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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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einigen Steinen, damit es unten bleiben würde. Das Wasser war warm, also zogen sie keine dicken Neoprenanzüge, sondern lediglich leichte schwarze Lycratauchkleidung an.
    Wortlos verstaute Austin den kleinen Beutel, den er um den Hals trug, in einer wasserdichten Hülle. Nach einer schnellen Überprüfung ihrer Ausrüstung schwammen sie ein Stück von der Insel weg und ließen ohne weitere Verzögerung die Luft aus ihren Tarierwesten. Langsam sanken sie in die dunkle Tiefe des Sees.
47.
    Mit ruhigen und gleichmäßigen Flossenschlägen tauchten sie auf schräger Bahn an dem Tempel entlang nach unten, bis sie den Grund des Sees erreicht hatten. Vor ihnen ragte eine eindrucksvolle, spitz zulaufende Masse von Steinen empor und ließ sie zwergenhaft klein erscheinen. Dank der breiten terrassenförmigen Ebenen sah die Pyramide wie eine gewaltige Treppe aus.
    »Das
ist vielleicht ein Riesending«, sagte Austin. Der metallische Klang des Unterwasserfunkgeräts tat seiner Ehrfurcht keinen Abbruch. »Wie gut, dass wir nicht abergläubisch sind. Ich habe dreizehn Stufen gezählt.«
    »Dann lass uns mal lieber auf Holz klopfen«, sagte Austin. Er schaute auf seinen Tiefenmesser. »Knapp fünfunddreißig Meter.
    Alles klar, um den Plan zu tauchen?«
    Erfahrene Taucher kannten das Mantra:
Plane den Tauchgang, und tauche den Plan.
    Ihre Strategie war einfach. Sie würden entgegen dem Uhrzeigersinn nacheinander alle vier Seiten von oben bis unten absuchen. Die Pyramide stand ganz für sich allein, was Austin zu der Frage brachte, ob sie womöglich nur zu einem einzigen Zweck errichtet worden war. Die zweite Seite des Bauwerks war wie die erste, und die Suche dauerte nur wenige Minuten. Beim dritten Versuch hatten sie Erfolg.
    Während die anderen Seiten relativ schmucklos waren, befand sich hier eine breite Treppe, die vom Tempel an der Spitze bis ganz nach unten verlief. Am Fuß der Stufen stand, einsam und erhaben wie ein livrierter Portier vor einem protzigen Hotel in Las Vegas, eine steinerne Tafel. Die Stele ragte senkrecht aus einem Fundament vom Seegrund empor.
    Zavala ließ den grellen weißen Strahl seines tragbaren Halogenscheinwerfers über die dunkle Oberfläche gleiten.
    »Kommt dir das bekannt vor?«, fragte er kurz darauf.
    Austin musterte die eingemeißelte Abbildung einer gefiederten Schlange, die gerade damit beschäftigt war, ein Boot zu fressen.
    »Die Welt ist klein. Das ist ein Zwilling des Steins von der
Doria.«
Er richtete seinen Blick auf die Treppe, die auf dieser Seite der Pyramide nach oben führte. »Irgendwie erinnert mich das an diese schwarzen Tafeln aus dem Film
2001:Odyssee im Weltraum.
Vielleicht will dieses alte Schild uns irgendetwas mitteilen.«
    Wie eine träge Rauchfahne glitt er langsam die Treppe empor.
    Zavala hielt sich schräg rechts hinter ihm. Die Stufen wurden von Abbildungen umsäumt. Zudem befanden sich alle paar Meter Skulpturen von Köpfen. Nach etwa der Hälfte der Strecke schaute ihnen unter einer Federkrone das riesige stilisierte Gesicht einer Schlange entgegen. Das Maul stand weit offen in Angriffsposition. Es war groß genug, um einen Menschen zu verschlucken. Aus Ober- und Unterkiefer ragte jeweils ein Paar dicker stumpfer Giftzähne hervor, die in Größe und Form an Pylonen erinnerten, wie sie zur Absperrung im Straßenverkehr benutzt wurden.
    »Was für ein freundlicher Geselle«, sagte Zavala. »Meinst du, er beißt?«
    »Darf ich vorstellen: die gefiederte Schlange. In diesem Teil der Welt als Kukulcan bekannt.«
    »Er sieht aus wie die Kreuzung aus einem Rottweiler und einem Alligator. Frag ihn, ob er weiß, wie man ins Innere der Pyramide gelangt.«
    »Vielleicht ist das gar keine so schlechte Idee.« Mit ein paar Flossenschlägen glitt Austin näher an das klaffende Maul heran und leuchtete den Rachen aus. »Sag ›aaah‹«, sagte er und schwamm direkt hinein. Seine Pressluftflasche schrammte an den dicken Fängen entlang, aber im Innern war genug Platz, um sich umzudrehen. Er steckte den Kopf aus dem Maul und winkte Zavala zu sich heran. Dann stieß er tiefer in die Pyramide vor.
    Im Licht seines Strahlers sah er Trittstufen auf dem abschüssigen Boden. Langsam und vorsichtig schwammen sie ungefähr zwei Minuten lang schräg nach unten, bis der Gang in einer Kammer endete, die so groß war, dass sie sich beide aufrichten konnten. Eine Treppe führte einen weiteren Gang hinauf.
    »Ich komme mir wie eine Ladung schmutziger Klamotten vor, die jemand soeben in den

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