Das Traumtor Band II (German Edition)
würde sich dann herausgestellt haben, dass du nur das Opfer eines Zaubertranks geworden bist.“
Die listigen Äuglein Lestons glänzten in wachsender Begeisterung über den Plan, der sich soeben in seinem Kopf entwickelt hatte. Ja, so und nicht anders mußte es g ehen! Er hoffte nur, dass Narin auch darauf einginge.
Doch Narin macht ein unglückliches Gesicht. „Nein, Leston, bitte verlange nicht von mir, dass ich vor den Augen des Königs meine Schande bloßlege, auch wenn er mein Tun billigt! Ich würde vor Scham im Boden versinken, wenn er mich in Ilins Armen überraschte. Gern will ich dafür sorgen, dass der Hof etwas zu klatschen hat, denn niemand wird mir verargen, dass ich mich dem Willen der Königin füge, die noch d azu schön wie eine Göttin ist. Noch dazu würde jeder verstehen, dass ich mich aus Angst vor ihrer Rache nicht hätte weigern können. Aber vor aller Augen als Schänder der Ehre des Königs ertappt zu werden, ist mehr, als ich ertragen könnte!“
„Schon gut!“ beschwichtigte ihn Leston. „Es wird sich da auch ein anderer Weg fi nden lassen.“ Für sich aber vollendete er: ein anderer Weg, um dich von der Richtigkeit meines Plans zu überzeugen! Aber kommt Zeit, kommt Rat!
***
Während Rowin weiterhin an seinem zurückgezogenen Leben festhielt, nur seine Arbeit kannte und jeglicher Kurzweil fern blieb, entwickelte Ilin betriebsame Geschäftigkeit. Sie gab Feste, auf denen sie nicht nur mit den Männern des Hofes, sondern auch sehr häufig mit Narin tanzte, was nicht weiter auffiel, da auch er ein Edelmann war und als ihre persönliche Leibgarde so oft es ging in ihrer Nähe zu sein hatte. Da der König an den Festen nicht teilnahm, war es Narins Aufgabe, seiner Herrin auch als Tänzer zu dienen. Ilin lud fahrende Sänger und Gaukler an den Hof, um durch dererlei Vergnügen die Leute für sich einzunehmen. Doch da weder Rowin noch Deina oder Targil sich an diesen Veranstaltungen beteiligten, war der Kreis der Leute nicht groß, die Ilin damit locken konnte. Wie Leston Narin geraten hatte, gab sich der junge Mann keine Mühe, seine Beziehung zu Ilin geheim zu halten. Er gab zwar vor, immer heimlich und ungesehen in Ilins Gemächer zu gehen, aber er war sich dessen bewusst, dass es durchaus bemerkt wurde, wenn er erst im Morgengrauen ihr Schlafgemach verließ. Ilin jedoch war mit dem Erreichten nicht zufrieden, denn der zuerst so schüchterne Narin erwies sich mit einmal als rücksichtsloser Draufgänger, der nicht mehr wartete, bis sie ihn rief, sondern kam, wann er wollte. Oft zwang er ihr brutal seinen Willen auf, und sie war machtlos dagegen. Wer hätte sie vor seiner Willkür schützen sollen, bei wem hätte sie sich beklagen können, dass er ihre Befehle missachtete? Sie konnte nicht einmal Nira rufen, wenn sie sich nicht vor der Zofe bloßstellen wollte. So war sie gezwungen, es über sich ergehen zu lassen. Dabei verstand Narin es geschickt, ihr die Schuld für sein Ungestüm zu geben, indem er anführte, dass sie ihn mit ihrer Liebe fast um den Verstand brachte. Vergeblich versuchte sie immer wieder, ihm klarzumachen, dass sie seine Gewalttätigkeit nicht ertragen könne. Doch dann lachte er stets und antwortete mit unverschämtem Grinsen, er wisse genau, wie gern sie das in Wirklichkeit habe und aufhören solle, sich zu zieren. Er machte ihr vor, dass er ohne ihre Liebe krank vor Verlangen sei, warf sich zu ihren Füßen nieder und flehte sie an, bis sie entweder nachgab oder er sie mit gespielter Verzweiflung in rasendem Begehren in seine Arme zwang. Obwohl es Ilin genau in ihren Plan passte, dass er ihr so hörig schien, begann ihr das Übermaß seiner Leidenschaft jedoch lästig zu werden. Andererseits schmeichelte es ihr gewaltig, dass sie solche Gefühle in diesem Mann erweckt hatte, der zuerst wie eine uneinnehmbare Festung gewirkt hatte. Sie hatte durch ihre Schönheit aus einem Lamm einen Löwen gemacht.
Kapitel IV
Es war mittlerweile Winter geworden, doch Ilin war ihrem Ziel, Rowin eifersüchtig zu machen, nicht näher gekommen. Zwar hatte sie ihm bei den seltenen Gegebenheiten, wo sie ihn sah, deutlich zu verstehen gegeben, dass sie einen Liebhaber habe, doch er hatte nicht darauf reagiert. Ilins Wut steigerte sich ins Unermessliche, als sie einsehen musste, dass ihr erster Plan nicht aufging und Narin statt nützlich nur lästig geworden war.
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