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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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einfach entsprechend raffen. Aufgrund des flachen Kiels kam man natürlich leichter ins Rollen, aber die Ruderer konnten einiges dazutun, das Schiff im Gleichgewicht zu halten, und die Länge des Rumpfes trug ebenfalls dazu bei. Eine Trireme wie diese konnte bei günstigen Voraussetzungen mehr als hundert Meilen am Tag zurücklegen.«
    »Mal abgesehen von einem richtigen Schiff, was würdest du noch brauchen, um dich zu vergewissern, dass dieses hier phönizischen Ursprungs ist?«
    »Ich brauche mich nicht zu vergewissern«, sagte Nina. »Ich bin bereits davon überzeugt. Könnten wir noch einmal auf diese Gesichter zurückkommen, Paul?« Die sechs gemeißelten Köpfe tauchten erneut auf dem Schirm auf. Der Laserpunkt berührte eine der Darstellungen des bärtigen Mannes und wechselte dann zu seinem Zwilling. »Der spitze Hut dieser Gentlemen stimmt mit denen der phönizischen Seeleute überein.«
    »Was in diesem Fall wenig überraschend ist«, warf Orville ein, »weil die Bilder auf der rechten Seite von einer phönizischen Stele stammen, die bei Tunesien entdeckt wurde.
    Der Gentleman unter ihm entspricht den afrikanisch anmutenden Gesichtern aus La Venta in Mexiko. Der dritte Gesichtstypus stammt von den Maya-Ruinen in Uxmal.«
    »Das klingt ganz nach einer eindeutigen Schlussfolgerung«, sagte Austin.
    Orville lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. »Die Formulierung von Schlussfolgerungen aufgrund bildlicher Übereinstimmungen ist ja ganz nett, wenn man als Pseudowissenschaftler ein Taschenbuchprojekt verkaufen will, aber von guter Archäologie kann in diesem Zusammenhang nicht die Rede sein«, sagte Orville. Er atmete tief durch.»Meine Kollegen würden den Rest meines ramponierten Rufs quer über den Campus schleifen, wenn sie das jetzt hören könnten. Die Meeresarchäologie ist nicht unbedingt meine starke Seite, also kann ich Ninas Angaben nicht bewerten. Ich weiß allerdings, dass die Bilder auf diesen Steinen Phönizier, Afrikaner und Maya zusammen an ein und demselben Ort zeigen.
    Außerdem haben Dr. Chi und ich die Inschriften gleichzeitig und unabhängig voneinander übersetzt, und wir sind in allen Fällen zu den gleichen Ergebnissen gelangt. Die Steine sagen, dass diese Schiffe auf der Flucht vor einer Katastrophe aus ihrer Heimat in das Land der Maya gekommen sind. Zudem wurden sie nicht als Fremde, sondern als alte Bekannte begrüßt.«
    »Lässt sich aus den Inschriften auf ein Datum schließen?«
    »Angesichts der ansonsten peniblen Zeitangaben der Maya wäre ich doch sehr überrascht gewesen, falls wir nichts dergleichen gefunden hätten. Nach unserem Kalender trafen diese Schiffe im Jahr 146 vor Christus ein.«
    Nina starrte das Bild an und flüsterte etwas auf Lateinisch.
    Alle Augen wandten sich in ihre Richtung. »Das ist etwas, das man im ersten Jahr Lateinunterricht lernt«, erklärte sie.
    »›Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.‹
Im Übrigen beantrage ich, dass Karthago zerstört werden soll! Cato der Ältere hat jede seiner Reden vor dem römischen Senat mit diesem Satz beendet. Er versuchte, die Öffentlichkeit für einen Krieg gegen die phönizische Stadt Karthago einzunehmen.«
    »Es hat funktioniert. Wenn ich mich recht erinnere, wurde Karthago
tatsächlich
zerstört«, sagte Austin.
    »Ja. Im Jahr 146 vor Christus.«
    »Was bedeutet, dass diese Schiffe eventuell vor den Römern geflohen sein könnten.«
    »Ein Datum ist ein Datum«, sagte Nina, um sich rechtzeitig abzugrenzen, bevor sie sich zu sehr auf Austins Theorie einlassen würde. »Ich wollte bloß auf die Übereinstimmung hinweisen. Ich habe daraus noch keine Schlussfolgerung gezogen. Als Wissenschaftlerin wäre ich verantwortungslos, falls ich mich zu einer solchen Äußerung hinreißen ließe«, fügte sie hinzu, aber sie konnte das aufgeregte Funkeln ihrer grauen Augen nicht verbergen.
    »Ich verstehe, warum ihr Wissenschaftler ohne stichhaltigere Beweise nicht einfach vortreten und sagen könnt, was ihr denkt«, sagte Austin. »Aber nach dem zu schließen, was ich hier heute gesehen habe, bin ich davon überzeugt, dass die Inschriften auf diesen Steinen von der Ankunft antiker Seefahrer in Amerika berichten, und zwar lange vor Kolumbus. Sie wissen, dass die Phönizier zu einer Überquerung in der Lage gewesen sind.«
    »Bis zum fünfzehnten oder sechzehnten Jahrhundert waren sie noch immer die größten Entdecker der Welt. Sie haben Afrika umsegelt und sich bis Cornwall an

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