Das Tartarus-Orakel
raus? Vielleicht mit einer von Pooh Bears Sprengladungen?«
Pooh Bears Miene hellte sich auf, dann grinste er. »Junge Dame, deine Art gefällt mir.«
Eine Minute später feuerte Pooh Bear einen Fanghaken auf die Höhlendecke unmittelbar über dem Turm ab, während Stretch die anfliegenden Granaten abwehrte.
Der Haken war ein Kletterhaken, der ins Gestein eindrang – aber statt eines Seils war eine Ladung Plastiksprengstoff Semtex IV daran befestigt.
Der Kletterhaken schlug auf die Granitdecke, bohrte sich hinein.
Eins, eintausend.
Zwei, zweitausend.
Drei –
Die Semtex-Ladung ging hoch.
Ein Feuerball. Ein dumpfer Knall. Eine Staubwolke.
Und dann riss mit einem gewaltigen Krachen eine der Granitplanken, die die Höhlendecke bildeten, brach auseinander, löste sich aus der Halterung und fiel herab. Die riesige Granitplanke stürzte in die Schlucht hinab und schlug tief unten im Wasser auf, aus dem eine mächtige Fontäne aufstieg.
Eine Kaskade aus Sand strömte durch das rechteckige Loch, das sich in der Decke auftat. Dann drang ein Sonnenstrahl herein, fiel auf den Turm und tauchte die Höhle in gleißendes Licht.
Pooh Bear und die anderen hatten jegliches Zeitgefühl verloren und wussten nicht mehr, wie lange sie schon in dem Höhlensystem waren. Tatsächlich war es kurz nach Mittag.
Kallis’ Männer feuerten noch immer mit Granaten. Und Stretch schoss nach wie vor eine nach der anderen ab.
Sobald das Semtex ein Loch in die Decke gerissen hatte, feuerte Big Ears einen zweiten Fanghaken ab – und an diesem war ein Seil befestigt.
Der Haken flog durch das große, rechteckige Loch in der Decke und verschwand im Tageslicht, wo er aufprallte und sich an irgendetwas verfing.
»Nichts wie rauf!«, rief Pooh Bear. »Big Ears. Du zuerst. Stretch, du bist letzter Mann.«
»Wie immer …«, murmelte Stretch.
»Wizard, ruf die Halicarnassus , sag Sky Monster, dass er uns auflesen soll.«
»Was ist mit Huntsman?«, fragte Lily.
»Ich komme später nach«, meldete sich eine Stimme über Kopfhörer.
Wests Stimme.
»Ich habe Fotos von den Stücken« , sagte er. »Aber ich kann nicht zu euch zurück. Ich muss auf einem anderen Weg raus. Ich melde mich später.«
Und so stiegen sie am Seil hinauf und kletterten ins grelle Tageslicht, während Stretch ihnen mit seinen geradezu unglaublichen Schießkünsten weiterhin Deckung gab.
Als zu guter Letzt auch er an der Reihe war, stürmte er zum Seil hakte sich fest und kletterte los.
Fast im gleichen Augenblick traf eine der Granaten den Turm unter ihm, der von einem gewaltigen Donnerschlag erschüttert wurde. Ein Hagel aus Steinquadern und Felssplittern folgte, die nach allen Seiten davonflogen, in die Schlucht hinabstürzten und aufs Wasser prasselten.
Und als sich der Rauch verzog, stand der Turm ohne Spitze da, und der ganze obere Teil war verkohlt und geborsten, der hohe Balkon einfach verschwunden. Der große Turm war regelrecht enthauptet worden.
Zurück blieb nur das rechteckige Loch in der Decke, durch das jetzt strahlender Sonnenschein fiel.
Pooh Bear und sein Team waren entkommen.
Zehn Minuten später schwebte die Halicarnassus zu einer Blitzevakuierung ein, landete auf der weiten Wüstenebene und holte sie ab.
West allerdings hatte sich nicht mehr gemeldet.
Und als die Halicarnassus wieder aufstieg, abdrehte und sich von den amerikanischen Truppen entfernte, die sich an einem Krater zwei Meilen westlich von der verborgenen Zuflucht sammelten, riss jede Verbindung zu West ab.
An diesem Tag würde niemand mehr etwas von Jack West jr. hören.
Am nächsten Morgen um 2.55 Uhr meldete sich West endlich – von einer Position, die 100 Kilometer nördlich der verborgenen Bucht mit Hamilkars Zuflucht lag, einer Position mitten im Mittelmeer.
Es war eine kleine italienische Urlaubsinsel, die über einen eigenen Flugplatz verfügte.
Das Personal der Freizeitanlage sollte sich noch lange an die Nacht erinnern, in der ein dunkler Jumbojet ohne jede Ankündigung auf dem kleinen Flugplatz aufsetzte und ein hervorragendes Landemanöver auf kurzer Rollbahn durchführte.
Sie wussten nicht, was das für eine Maschine war und weshalb sie auf der Insel gelandet war.
Zwei Tage später stieß eine Gruppe Hobbytaucher auf ein 60 Jahre altes, aus dem Zweiten Weltkrieg stammendes U-Boot, das bei einem Felsenriff unmittelbar vor der Südspitze der Insel auf Grund lag – ein U-Boot, das zwei Tage zuvor noch nicht dagewesen war.
Am Kommandoturm prangte das
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