Das Todeswrack
in der Kabine des Kapitäns.«
»Bene.
Komm, Antonio«, sagte er zu seinem Cousin, der völlig reglos abgewartet hatte. »Mal sehen, was wir für diese Gentlemen tun können.«
In seiner Kabine entrollte Kapitän McGinty einen Bogen schweres weißes Papier auf dem Tisch. Auf dem Blatt stand die italienische Aufschrift
»piano delle sistemazioni passeggeri«,
Plan der Passagierunterkünfte. Oben befand sich ein Foto aus besseren Tagen, das den Liner bei kühner Fahrt durch die Wogen zeigte. Unterm Foto waren die Grundrisspläne von neun Decks.
Donatelli wies auf die Belvedere Lounge im vorderen Bereich des Bootsdecks. »Hier habe ich gearbeitet, als die
Stockholm
uns erwischte. Rumms! Ich bin auf dem Boden gelandet.« Sein Finger bewegte sich weiter zum Promenadendeck. »Hier sammeln sich alle Passagiere und warten auf Rettung. Was für ein Durcheinander«, sagte er und schüttelte empört den Kopf.
»Mr. Carey findet mich, und wir gehen nach unten zu ihrer Kabine. Hier. Auf der Steuerbordseite des Oberdecks. Die arme Mrs. Carey sitzt fest. Ich rase los wie ein verschrecktes Kaninchen, um einen Wagenheber aufzutreiben. Nach hier unten.« Sein Finger folgte der Route jener Nacht. »Vorbei an den Geschäften auf dem Foyerdeck, aber der Weg ist blockiert, also gehe ich ein ganzes Stück zurück Richtung Heck und dann hinunter aufs A-Deck.«
Donatelli unterbrach den flüssigen Bericht. Er erinnerte sich wieder an die schreckliche Angst, die ihn packte, als er in die dunklen Eingeweide des sinkenden Schiffs hinabstieg. »Bitte verzeihen Sie«, entschuldigte er sich mit stockender Stimme.
»Sogar jetzt, nach all den Jahren …« Er atmete tief durch. »In jener Nacht habe ich nachvollziehen können, was Dante bei seinem Abstieg in den Hades empfand.« Er seufzte und fuhr fort. »Endlich komme ich also auf dem B-Deck an, wo die Garage ist. Den Rest der Geschichte kennen Sie alle?«
Die anderen Anwesenden nickten.
»Gut«, sagte Donatelli mit offenkundiger Erleichterung.
Obwohl es in der Kabine kühl war, stand ihm Schweiß auf der Stirn, und an seiner Schläfe pochte eine Ader.
»Können Sie uns zeigen, wo genau in der Garage Sie den gepanzerten Lastwagen gesehen haben?«, fragte Austin.
»Natürlich, er stand hier oben in dieser Ecke.« Er bat um einen Bleistift und markierte die Stelle mit einem
X.
»Soweit ich gehört habe, waren insgesamt neun Wagen in der Garage, darunter dieses ausgefallene Exemplar, das die Italiener für Chrysler gebaut hatten.« Er verzog die Lippen zu einem knappen Lächeln.»Einen Wagenheber habe ich übrigens nie gefunden.«
»Wir haben vor, durch die Garageneinfahrt einzudringen«, erklärte Austin.
Donatelli nickte. »Die Autos konnten direkt vom Pier in die Garage fahren. Ich glaube, das ist ein guter Plan, aber ich verstehe nicht viel von diesen Dingen«, sagte er und zuckte mit den Achseln.
Kapitän McGinty war weniger zurückhaltend. Ein Anruf über das Schiffstelefon hatte ihn kurz zuvor für eine Weile abgelenkt.
Jetzt kehrte er zum Tisch zurück und schüttelte den Kopf. »Ich hoffe, die ganze Mühe ist nicht umsonst. Ich sehe hier direkt vor mir ein gewaltiges Problem.«
»Das ist vermutlich noch untertrieben. Ich wäre überrascht, falls uns die Probleme nicht wie ein wütender Gorilla im Nacken sitzen würden«, sagte Austin.
»Das hier ist verdammt riskant. Ich kenne Leute, die über die Decks nach unten in diesen Frachtraum vorgestoßen sind.« Er deutete auf die Steuerbordwand der Garage.
»Alles dort – Autos, Lastwagen, Frachtstücke – ist auf diese Seite gestürzt, die jetzt den Boden darstellt. Ihr gepanzerter Laster könnte unter Tonnen von Schrott begraben liegen. Die Leute, die in diesem Frachtraum waren, haben das Zukunftsauto gesehen, das für Chrysler bestimmt war, aber sie konnten es nicht erreichen, weil dieser ganze Raum voller verbogener Deckbalken und gebrochener Spanten ist. Falls Sie wie geplant mit Stramplern hineingehen, könnten Sie sich unrettbar verheddern.«
Austin war sich vollauf der Tatsache bewusst, dass dieser Einsatz einer der bislang härtesten seiner abwechslungsreichen Karriere sein würde. In gewisser Weise schwieriger als die Bergung des iranischen Containerschiffs oder die Hebung des russische n U-Boots.
»Danke für die Warnung, Käpt’n. Ich möchte das Ganze so angehen, als würden wir uns auf offenem Trümmergelände befinden und nach einem ganz bestimmten Gegenstand suchen.
Wie zum Beispiel im East River. Vielleicht
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