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Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Vickys Nachttischlämpchen.
    »Da haben Sie ein gutes Werk getan! Harry hat uns schon davon berichtet. Er wußte ja nicht mehr ein noch aus. Die alte Frau ist eine schwere Last für ihren Sohn. Hoffentlich werde ich nicht auch mal so!«
    »Ach, sie ist ganz vergnügt, solange sie nur genug Spinnen und Raupen um sich hat und ihr Reformhaus-Mehl essen kann«, versicherte Vicky. »Und wissen Sie schon, daß wir Mr. Seymour an vielen Abenden als Tischgast haben werden? Da braucht er sich daheim nichts mehr zu kochen.«
    »Das ist ja großartig! Mich hat schon lange der Gedanke bedrückt, daß er abends in das leere Haus kommt und sich dort noch etwas kochen muß. Mittags mag er ja nichts Warmes essen. Ich habe mir oft Sorgen gemacht, ob er überhaupt genug ißt, und versucht, ihn zum Essen bei uns zu behalten. Mir fällt wirklich ein Stein vom Herzen, daß er jetzt bei Ihnen so gut aufgehoben ist.«
    Als Amy heimkam, platzte sie schier vor Aufregung über ihre Neuigkeit. »Stell dir vor, Len, Mr. James ißt von jetzt ab abends bei den Mädchen! Also muß er seinen Kummer doch allmählich überwunden haben. Denk an meine Worte: diese Mädchen werden ihn wieder aufmuntern!«
    Len mochte ihre Begeisterung nicht teilen; er gab aber zu, daß eine vernünftige Mahlzeit nichts schaden könne.
    »Aber diese Frauen! Sie können ihn doch nie in Frieden lassen! Sie sind nette Mädchen, gewiß; aber sie sind jung, und die Jungen geben keine Ruhe, bis ein Mann nach ihrer Pfeife tanzt.«
    »Sei doch nicht so verbohrt, Len! Du weißt genau, daß Lucy keine leichtfertige Person ist, und Vicky — na, jedem Mann muß warm ums Herz werden, wenn er sie nur anblickt.«
    Len jedoch bemerkte düster, daß Blicke nicht die Hauptsache seien und daß ein Mann vor allem seine Ruhe brauche.
    »Seine Ruhe? Jedenfalls nicht die Ruhe, in der er seit Mr. Peters Abreise gelebt hat... Nein, nein, das ist die beste Neuigkeit seit langer Zeit!«
    Dan Ireland war nicht so entzückt. »Waaas? Fünfmal in der Woche kommt Mr. Seymour zum Essen hierher? Das ist ja gräßlich! Da wird er dann ewig lang rumsitzen, und ich kann doch auch nur abends kommen!«
    Es sei eine geschäftliche Vereinbarung und keine freundschaftliche Einladung zum Dinner, versetzte Lucy kühl. Mr. Seymour würde nach dem Essen nicht mehr lange »herumsitzen«. Aber Dan murrte: »Als Sie beide hier einzogen, konnte man auf eine gemütliche Bleibe rechnen. Jetzt, mit dem alten Seymour und der verdrehten alten Hexe samt ihren Spinnen, ist’s damit vorbei.«
    »Stellen Sie sich nicht so an, Dan!« sagte Vicky besänftigend. »Das alles bringt Geld ein; und wir müssen schließlich auch leben.« Daraufhin schwieg er zuerst, um dann kleinlaut zu erwidern: »Nan hat mir übrigens gestanden, daß sie Ihnen alles erzählt hat. Es ist eine blöde Geschichte, aber so etwas gehört eben zu den Prüfungen des Schicksals. Ich dachte mir schon, daß Sie Verständnis für mich haben werden. Anständig von Ihnen, Vicky, daß Sie gegen den alten Drachen angehen und ihn bereden wollen, die Frist zu verlängern, bis wir das verd... Geld beisammen haben. Ich weiß gar nicht, weshalb er solch einen Wirbel macht. Er ist eben ein richtiger Shylock. Ich habe das immer gesagt. Je mehr Geld einer hat, um so mehr will er haben.«
    Diese Auffassung der Dinge verschlug den Mädchen die Sprache. Lucy blickte ihre Freundin forschend an, und Vicky wurde dunkelrot. Sie hatte noch nicht den Mut gehabt, ihr voreiliges Angebot einzugestehen. Sie hatte angenommen, Dan würde sich nie von einem Mädchen verteidigen lassen wollen. Darin hatte sie sich allerdings gründlich geirrt. Mit der größten Selbstverständlichkeit nahm er an, daß alle Welt dazu verpflichtet sei, ihm beizustehen.
    »Da fällt mir ein, daß es vielleicht doch ganz günstig ist, wenn der alte Knabe hier sein Dinner einnimmt. So kommen Sie mit ihm auf einen vertrauten Fuß und können ihn leichter rumkriegen.«
    Das war zuviel! »Jetzt ist es erst einmal Ihre Aufgabe, soviel Geld wie möglich zusammenzubringen«, entgegnete Vicky scharf. »Gehen Sie jetzt? Ich begleite Sie.«
    Als sie allein waren, entschuldigte er sich. »Ich war felsenfest davon überzeugt, daß das Pferd gewinnen würde. Ich wollte das Geld ja nur ausleihen. Ich habe eben Pech gehabt. Es ist nett von Ihnen, daß Sie mit Seymour reden wollen.«
    »Ich tue es höchst ungern und eigentlich nur Nan zuliebe. Meiner Meinung nach sind Sie ein rechter Dummkopf und haben ihr schon viel Kummer

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