Das Traumtor Band II (German Edition)
Grund, sie wieder zu ihrem Vater zurückzuschicken. So werden wir sie los, und unsere geliebte Herrin Athama darf zu uns zurückkehren. Herr, bitte straft Narin nicht! Er hätte Ilin nie berührt, wenn ich ihm nicht versichert hätte, dass es in Eurem Sinne sei, denn es wird ihn genug Überwindung kosten, meinen Auftrag auszuführen.“
Leston hatte zuletzt die Sätze angstvoll hervor gestoßen, denn Rowin hatte, während der Alte sprach, den Kopf auf die Arme sinken lassen. Leston sah, dass seine Schu ltern bebten. Der alte Medicus war zutiefst erschrocken, denn er glaubte, Rowin sei wegen Ilins Betrug so niedergeschlagen. Nun wagte er nicht mehr, den Mund auf zu tun, sondern stand hilflos und zitternd da, jeden Augenblick einen Zornesausbruch Rowins erwartend. Doch da hob Rowin den Kopf, und mit Entsetzen sah Leston, dass des Königs Augen feucht waren.
„Ihr braucht weder für Narin noch für Euch zu fürchten, Leston“, sagte er leise, „denn Ilins Liebesgeschichten berühren mich nicht. Im Gegenteil, ich finde euren Plan ausgezeichnet. Doch leider kann ich nicht umhin, euch beiden jede Hoffnung zu nehmen. Athama wird niemals zurückkehren, auch wenn es uns gelingt, Ilin aus V alamin zu vertreiben. Ach, Leston, Eure Geschichte ließ mir nur wieder das Herz bluten, als ich sah, wie auch Ihr um sie trauert. Athama kam nicht aus unserer Welt, Leston. Durch eine große Macht, die sie selbst bewirkte, fand sie ein Tor zu unserer Welt, doch sie konnte nicht aus eigener Kraft wieder in ihre Welt zurückkehren. So wurde Valamin ihre neue Heimat, und bald verblasste ihr Wunsch nach Rückkehr in die ihre. Doch als sie erfuhr, was mit Valamin geschehen sollte, fürchtete sie für mein Leben und wollte auch verhindern, dass Krieg und Elend unser Volk trafen. So suchte sie die Hilfe eines Magiers in Euribia, der ihr ein Mittel gab, welches das Tor in jene fremde Welt noch einmal öffnete. Ich ahnte nichts von ihrem Plan, und so ritt ich mit ihr, begleitete sie auf dem Weg zur Erlangung der Kraft, die sie von meiner Seite reißen sollte. Was dann geschah, wisst Ihr. Doch wie soll Athama je erfahren, dass ihr Platz an meiner Seite für sie wieder frei ist, sollte es gelingen, Ilin zu vertreiben? Es gibt keine Verbindung zu ihr, und so wird auch sie selbst glauben, dass Ilin für immer in Valamin bleiben wird. So wird sie nie zurückkehren, selbst wenn sie die Macht dazu besitzen sollte. Ach, Leston, wir haben Athama für immer verloren!“
Leston war bei Rowins Eröffnung kraftlos in einen Sessel gesunken. Diese Nachricht hatte ihn so hart getroffen, dass er nicht einmal fragte, ob es ihm gestattet sei, sich zu setzen.
„Oh, ihr Götter! Welch ein Unheil!“ flüsterte er. „Wie soll ich das Narin nur beibringen? Er ist ein junger Hitzkopf, und ich befürchte, dass er Ilin sein Schwert durch den Leib rennt, wenn er es erfährt. Wir dürfen es ihm nicht sagen! Nur die Hoffnung auf die Rückkehr der Herrin Athama hat ihn dazu bewogen, abzuwarten und meinem Plan zu folgen. Erführe er jetzt die Wahrheit, würde er vielleicht sich und uns aus Verzweiflung ins Unglück stürzen. Er liebt Athama genau wie Ihr, obwohl er nie so vermessen wäre, es zu zeigen. Aber er besitzt nicht Euren starken Charakter, Herr, um das Schicksal anzunehmen, dass ihm beschert wurde. Daher müssen wir ihm die Wahrheit verschweigen, bis unser Plan gelungen ist. Ich hoffe doch, dass Ihr immer noch wünscht, dass Ilin Valamin verlässt. Ich könnte nicht ertragen, dass sie ein Leben lang die Früchte ihrer Erpressung genießen soll.“
„Auch mir ist dieser Gedanke zuwider“, sagte Rowin, „darum bin ich mit eurem Plan einverstanden. Es würde mich sehr erleichtern, von Ilin befreit zu sein. Valamin hat bis jetzt keine Königin gebraucht und wird auch in Zukunft glücklicher sein ohne eine Herrscherin wie Ilin. Darum tut, was ihr für richtig haltet. Wenn der richtige Zei tpunkt kommt, werde ich den Schluss dieses Theaterstücks in Szene setzen. Seid beide versichert, dass ihr von mir stets jede Hilfe erwarten könnt, die eurem Plan vonnöten ist und die ich geben kann. Aber Ihr habt Recht, Ihr solltet Narin wirklich nichts davon erzählen, dass seine Hoffnungen vergeben sind. Aber Ihr könnt ihm sagen, dass er, wenn es mit seiner Hilfe gelingt, Ilin loszuwerden, für diesen Dienst hoch belohnt werden soll. Um ihn gegen den Zauber Ilins noch unempfindlicher zu machen, soll er wissen, dass er wieder meiner Leibwache angehören wird, ja, dass er
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