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Das Tibetprojekt

Titel: Das Tibetprojekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Kahn
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schneller
     als die trägen Ritterheere. Sie irritierten die Gegner, weil sie ohne Gebrüll angriffen. Und sie hatten die Wunderwaffe des
     in Europa unbekannten Reflexbogens, dessen Pfeile die Kettenhemden der Ritter durchschlugen. Zudem waren sie in der Lage,
     im vollen Galopp Ziele zu treffen. Sogar hinter sich, wenn sie rückwärts schossen. Europa stand unter Schock und in den Königshöfen
     wurde bereits der Untergang des Abendlandes beschworen. Alle Ritterheere zusammen waren machtlos gegen diese Gefahr.
    Der General hatte innegehalten und eine Zigarette der Marke Zhong Nan Hai herausgezogen. »Wenn Sie noch einen Beweis für die
     Aggressivität und Kampfkraft der Kampas brauchen, dann erinnern Sie sich nur daran, wer das größte Imperium der Menschheitsgeschichte
     geschaffen hat.«
    Da hatte der alte Haudegen ebenfalls recht. Es war fast niemandem bewusst, aber weder die Ägypter, noch die Griechen, noch
     die Römer oder sonst wer in Europa hatte jemals ein so gewaltiges Reich geschaffen wie die Mongolen.
Hatte sich denn außer Hitler nie jemand nach den tieferen Gründen dafür gefragt?
    »Herr General, holen Sie nicht etwas zu weit aus? Vielleicht war das einmal so. Aber die Zeiten ändern sich |150| doch. Nur weil die Tibeter vor Ewigkeiten einmal in China eingefallen sind   ...«
    »Einmal? Diese aggressiven Nomaden sind der Albtraum Chinas seit Anbeginn der Zeit. Ob Tibeter oder Mongolen, wieder und wieder
     haben sie uns überfallen. Sie plünderten, brandschatzten und schändeten, wie es ihnen gefiel. Die Ländergrenzen haben sie
     nie respektiert. Es waren immer die gleichen blutrünstigen Nomaden, die von den gleichen Dämonen besessen waren. Sie kennen
     die chinesische Mauer, Herr Decker?«
    »Natürlich. Sie ist das einzige von Menschen geschaffene Werk, das man mit bloßem Auge vom Weltraum aus sehen kann.«
    »Und wann wurde sie gebaut?«
    »So viel ich weiß im dritten Jahrhundert vor Christus.«
    »Sehen Sie? Und bis ins 15.   Jahrhundert wurde sie ununterbrochen erweitert. Über tausend Jahre waren chinesische Kaiser darum besorgt, ihr Land vor den
     Barbaren aus dem Norden und Westen zu schützen. Glauben Sie, man hätte diesen Aufwand betrieben für einen einzigen Überfall?
     Nein. Die chinesische Mauer ist ein Schutzwall gegen die uralte Armee der Finsternis. Ein Bollwerk gegen das Böse.« Der General
     nahm einen tiefen Zug und bließ den Rauch in den Raum.
    Decker versuchte Schritt zu halten. So klar war ihm das bisher nie gewesen.
Das größte Bauwerk der Menschheit war eine Verteidigungsanlage.
Und nun sah er auch, wogegen:
Eine uralte mystische Kriegerrasse
.
    Der General beobachtete Decker einen Weile, dann sagte er: »Ich staune, dass Sie als Deutscher das zum ersten Mal hören. Warum
     glauben Sie denn, interessierte sich Ihr Adolf Hitler für Tibet?«
    Decker war schockiert: »Das wissen Sie?« Ein erschreckender |151| Gedanke schoss ihm durch den Kopf.
Eine tibetische Armee der Finsternis.
Die Nazis waren auf dem richtigen Weg!
    »Natürlich kennen wir die Expedition Heinrich Himmlers«, sagte der General und zerkaute genießerisch ein paar weiche Erdnüsse.
     »China hat seit dem 7.   Jahrhundert immer ein Auge auf Lhasa und seine Gäste. Wir wissen gerne, mit wem unsere Feinde sich treffen. Außerdem haben
     wir uns natürlich auch oft gefragt, woher diese unglaubliche Kampfkraft eigentlich kommt. Machen wir also weiter?«
    Decker nickte.
    »Tibet kennt keinen Frieden. Seine Geschichte ist mit Blut und Tränen geschrieben. Seit der Reichsgründung im 8.   Jahrhundert ist das Land vom Krieg zerfressen. Die Tibeter haben sich untereinander abgeschlachtet wie Vieh. Das, was Sie
     in Europa den Dreißigjährigen Krieg nennen, tobte in Tibet über Jahrhunderte. Dieses Land ist zerrissen und ein einziges großes
     Schlachtfeld.«
    Decker kratzte sich an der Stirn.
Tibet kennt keinen Frieden?
Das entsprach so gar nicht dem Bild des Westens. Er fragte sich, ob denn eigentlich alle blind waren zu Hause. »General, das
     sind doch alte Geschichten. Mir ging es um das 20.   Jahrhundert.«
    Der General schaute ihn ernsthaft an. »Das habe ich nicht vergessen. Aber Vergangenheit und Gegenwart sind eins. Es hat sich
     niemals etwas in diesem Land geändert. Die Kampas und ihre kriegerische Kultur haben bis zum heutigen Tag überlebt. Vom Rest
     der Welt völlig unbeachtet. Und dann standen sie plötzlich wieder vor uns, Ende der fünfziger Jahre.«
    »Heißt das, Sie selbst

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