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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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antwortete: »Genau diese
Frage habe ich mir auch schon gestellt, nur, ich habe keine Antwort
gefunden. Wenn Sie sich die Fotos anschauen, sehen Sie
auch, dass auf dem Tisch eine angebrochene Flasche Champagner
und zwei Gläser stehen. Aus einem wurde definitiv getrunken,
denn es befindet sich Lippenstift daran. Bei der Untersuchung
des Glases wird man feststellen, dass die Sittler daraus
getrunken hat. Für meine Begriffe hat sie ein Doppelleben geführt,
von dem niemand etwas wissen durfte. Sie hatte vermutlich
sexuelle Bedürfnisse, und diese immer nur allein zu befriedigen
dürfte ihr auf Dauer gesehen langweilig geworden sein.«
    Kullmer grinste, Seidel boxte ihn leicht in die Seite.
    »Kommen wir zur Todesursache. Wie auf den Fotos zu erkennen
ist, gibt es etliche Hämatome im Brust- und Bauchbereich.
Woher sie stammen, werden wir von Dr. Sievers erfahren, sobald
die Obduktion abgeschlossen ist. Gestorben ist sie jedenfalls
durch eine hohe Dosis Strychnin, das ihr intravenös verabreicht
wurde. Dr. Sievers, die noch gestern Abend eine Blutuntersuchung
vorgenommen hat, sagt, dass man damit einen Elefanten
hätte töten können. Merkwürdig ist nur, dass ihr das Gift in die
Leistenvene injiziert wurde.«
    »Die muss sich doch gewehrt haben«, meinte Seidel.
»Nein, denn der Täter hat ihr laut Dr. Sievers K.-o.-Tropfen
unter den Champagner gemischt, so dass sie gar nichts mehr von
dem mitbekommen hat, was danach geschah. Sie war also bereits
bewusstlos, als sie starb. Das ist zumindest die vorläufige Einschätzung
von Dr. Sievers.«
    »Also, wenn ich das bis jetzt richtig verstanden habe, dann hat
die Sittler am Freitagabend Besuch gehabt. Und sie hat sich für
diesen Besuch etwas Schickes angezogen«, sagte Kullmer wieder
grinsend.
    »Wenn du ein Paar Strümpfe schick findest. Ich gehe aber
stark davon aus, dass der Besuch einen sexuellen Hintergrund
hat. Nicht nur die spärliche Bekleidung deutet darauf hin, sondern
auch die frisch lackierten Finger- und Fußnägel, der Lippenstift,
der Champagner. Und die Tat geschah im Schlafzimmer,
das Licht war, wie Fritsche mir berichtete, gedämpft, eben so,
wie man es bei einem erotischen Abend gern hat, und so war das
Licht auch noch, als ich kam. Ich habe aber noch eine zweite
Theorie. Die fehlenden Kampfspuren und die K.-o.-Tropfen
könnten auch auf eine Frau als Täterin hindeuten. Die Sittler war
zwar nicht sonderlich groß und auch sehr schlank, aber Frauen,
die morden, tun es in der Regel eher auf eine subtile Art, wenn sie
nicht zufällig eine Pistole dabeihaben und das ganze Magazin
leerschießen. Da es aber keine Schussverletzungen gibt, scheidet
das aus. Also würden wir in unserm Fall das alte Klischee der
Giftmörderin strapazieren.«
    »Und wohin tendierst du?«, fragte Kullmer.
    »Kein Kommentar. Ich will erst das Obduktionsergebnis abwarten
und vor allem wissen, welche Fälle die Sittler in ihrer Zeit
als Staatsanwältin bearbeitet hat. Besonders die letzten Fälle
dürften dabei von Bedeutung sein. Wer kümmert sich darum?«
»Ich übernehm das«, sagte Berger und lehnte sich zurück, die
Hände hinter dem Kopf verschränkt. »Bleiben noch die Kanzlei,
die Haushälterin und die Mutter der Verstorbenen. Wer übernimmt
was?«
    »Doris und ich fahren in die Kanzlei, wenn's recht ist«, sagte
Kullmer.
    »Und Sie beehren die beiden andern?«, fragte Berger Durant.
»Dazu müsste ich erst wissen, wo ich die Haushälterin finde.
Wo ist das Adressbuch?«
    »Hier.« Berger reichte es ihr.
    »Sie heißt Alina Cornelius. Na, da ist sie ja schon. Eschersheimer
Landstraße. Der Hausnummer nach dürfte das in der Nähe
der Haltestelle Weißer Stein sein. Die Großmutter lebt in Mörfelden,
Adresse hab ich. Falls es keine Fragen mehr gibt, bin ich
weg.«
    »Sollen wir Frantzen irgendwelche besonderen Fragen stellen?
«, wollte Kullmer wissen.
    »Besonders eine: Warum er eine hysterische, paranoide Agoraphobikerin
als Partner eingestellt hat und was ihre Aufgabe
war. Und natürlich das übliche Programm, Alibi und so weiter.
Ist ja immerhin möglich, dass er ihr heimlicher Lover war. Ach
ja, fragt ihn auch, warum sie die Seiten gewechselt hat. Auf die
Antworten bin ich gespannt.« Und zu Berger: »Was hat die Spusi
eigentlich alles sichergestellt?«
    Berger hob die Schultern und antwortete: »Ich hab nur das
Adressbuch bekommen und den Bericht. Die restlichen Unterlagen
schicken sie uns im Laufe des Tages.

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