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Das tibetische Orakel

Titel: Das tibetische Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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Berühmtheit erlangt, weil sie in eine gefährliche, nirgendwo verzeich- nete Schlucht Tibets abgestiegen waren, um die Existenz eines wunderschönen, in tibetischen Überlieferungen erwähnten Wasserfalls zu bestätigen.
    »Aber wieso sollte Zhu Sie deswegen hassen?«
    Larkin schaute zu dem Mann bei Somo und dann zu den beiden älteren Männern am Tisch, die an den Mikroskopen weiterarbeiteten und mit kleinen Pipetten hin und wieder Wasser aus den Reagenzgläsern zogen. »Er mag meine Helfer nicht.«
    Shan starrte die beiden Tibeter an. Es waren keine purbas , zumindest keine, die er kannte. Sie sahen wie Professoren aus. Somo kam zu ihm. »Es sind Freunde«, sagte sie betont, um anzudeuten, daß hier keiner der Anwesenden den eigenen Namen preisgeben würde.
    »Peking wird ganz schön wütend sein«, sagte Larkin mit plötzlich aufgeregt funkelndem Blick. »Diese Entdeckung wird in übersee als Verdienst der Tibeter veröffentlicht werden. Und falls uns der Nachweis gelingt, daß der Fluß nördlich der Berge wieder zum Vorschein kommt, wäre er sogar der neue Oberlauf.«
    Alle Tibeter lächelten Shan an. Larkin meinte, daß der kleine Fluß, den sie entdeckt hatten, als die neue Quelle des Jangtse, des größten chinesischen Stroms gelten würde, verkündet und bewiesen durch Tibeter. Peking würde tatsächlich schäumen vor Wut.
    Am nächsten Morgen trafen sie eine Stunde nach Tagesanbruch bei dem hohen entlegenen Plateau ein, wo Shan, Winslow und Somo am Vortag aus dem Helikopter gestiegen waren. Lange Sonnenstrahlen fielen waagerecht auf den windumtosten Bergkamm. Von den Vorräten war noch nichts zu entdecken. Die zwei purbas , die so eifrig die Karte studiert hatten, gingen beidseits der Landezone in Deckung. Larkin glaubte weiterhin nicht daran, daß Zhu sie umbringen wollte, hatte aber eingewilligt, möglichst frühzeitig aufzubrechen, und belustigt Winslows Vorschlag gelauscht, man könne Zhu mit einem Trick auf die Probe stellen. Falls Zhu es tatsächlich auf Larkin abgesehen hatte, würde er nicht mit dem Vorratshubschrauber herkommen, um sie nicht vorzeitig zu verscheuchen und den Piloten nicht als Augenzeugen in Kauf nehmen zu müssen. Statt dessen würde er sich in ein oder zwei Kilometern Entfernung absetzen lassen und warten, bis der Helikopter die Lieferung abgeschlossen hatte. Die purbas sollten daher den Pfad zur nächstgelegenen Lichtung im Auge behalten, während Winslow einen Köder auslegte. »Seid vorsichtig. Seht überall nach«, warnte Somo die beiden Wächter, als sie auf ihre Posten eilten. »Wir wissen nicht, wo die versteckte Patrouille ist.«
    Versteckte Patrouille. Die Worte ließen Shan ein weiteres Mal die schroffe Landschaft absuchen. Sie meinte Tuans geheimen Kriechertrupp.
    Auch hier im Schutz der Felsen sah Larkin immer noch amüsiert aus. Sie war merklich gerührt, daß Winslow so unermüdlich nach ihr gesucht hatte, aber obwohl sie es nicht laut aussprach, war kaum zu übersehen, daß sie glaubte, auf keinerlei Hilfe angewiesen zu sein. Dennoch waren die beiden Amerikaner sich ein wenig nähergekommen, hatten am Vortag gemeinsam das Abendessen zubereitet, waren am Morgen nebeneinander gegangen und hatten sich über ihre Heimat und ihre Erfahrungen in Tibet unterhalten. Einmal waren sie sogar stehengeblieben, um einen Falken zu beobachten, der im Aufwind über den Bergen schwebte.
    Nach einer Stunde hier oben hinter den Felsen gähnte Larkin auffallend laut, warf Winslow einen ungeduldigen Blick zu, holte dann ihren Spiralblock hervor und fing an, ihre Notizen durchzugehen.
    Somo wirkte irgendwie beunruhigt. Schließlich schaute sie zu den Felsen auf der anderen Seite, wo die beiden purbas Wache hielten, und wandte sich an Shan. »Ich soll eigentlich nichts davon erzählen. Die Männer kennen Sie nicht und sagen, Sie und ich seien nicht Teil dieses Projekts, aber Sie müssen es wissen. Es geht um diese Flaschen mit Wasser, die man der Grünen Tara bringt. Gelegentlich werden dabei auch Botschaften übermittelt.«
    »Geheimnisse«, warf Larkin in warnendem Tonfall ein.
    »Manchmal betrifft es die Bewegungen der Kriecher und Soldaten oder der Leute vom Büro für Religiöse Angelegenheiten. Lokesh und Tenzin sind nicht in Yapchi. Während der letzten beiden Tage ist niemand nach Süden zur Stadt Amdo oder ins nördlich gelegene Wenquan gefahren«, berichtete Somo. »Und weder in Yapchi noch sonstwo im Umkreis von dreißig Kilometern ist ein Hubschrauber gelandet.«
    Winslow

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