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Das Tibetprojekt

Titel: Das Tibetprojekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Kahn
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Luft stehen und sogar bei völligem Strömungsabriss an Flächen
     und Leitwerk noch steuern. Weiter hinten flog eine größere Transportmaschine. Er ging zu Li Mai. »Wer sind denn unsere Begleiter
     da draußen?«
    »Das sind die Leute von Tang Wu. Er ist auf alles vorbereitet. So wie er es dir garantiert hat.« Sie lächelte und sagte dann:
     »Du wolltest mir noch etwas zeigen.«
    »Ach ja, richtig. Das Foto.« Decker zog ein Werk über die Geschichte Tibets aus dem Bücherregal. Er brauchte nicht lange zu
     suchen, denn die Seite hatte er deutlich markiert. Das Foto hatte den Nazis bestimmt gut gefallen.
    Er legte das Buch vor Li Mai auf den Tisch und beobachtete sie dabei scharf. Aber wenn Decker gehofft hatte, die chinesische
     Agentin würde sich verraten, dann hatte er sich getäuscht.
    »Das gibt es doch gar nicht«, sagte sie überrascht. »Wenn das jemand im Westen sehen würde, wäre das ein Skandal.«
    |240| »Da hast du recht. Aber der Dalai Lama hatte vermutlich einen guten P R-Berater , der ihm dringend empfohlen hat, solche Bilder schnellstens aus dem Verkehr zu ziehen, wenn er bei uns Karriere machen will.«
    Mai starrte das Foto kopfschüttelnd an. Es war eine Aufnahme aus den fünfziger Jahren, die in Tibet zu einer Zeit gemacht
     worden war, als sich im Westen noch kaum jemand für den Dalai Lama und seine Lehren interessierte. Das Foto zeigte zwei hohe
     tibetische Lamas in einem Klosterraum. Das, worauf es Decker ankam, waren vor allem die großen Symbole, die den Raum schmückten.
    »Das sind ja Hakenkreuze«, sagte Li Mai. »Da haben die Tibeter sich also ganz offen zu ihren Nazi-Freunden bekannt, oder?«
    »Tja, so etwas sieht man heute nicht mehr so oft«, sagte Decker. »Aber diese Hakenkreuze hier sind nicht das Nazisymbol. Die
     Verwechslung hätte dem Dalai Lama allerdings im Westen ziemlich geschadet. Deshalb taucht die Swastika heute im tibetischen
     Buddhismus kaum noch auf.«
    »Da fragt sich natürlich als nächstes, wofür es eigentlich steht«, sagte Li Mai.
    »Das genau wollen wir dort herausfinden, wo wir hinfliegen.« Decker ging durch die Maschine und dachte nach. Als er an seinem
     Schreibtisch vorbeikam, fiel sein Blick wieder einmal auf das Foto vom Tatort.
    Er nahm es und ging wieder zu Li Mai. »Einer scheint jedenfalls schon vor uns entdeckt zu haben, was das Symbol bedeutet.«
    »Wer?«
    Er legte ihr das Tatortfoto auf den Tisch. »Der hier.«
    Li Mai sah es sich an. »Und dafür musste er sterben?«
    »Ja, das können wir jetzt wohl annehmen.« Decker |241| war etwas geistesabwesend. Die Frage beschäftigte ihn jetzt am meisten.
Warum hatte sich der Professor das rechtsdrehende Hakenkreuz und nicht das Rad auf die Hand gemalt?
    Jetzt glaubte es Decker zu wissen. Er schaute Li Mai an und sagte: »Das offizielle Symbol des Buddhismus ist das Rad mit sechs
     Speichen. Auch in Tibet. Der Professor jedoch wollte darauf hinweisen, dass sein Mord mit der inoffiziellen Seite dieser Religion
     zu tun hat. Mit der verborgenen Seite. Dem tödlichen Geheimnis Tibets. Tödlich für den Dalai Lama. Und tödlich für den Professor.«
    »Das würde ja bedeuten, dass die alte Religion heute noch existiert«, sagte Li Mai. »Das ist ja unglaublich. Wie sollte sie
     denn überlebt haben? In einem Land, wo die Buddhisten untereinander jede Konkurrenz ausgerottet haben?«
    »Irgendwie muss sie es geschafft haben, sich zu verstecken.«
    »Wie soll das gehen?«
    »Das weiß ich auch nicht, aber ich werde so lange suchen, bis ich es weiß.«
     
    Decker ging zu seinem Laptop zurück. Er hatte seit dem Abflug aus Frankfurt seine Mails nicht mehr abgerufen und fand, es
     wäre an der Zeit, das jetzt nachzuholen. Eine der Mails kam von Patrick. Sie war schon vor einer ganzen Weile eingetroffen.
     Er musste sie kurz nach ihrem gemeinsamen Frühstück abgeschickt haben.
    Von: patrickarma @ web.de
    Gesendet: Sonntag, 14.   März 11:55
    An: phildecker
    Betreff: Vielen Dank!
     
    |242| Lieber Herr Dr.   Decker, unser Gespräch hat mir endlich die Augen geöffnet. Ein Leben im Westen hat keinen Sinn. Ich werde den Weg des Buddhas
     gehen und die nächsten drei Jahre im Himalaja meditieren. Das Erbe meiner Mutter wird dafür ausreichen. Ich danke Ihnen für
     die Erleuchtung, Ihr dankbarer Patrick
    Decker war entsetzt.
Mein Gott, er gibt alles auf und folgt einem gefährlichen Weg!
Für eine Antwort war es zu spät. Er hätte den jungen Mann sonst vielleicht noch warnen können.
     
    In diesem

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