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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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böse war? Müdigkeit stand vielen Reisenden ins Gesicht geschrieben – wie aber war das mit der Arglist? Catlins Blick streifte zwei Familien mit Frauen, Alten und Kindern, die schweigend beieinandersaßen und ihren Hunger stillten. Die Kleinen lagen bereits in der Nähe des Feuers dicht zusammengerollt auf dem Boden. Sie führten wohl kaum etwas Böses im Schilde. Andererseits bestahlen manchmal gerade die Jüngsten andere Reisende, weil sie nicht beachtet wurden und es die Eltern von ihnen verlangten … Catlin spürte ihr Herz einen Takt schneller schlagen. Unsinn!, rief sie sich zur Ordnung. Sie schlafen ganz friedlich, und man muss das Böse wahrhaftig nicht überall vermuten.
    Die meisten Männer in der Gaststube schienen ohnehin eher Handwerker, Bauern oder Tagelöhner zu sein, die sich den Abend nach einem harten Arbeitstag mit einem Bier und einem Spiel versüßten. Sie lachten laut, tranken und redeten viel. In einer Ecke würfelten ein paar gegen die Wand, und am Nebentisch hatten zwei sogar noch genügend Kraft, um sich miteinander im Armdrücken zu messen.
    Catlin dagegen fühlte, wie bleierne Müdigkeit in ihr aufstieg, und kämpfte dagegen an, dass ihr die Augen zufielen.
    Als Catlin am nächsten Morgen auf dem schmuddeligen Strohsack erwachte, konnte sie sich kaum entsinnen, wie sie in dieses Bett gekommen war. Düster lagen die Schatten der Nacht noch auf ihrem Gemüt. Ihr Körper schmerzte, und die Erinnerung an den vergangenen Abend kehrte nur langsam zurück. Obwohl sie dicht an einen ihrer Vettern gedrängt und mit Tiny zu ihren Füßen geschlafen hatte, war sie mehr als einmal aufgewacht und jeweils nur mühsam wieder eingeschlafen. Das Rumpeln aus dem Schankraum, das von Zeit zu Zeit zu hören gewesen war, hatte sie ebenso aufgeschreckt wie die ständige Furcht, der widerwärtige Kerl könne doch noch die Treppe heraufschleichen und sie in der nächtlichen Dunkelheit überfallen. Immer wieder war sein schmieriges Grinsen durch ihre Träume gegeistert, obwohl er mit seinen Männern noch in der Nacht das Wirtshaus verlassen hatte. Das Schnarchen ihrer Vettern und das Winseln des Hundes, der von der Jagd träumte, vor allem aber die Wanzen, die mit der Dunkelheit und der Bettwärme hervorgekrochen waren und ihr Arme, Rumpf und Hals zerstochen hatten, waren ihrem Schlaf nicht gerade zuträglich gewesen.
    »Grässlich, einfach grässlich, diese Viecher!«, jammerte Milo, den die gierigen Blutsauger ebenfalls übel zugerichtet hatten, und kratzte sich die Arme blutig.
    »Lasst uns zusammenpacken und zusehen, dass wir von hier fortkommen!«, schlug Richard vor.
    Als sie den Schankraum betraten, schlug ihnen der Geruch von schalem Bier, Haferbrei und Schlaf entgegen, obwohl auch die anderen Reisenden bereits wach waren, ihre Decken zusammenrollten, die Kleider richteten und sich zum Aufbruch bereit machten. Niemand wollte noch mehr Zeit als nötig in dem muffigen Gasthaus verbringen, und auch Catlin sehnte sich nach frischer Luft und baldiger Abreise. Als sie aber auf ihrem Pferd saß, wäre sie am liebsten umgehend abgestiegen, weil ihre Schenkel, der Rücken und das Hinterteil noch mehr schmerzten als am Abend zuvor.
    »Solltest du keinen Wert darauf legen, eine weitere Nacht in einem verdreckten Wirtshaus nächtigen zu wollen, dann müssen wir uns sputen«, trieb Knightly sie an, als ihr Pferd den Schritt verlangsamte und sie hinter den anderen zurückzufallen drohte. »Die Stadttore von London schließen bei Einbruch der Dunkelheit. Wenn wir nicht rechtzeitig ankommen, müssen wir in einem der Gasthöfe vor der Stadt bleiben.« Er schnaubte leise. »Dass die kaum angenehmer sind als die Unterkunft der letzten Nacht und dazu auch nicht eben wohlfeil, kannst du dir gewiss vorstellen. Wer zu spät kommt, hat keine andere Wahl. Das wissen die Gastwirte genau und nutzen die Lage der Reisenden schamlos und in geradezu räuberischer Manier aus.«
    Catlin nickte tapfer, versuchte sich aufrecht im Sattel zu halten und biss die Zähne zusammen. Zwei kurze Pausen gönnten sie sich bis London, das war alles. Dafür fanden sie bei Dämmerung gerade noch Einlass am Tor und erreichten das Stadthaus, das Richards Vater vor einigen Jahren erworben hatte, als die Sonne unterging.
    Während Richard kräftig an die Tür schlug und nach einem Diener rief, half Knightly seiner Base vom Pferd.
    »Mylords, wir haben Euch schon erwartet!«, begrüßte sie ein älterer, freundlich aussehender Hausknecht mit mehreren

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