Das Traumtor Band II (German Edition)
meinen Widerstand durch Isolation und Hoffnungslosigkeit gebrochen hat. Dann wird er mich zu seiner Sklavin machen, über die er nach Gutdünken verfügen kann. Ich kenne Rowin! Er duldet bei einer Frau, die ihm gehört, keinen eigenen Willen. Schon damals in Muran hat er mir stets vorgeschrieben, was ich zu tun hatte. Doch damals erschien es mir nicht schlimm, denn ich war verliebt in ihn. Erst als es zu spät war und ich schon zugestimmt hatte, seine Frau zu werden, öffnete mir eine meiner Hofdamen die Augen über ihn. Sie hatte sich, geblendet von seiner Erscheinung, mit ihm eingelassen, obwohl er mir bereits den Hof machte. Rowin ist brutal und gewalttätig. Rücksichtslos sucht er bei einer Frau nur sein Vergnügen und erstickt jeden Widerstand mit seinen gewaltigen Kräften, denen eine Frau nichts entgegenzusetzen hat. Oh, Narin, welch ein Schicksal hatte ich vor Augen, als mein Vater mich zwang, nach Valamin zu gehen, um doch noch Rowins Weib zu werden!“
Ilin hatte sich so in ihr erfundenes Unglück hinein gesteigert, dass ihr nun die Tränen über das Gesicht rannen. Narin war zugleich verblüfft und wütend. Diese Frau log, dass sich die Balken bogen! Hielt sie ihn wirklich für so unwissend, oder glaubte sie, dass ihn diese Liebesnacht blind und taub gemacht hätte für alles, was gegen sie sprach? Es schien so, denn wie hätte sie sonst seinen gerechten und ritterlichen Herrn so verleumden können. Hatte er nicht selbst erlebt, mit wie viel Zärtlichkeit und respektvoller Liebe Rowin die Herrin Athama umgeben und ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen hatte? Wie konnte diese Frau es wagen, König Rowin zum brutalen Frauenschänder zu stempeln, wo dieser sogar bereit gewesen war, sein L eben für die Frau, die er liebte, auf Spiel zu setzen? Nur mühsam gelang es Narin, seiner Wut Herr zu werden. Dann jedoch begann er, kühl zu überlegen. Es war nur logisch, dass Ilin ihm ein Märchen auftischte. Sie musste schließlich versuchen, ihn auf ihre Seite zu ziehen. Das jedoch konnte nur gelingen, wenn sie einerseits sich von jeder Schuld reinwusch und ihn mit Verleumdungen gegen Rowin aufbrachte. Erweckte sie nämlich in ihm die Furcht, seine schöne Geliebte würde vielleicht schon bald unter der rohen Gewalt eines brutalen Wüstlings zu leiden haben, wurde dadurch nicht nur seine Eifersucht, sondern auch sein Mitleid angestachelt. So bereitete sie den Boden für seine bedingungslose Unterstützung für ihr Vorhaben. Narin beschloss, auf ihr Spiel einzugehen. Er tat, als gingen ihre Tränen ihm zu Herzen, und er zog sie tröstend in seine Arme. Im gleichen Augenblick aber blitzte der Dämon des Hasses in seinen Augen auf. Die verwöhnte Ilin sollte einmal wirklich spüren, was es hieß, sich der brutalen Kraft eines Mannes unterwerfen zu müssen. Narin war sicher, dass sie nicht wagen würde, ihn daraufhin davon zu jagen, da sie sonst ihre eigenen Pläne durchkreuzen würde. Er würde schon darauf achten, dass er den Bogen nicht überspannte. So begann er, sie zunächst zärtlich zu liebkosen und ihr tröstende Worte ins Ohr zu flüstern. Er versprach ihr, alles zu tun, was in seiner Macht stünde, um sie vor Rowins Willkür zu schützen. Er log ihr vor, in ihm habe sie einen Freund gefunden, der ihre Einsamkeit beenden würde und immer für sie da sei. Doch dann tasteten seine Hände fordernd über ihren Körper. Unwillig schob sie ihn fort, denn nun glaubte sie, für heute genug für ihren Plan getan zu haben. Aber Narin ließ nicht locker. Fordernd presste er seinen Mund auf den ihren. Ilin wehrte ihn heftig ab und bat ihn, jetzt zu gehen, da sie müde sei. Doch Narin dachte nicht daran aufzuhören.
„Komm, Ilin“, keuchte er in heftiger Erregung, „du musst mir noch einmal gehören heute Nacht! Du wehrst dich ja nur, um mein Verlangen nach dir noch mehr anz ustacheln, du kleine Hexe! Ich habe doch gemerkt, wie sehr du nach einem Mann verlangst. Sei gewiss, ich werde dieses Spiel des Verweigerns immer gern mit dir spielen und dir geben, was du damit bezweckst. Du hast ja längst gespürt, dass ich dir schon bedingungslos verfallen bin. Wenn du mir immer zu Willen bist, werde ich alles für dich tun.“
Narin fragte sich, wie lange Ilin sich das gefallen lassen würde. Er selbst musste sich mit Gewalt dazu zwingen, denn diese Behandlung einer Frau war ihm zuwider und entsprach in keinster Weise seiner Natur.
Ilin wagte nicht zu schreien, als Narins sie nun trotz heftiger Gegenwehr überwältigte.
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