Das Traumtor Band II (German Edition)
willst, aber das nicht!“
„Nein, du sollst nicht mit ihr schlafen“, beschwichtigte ihn Targil, „aber ein wenig nett zu ihr sein musst du doch.“
„Aber wie soll das denn gehen?“ fragte Rowin verständnislos. „Soll ich den Verliebten spielen, der sich dann in der Hochzeitsnacht herumdreht und schläft? Du wirst eins ehen, dass das nicht geht!“
„Du wirst die Hochzeitsnacht nicht mit ihr verbringen müssen, wenn du bereit bist, einige Unannehmlichkeiten und Schmerzen auf dich zu nehmen“, lächelte Targil spitzbübisch. „Der Plan stammt von Leston, der Athama sehr verehrt hat, wie du weißt.“ Targils zog aus seiner Tasche ein Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit. „Wenn du das am Abend in deinen Wein schüttest, wirst du schon bald Magenschmerzen bekommen, die jedoch erträglich sein werden. Du darfst aber ruhig ein wenig übertreiben. Das Ganze ist aber mit leichtem Fieber und heftigen Schweißausbrüchen gepaart, die einige Tage anhalten werden – lange genug, um die Abreise von Ilins Gefolge zu überdauern. Glaubt Ilin nun, dass du dich wieder in sie verliebt hast, wird sie dich mit Hingabe pflegen, um sich deiner zu versichern, und niemand wird ahnen, was du planst. Bist du dann wieder gesund wird auch Ilins Zofe von dieser heimtückischen Krankheit befallen werden, und keiner wird wissen, ob du bei Ilin schläfst oder nicht. Sagt sie dann, dass du sie nie berührst, wird jeder sie auslachen. Vor Ilins Tür wird nur Narin nachts Wache stehen, und der wird bezeugen, dich jeden Abend in ihr Zimmer haben gehen sehen. Narin ist verschwiegen wie ein Grab, denn du weißt, wie viel er Athama und dir verdankt. Nun sag, was hältst du von unserem Plan?“
Rowin lächelte böse. „Unter diesen Umständen wird es mir ein Vergnügen sein, für einige Stunden den verliebten Gockel zu spielen“, sagte er. „Und ich werde mich in Krämpfen winden, um meiner schönen Frau Tränen des Mitleids zu entlocken. Umso böser wird dann für sie das Erwachen werden!“
„Gut!“ grinste Tage befriedigt. „Ich bin sonst kein Freund von solchen Hinterhältigkeiten, aber ich habe keine Veranlassung, Ilin zu schonen. Zu viel Leid hat sie über uns alle gebracht. Hier, nimm das Fläschchen und verwahre es gut! Leston sagt, das Zeug sei nicht leicht herzustellen. Die Menge ist so dosiert, dass es dir nicht ernsthaft schaden kann.“
Rowin nahm die Ampulle entgegen und ergriff dann Targils Hand. „Ich danke dir, mein Freund!“ sagte er warm. „Und bringe auch Leston und Narin meinen Dank. Ihr habt mich vor einem großen Fehler bewahrt. Jetzt aber kann ich meine Rache voll auskosten!“
Am nächsten Morgen wurde Ilin von Ihrer Zofe geweckt, die einen riesigen Korb mit blutroten Rosen ins Zimmer brachte. Verwundert setzte sich Ilin auf.
„Was ist denn das?“ fragte sie verblüfft.
„Denkt Euch, Herrin, diese wundervollen Blumen sendet Euch König Rowin!“ jauchzte das Mädchen. „Es liegt noch ein Päckchen in diesem Korb.“
Ein triumphierendes Lächeln flog über Ilins Gesicht und in ihren Augen blitzte Genugtuung auf. Aha, Rowin hatte also doch angebissen!
„Gib her! Gib her, du dumme Gans!“ herrschte sie die Zofe an. „Das ist gewiss R owins Hochzeitsgeschenk!“
Ungeduldig riss sie dem Mädchen das Päckchen aus der Hand, das in blassrosa Seide eingeschlagen war. Ein versiegeltes Pergament flatterte zu Boden, doch Ilin kümme rte sich nicht darum. Mit fliegenden Fingern wickelte sie eine Schmuckschatulle aus Ebenholz aus und klappte den Deckel zurück. Auf schwarzem Samt funkelte ihr ein kostbarer Halsschmuck aus Perlen und Rubinen entgegen. Mit einem Schrei des Entzückens sprang Ilin aus dem Bett und hielt sich vor dem Spiegel die Kette an.
„Oh, wie herrlich!“ Die Zofe klatschte entzückt in die Hände. „So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen!“
Auch Ilin war begeistert, aber sie wollte es der Zofe nicht zeigen. „Ja, ganz hübsch!“ meinte sie daher gleichmütig. „Aber er hätte ruhig auch den passenden Ohrschmuck dazu senden können. Gib den Brief her! Ich will sehen, was er schreibt.“
Sie zerbrach das Siegel und faltete das Pergament auseinander. Während sie las, wurde ihr triumphierendes Lächeln immer breiter. In Rowins klarer, schwungvoller Handschrift stand da:
Schöne Ilin!
Habe ich jemals vergessen, wie ich Dich liebte? Kann man Deinem Zauber widerstehen? Nur ein Mann, dessen Herz tot ist, würde sich nicht in Dich verlieben. Heute wirst Du mein,
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