Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Tier

Das Tier

Titel: Das Tier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
Vom Netzwerk:
Gardisten waren ihm viel zu dicht auf den Fersen. Keuchend verbarg er sich hinter einem breiten Grabstein, presste sich mit dem Rücken gegen den kühlen Marmor und versuchte, nicht allzu laut zu schnaufen.
    „Er muss hier irgendwo stecken“, hörte er den Gardisten rufen. „Über den Zaun kann er nicht sein. Der ist zu hoch.“
    Vorsichtig spähte Cyrian um den Stein herum. Die Wachen waren bereits ganz in seiner Nähe. In wenigen Sekunden mussten sie ihn entdecken.
    „Brudfor, du könntest jetzt mal ein Wunder bewerkstelligen“, wisperte er in Richtung des mittlerweile dunklen Himmels. Dann spurtete er wieder los.
    „Da ist er!“
    Eine Hand krallte sich in seine Haare und riss ihn daran schmerzhaft zurück.
    „Autsch!“ Cyrian riss die Arme hoch, um den unnachgiebigen Griff zu lösen.
    „Erwischt!“, flüsterte jemand hämisch in sein Ohr.
    „Loslassen! Sofort loslassen!“ Cyrian wand sich wie ein Aal und tatsächlich ließ der Griff in seine Locken nach. Dafür wurde er nun grob am Kragen gepackt.
    „Als ich dich das letzte Mal sah, hattest du keine solchen piekfeinen Sachen an, Bürschlein. Beinahe hätte ich dich nicht erkannt.“
    „Besser wär es gewesen“, murmelte Cyrian.
    „Wie bist du Wicht an solch vornehme Kleidung gelangt? Hast du sie gestohlen?“
    „Ich habe einen reichen Gönner gefunden“, log er ungeniert drauflos.
    „Wo ist das Tier?“
    „Hä?“
    „Das Tier!“
    Er wurde heftig gebeutelt, als könnte das den Worten Nachdruck verleihen.
    „Du tust mir weh, du Grobian“, beschwerte sich Cyrian lautstark.
    „Du wirst garantiert gleich richtig was zu heulen bekommen, wenn du nicht sofort mit der Sprache rausrückst. Also, wo ist das Tier?“ Die drohende Miene des Mannes sprach Bände.
    „Ich weiß es nicht“, wisperte Cyrian eingeschüchtert.
    „Falsche Antwort, Ratte.“
    Es ratschte hässlich, als sein Hemd riss. Augenblicklich duckte sich Cyrian und versuchte unter den zupackenden Händen hindurchzutauchen. Doch er erhielt keine Chance zur Flucht. Im nächsten Moment lag er auf dem Boden und starrte ängstlich zu den drei Männern empor, die ihn umstanden. Sein Lieblingsgardist öffnete die Schließe seines Gürtels und zog ihn aus den Hosenlaschen.
    „Wo ist das Tier?“ Der Wächter sprach nun in einem härteren Ton. Finster blickte er auf ihn herab.
    „Ich weiß es nicht“, wiederholte Cyrian kläglich.
    „Du bist ein schlechter Lügner.“
    Der Gürtel traf ihn einmal, zweimal, dreimal … Die ersten Schläge taten seltsamerweise gar nicht weh. Das Brennen setzte erst später ein. Cyrian biss die Zähne zusammen und versuchte sein Gesicht, sein größtes Kapital, zu schützen.
    „Rede!“, wurde er angeherrscht.
    „Ich weiß es nicht“, heulte er. Alles, alles durfte passieren. Nur Thars durfte er nicht verraten.
    Brudfor, gib mir Kraft …
    Wieder prügelte der Gardist auf ihn ein. Die Hiebe wurden zusehends unbeherrschter. Cyrian schrie vor Angst, vor Schmerz. Bestimmt würde gleich seine Haut aufplatzen.
    „Wo?“, brüllte der Gardist. Cyrian versuchte sich zusammenzurollen und damit eine möglichst kleine Angriffsfläche zu bieten. Vielleicht würde sich ja auch ein Loch auftun und ihn verschlingen, damit er vor den Wachen sicher war. Oder Brudfor würde diese elenden Gardisten mit einem Blitz erschlagen. Natürlich tat Brudfor nichts dergleichen. Cyrian wimmerte. Inzwischen hatte er das Gefühl, die Schläge kämen aus weiter Ferne. Sie schienen so unwirklich.
    „Wo?“
    „ … nicht …“
    „ Wo ? Verdammt, du kleines Miststück! Ich prügel dich tot!“
    Ganz sicher würde er das. Cyrian fühlte sich bereits jetzt ziemlich erschlagen.
    „Hallo?“
    Abrupt stoppten die Schläge und für einen Moment herrschte angespanntes Schweigen. Cyrian konnte lediglich seinen eigenen abgehackten Atem hören.
    „Da ist jemand“, stellte einer der Gardisten schließlich besonders schlau fest.
    „Das ist der Pater. Er muss etwas gehört haben. Laut genau gejault hat der Bursche ja. Und du warst auch nicht gerade leise.“
    „Hallo? Wer ist denn da?“
    „Mit dem Pater könnten wir Schwierigkeiten bekommen, wenn wir eines seiner Schäfchen auf Kirchenland foltern“, gab einer der Wächter zu bedenken.
    „Wir nehmen ihn mit.“ Cyrian wurde grob am Arm gepackt. Sofort biss er zu, woraufhin die Hand mit einem Fluch zurückgerissen wurde.
    „Hilfe!“, schrie er so laut er konnte und schlug nach dem Gardisten, der ihn erneut greifen

Weitere Kostenlose Bücher