie mit unfairen Mitteln schützten und die leistungsfähigeren europäischen Hersteller von ihrem Markt verdrängten.«
»Die USA üben Druck auf anderen Nationen aus, damit sie ihre Märkte öffnen «, sagte der Spanier. »Aber sie Schotten ihren eigenen Binnenmarkt ab und schützen ihre schwache Industrie durch Sonderzölle, wie zum Beispiel beim Stahl.«
Der Kanadier nickte. »Und ehemalige Freunde können, genau wie ehemalige Ehepartner, die erbittertsten Gegner werden. Die Europäer und die Amerikaner verachten einander. Und ihre Feindschaft wird mit der Zeit noch zunehmen.«
»Was wiederum der Grund ist, weshalb wir heute alle hier versammelt sind«, sagte Epper. »Unsere acht kleinen Nationen sind weder mit den Vereinigten Staaten noch mit dem alten Europa verfeindet. Wir haben sogar schon oftmals Seite an Seite mit ihnen gekämpft. Aber was diese Sache angeht, sind wir zu dem Schluss gelangt, dass wir nicht tatenlos zusehen können, wenn sich die so genannten ›Großmächte‹ einen Kampf um das machtvollste Artefakt liefern, das die Menschheit kennt.
Nein. Wir haben uns hier versammelt, weil wir der Meinung sind, dass der Schlussstein keiner Supermacht in die Hand fallen sollte. Seine Macht ist einfach zu gewaltig. Kurzum, wir sind hier, um die Welt zu retten.«
»Und was hat es mit dem kleinen Mädchen auf sich?«, fragte Abbas.
Epper hob die Hand. »Einen Moment, Anzar, einen Moment. Vorher noch ein paar Zusatzinformationen. Im Laufe der Geschichte wurde der Schlussstein von vielen mächtigen Männern gesucht: Julius Caesar, Augustus, Richard Löwenherz, Napoleon, Lord Kitchener und zuletzt Adolf Hitler und die Nazis. Er
Weitere Kostenlose Bücher