Das Tor nach Andoran (German Edition)
den ich mich halten muss. Ich habe mich verpflichtet, Wesen wie Riana, die, ob nun freiwillig oder nicht in unsere Welt gelangten hier nicht zu dulden …« Julian unterbrach Gandulf mit einer Handbewegung. »Auch wenn es den Tod für diese Wesen bedeutet,« brauste er auf, »das verstehe, wer will.«
Gandulf sah den Jungen verärgert an. »Lerne zuerst die Regeln der Weltenwächter und du wirst anders darüber denken. Nicht alle die in unsere Welt gelangen sind harmlos. Es gibt zum Beispiel die Feuerdrachen von Vulkan. Ein Einziger von ihnen wäre in der Lage, große Teile von Verden in Schutt und Asche zu legen. Oder die Blutsauger, die vor noch nicht allzu langer Zeit Na-Talim eine Stadt am Rande der Wüste in Angst und Schrecken versetzten und Dutzende von leergesaugten Menschen hinterließen. Sie alle könnten das Gleichgewicht dieser Welt empfindlich stören und ich könnte die Liste der Bedrohungen endlos weiterführen. Sie alle bedeuten eine Gefahr für Verden, glaubst du wirklich, ich bin zum Spaß hier?«
Julian blickte beschämt ins Feuer. Es war sicher nicht seine Absicht Gandulf moralische Ratschläge zu geben, dennoch machte es ihm Angst, Riana ihrem ungewissen Schicksal zu überlassen.
Inzwischen hatte Gandulf begonnen seine zweite Schüssel zu leeren und beobachtete über deren Rand hinweg Julian, der verbissen ins Feuer starrte. Er war froh, dass der Junge bei ihrer Auseinandersetzung dazwischen kam und ihm so die Gelegenheit den Entschluss, den er gefasst hatte, Riana mitzuteilen. Zwischen zwei Bissen fing er zu reden an.
»Ich kenne da noch einen Wächter, der in Burgas lebt. Wir sollten zu ihm gehen Riana, vielleicht reichen unserer beiden Kräfte aus, um dir deine wahre Gestalt zu geben. Versprechen kann ich dir nichts aber wir sollten keine Möglichkeit ungenutzt lassen, es zu versuchen.«
»Wo liegt Burgas, ich habe noch nie davon gehört,« fragte Julian neugierig. Gandulf erzählte von seinem Abenteuer mit den Blutsaugern und wie er Jannik kennenlernte. »Burgas liegt ungefähr drei Wochen von hier im Südwesten,« erklärte er abschließend, und bemerkte, wie Julians Augen an seinen Lippen hingen.
»Du hast sicher schon viel auf deinen Reisen erlebt,« stellte Julian bewundernd fest als Gandulf schwieg. Der bemerkte den leuchtenden Glanz in den Augen des Jungen, der ihn an sich selbst erinnerte. Sofort fielen ihm die Jahre ein, als er seinen Lehrer kennenlernte. * Ich muss ihn ebenso begeistert angesehen haben, * dachte er bei sich und eine leise Ahnung beschlich ihn. Der Junge träumte von Abenteuern.
»Wie wahrscheinlich ist, dass ihr mir helfen könnt,« fragte Riana dazwischen. Gandulf zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls vertrödeln wir hier nur kostbare Zeit, wenn wir nichts unternehmen, um dein und mein Problem zu lösen,« wich Gandulf aus. Selbst Julian fühlte die Unsicherheit die Gandulf zu belasten schien. Riana sah den Wächter lange an und man sah, dass es in ihr arbeitet.
»Na schön, es bleibt mir sowieso nichts anderes übrig als dir zu vertrauen. Wir sollten uns ohnehin nicht zu lange am selben Fleck aufhalten, denn die Sucher des Barons fahnden sicher nach mir. Es wäre nicht gut, wenn sie uns hier antreffen würden.«
Riana gab sich einen Ruck und drängte sich mit tränenverschleierten Augen an Julian vorbei und verschwand wie ein Schatten zwischen den Bäumen nahe der Hütte.
Bedrückendes Schweigen breitete sich zwischen Gandulf und Julian aus, der begriff, dass der Wächter und das Einhorn sich sehr bald auf den Weg machten und ihn alleine zurück ließen. Julian forschte im Gesicht Gandulfs in der Hoffnung der würde es sich anders überlegen, doch der Wächter wich seinem Blick aus.
Enttäuscht nahm Julian den leeren Kessel vom eisernen Dreibein der über dem Feuer stand und begab sich zum nahen Bach um ihn auszuwaschen. In Julian tobte ein Widerstreit der Gefühle.
Einerseits fühlte er sich seinem Vater und dem Vertrauen, das er in ihn setze, verpflichtet. Auf der anderen Seite wünschte er sich, Gandulf und Riana auf ihrer Reise in die Fremde zu begleiten und dem Einhorn beizustehen. Betrübt und freudlos kam Julian nach einiger Zeit zurück ans Feuer und setzte sich ins Gras. Trina, die leise winselnd zu ihm kam, stupste ihn gelegentlich an, als wolle sie ihm bedeuten sich mehr um sie zu kümmern. Ihr fehlte die Aufmerksamkeit, die sie vor Rianas Ankunft genoss, und schielte dann und wann eifersüchtig zu den Bäumen, zwischen denen das Mädchen
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