Das Tibetprojekt
auf dem Weg ins Nirwana. Im Westen war dazu leider keine Gelegenheit, da sexueller Kontakt
mit jungen Mädchen unter Strafe stand und niemand seine Töchter den Mönchen anbieten wollte wie es in der alten Heimat Brauch
war. Schade. Dann lachte er. Wenn diese Pseudo-Buddhisten im Westen wüssten, dass wir ihnen nur die Hälfte aller Meditationen
gezeigt haben! Sollen sie sich nur abmühen mit ihren paar Mantras für Anfänger. Die geheimen |236| Schriften mit der tantrischen Technik werden sie nie in die Hände bekommen.
Dabei war die letzte Stufe der Erleuchtung ohne die tantrischen Rituale der Vereinigung gar nicht erreichbar. Dadul lachte
wieder. Die Westler waren ja selber schuld. Wenn sie im Westen von diesen geheimen Ritualen erführen, wären sie ja entsetzt.
Besonders die dämlichen Weiber.
Also können wir es ihnen gar nicht sagen. Sie halten den tibetischen Buddhismus für eine reine Religion. Heilige, die sich
an Kindern auslassen, das kommt nur bei den Katholiken vor. Und es ist jedesmal ein Skandal. Lächerlich. Aber das ist gut
für uns.
Der Dalai Lama hatte ihnen bei Androhung eines Fluches verboten, das Ritual im Westen zu vollziehen. Die im Westen wollten
Mönche ohne Sexualität.
Das Image, wie Seine Heiligkeit immer sagt. Die Spendengelder. Ich frage mich nur, ob Seine Heiligkeit sich daran hält.
Dadul lachte leise.
Die im Westen haben keine Ahnung, aber solange sie uns fördern, dürfen sie die Wahrheit nie erfahren,
hatte der Dalai Lama gesagt. Nie.
Dann bräche alles zusammen, was wir seit der Flucht aufgebaut haben.
Umso erleichternder, endlich wieder dort sein zu dürfen, wo das Ritual möglich war.
Er hatte seit seiner Ordinierung als Mönch lange darauf gewartet, auch diese letzte aller Einweihungen zu erhalten. Als er
noch ein junger Anwärter war, war es ihnen verboten, sich mit Frauen zu treffen. Aber es gab eine akzeptierte Übergangslösung.
In allen Klöstern Tibets durften die heranwachsenden Mönche sich von ihrer körperlichen Lust befreien, solange sie die sexuellen
Energien noch nicht zu kontrollieren verstanden. Er dachte an die Nächte, in denen sie sich gegenseitig von der Lust befreit
hatten. Mit der Hand. Zwischen die |237| Beine. Das erlaubten die Klosterregeln ausdrücklich. Es durfte nur keine Öffnung berührt werden, das war verboten, und die
Lamas ahndeten solche Verstöße streng. Aber das war lange her. Jetzt kannte er das wahre Ritual. Und er würde es bald vollstrecken.
Sehr bald. Er sah aus dem Fenster und träumte von der jungen Gespielin, die er finden würde ...
Aber ehe es so weit war, musste er seinen Auftrag erfüllen. Er war sicher, es würden weiter Menschen ihr letztes Heiligtum
betreten wollen. Und er, der furchtlose Feindevernichter würde genau das verhindern.
Dadul erinnerte sich an einen Film, den er mal gesehen hatte, von einem deutschen Regisseur. ›Das Rad der Zeit‹ hieß er, das
sollte wohl eine Übersetzung sein für
Kalachakra
. Der Mönch grinste verächtlich. Die Westler hatten echt keine Ahnung. Es ging nicht um Erleuchtung beim Kalachakra und erst
recht nicht um den »Weltfrieden«, was immer das sein mochte. Es ging um etwas, das sich offenbar niemand vorstellen konnte
im Zusammenhang mit dem Buddhismus.
Zum Glück. Es wusste ja auch niemand, was damals bei der chinesischen Invasion in Tibet wirklich geschah.
Der Friedensnobelpreis für gewaltfreien Widerstand.
Wie oft hatten er und seine Brüder, die anderen Kriegermönche, darüber schon herzhaft gelacht.
Niemand kannte die Geschichte Tibets wirklich. Und niemand ahnte, worum es wirklich ging. Auch nicht im Kalachakra. Jedesmal,
wenn das Ritual vollzogen wurde wie damals vom Dalai Lama im Central Park in New York. Die Welt hatte Angst, vom Islam erobert
zu werden? Sollte sie doch. Das würde genauso vergehen, wie jedes andere Reich vergeht.
Aber wir,
dachte Dadul,
werden so oft wiedergeboren, bis die Zeit gekommen ist.
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Die Zeit, um das Werk von Schrongtsam Gampo zu vollenden. Denn in letzter Instanz geht es bei seiner Mission, beim großen
Geheimnis und beim Kalachakra nur um eines: Die Weltherrschaft des Buddhismus.
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Die Maschine lag ruhig in der Luft. Decker sah aus dem Fenster und staunte. Neben ihnen flogen drei MIG 29. Das waren die unglaublichsten Kampfjets, die je von den Russen gebaut worden waren. Decker hatte sie mal auf einer Flugshow
gesehen. Sie konnten senkrecht auf ihrem Triebwerkstrahl in der
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