Das Traumtor Band II (German Edition)
Aber dazu brauche ich Narins Einve rständnis. Aber ich bin gewiss, dass er es geben wird. Noch glaubt er mir nicht. Aber wenn er aus Ilins Mund erfährt, dass er Euch töten soll, wird er meinem Plan zustimmen. Ilin wird ihm Bedenkzeit geben, und wenn diese abgelaufen ist, soll er das Ansinnen rundweg ablehnen. Narin wird dann zu hören bekommen, was sie von ihm hält, aber nicht nur er wird es hören, sondern auch Ihr und einige auserwählte Zeugen, die im Nebenzimmer lauschen. So ersparen wie es Narin, auf frischer Tat ertappt zu werden, denn in ihrer Wut wird sie laut herausschreien, dass sie ihm nur zu Willen war, um ihn gefügig zu machen. Sie wird ja nicht ahnen, dass noch jemand anderes als er es hört. Glaubt Ihr nicht auch, dass ihr dann Gründe genug habt, um Ilin nach Muran zurückzusenden, Gründe, die auch Geran akzeptieren muss und die auch für ihn das Maß der Unverschämtheiten seiner Tochter voll machen werden?“
Rowin war in seinem Sessel niedergesunken. Nun schaute er Leston mit einem sel tsamen Ausdruck an.
„Ihr seid ein schlauer Fuchs, Leston!“ sagte er schließlich langsam. „Fast könnte man glauben, Ilin verfahre genau nach Eurem Willen. Es ist, als ginge sie Schritt auf Schritt jenen Weg, den ihr vorgezeichnet habt, um sie zu verderben. Sagt ehrlich, welche Magie ist hier im Spiel?“
„Keine Magie, Herr!“ lächelte Leston. „Nur ein wenig Menschenkenntnis und die Weisheit und Erfahrung des Alters. Es hat mich ein wenig Mühe gekostet, den wahren Kern von Ilins Wesen zu finden, denn sie verbarg ihn hinter einer schillernden Fassade. Doch als ich erst ihr eigentliches Ich gefunden hatte, war das Übrige nur noch logische Schlussfolgerung. Und dazu braucht es keine Magie, Herr, nur ein wenig Verstand und Zeit, ihn zu gebrauchen. Wäre ich ein Magier, ich hätte meine Macht zu anderen Dingen benutzt. Dann hätten wir nie ein Problem namens Ilin gehabt. Doch sagt, wollt Ihr nach meinem Plan verfahren, wenn ich die Vorbereitungen treffe?“
„Gut, es soll geschehen, wie Ihr sagt!“ Rowin stand auf. „Aber ich kann genau wie Narin noch immer nicht recht glauben, dass Ilin mir nach dem Leben trachtet. Aber das werden wir ja bald erfahren. Doch ich möchte aus Narins eigenem Mund hören, ob sie ihn wirklich zum Mord aufgefordert hat.“
„Ich werde ihn euch bringen, Herr, und ich bin gewiss, ihr werdet nicht lange darauf zu warten haben. Da ihr die Situation mit Narin unerträglich wird, wird sie nicht mehr lange zögern.“
Leston verneigte sich und ging. Er ließ einen sehr verwirrten und nachdenklichen Rowin zurück, dem das Gehörte noch lange zu schaffen machte.
***
Narin war durch Lestons Eröffnung wie vor den Kopf geschlagen. Er konnte einfach nicht glauben, dass Ilin etwas so Schreckliches im Sinn hatte. Schließlich legte ihr Rowin keinerlei Steine in den Weg, die ihr Grund gegeben hätten, ihm nach dem L eben zu trachten. Im Gegenteil, Ilin genoss die völlige Freiheit zu tun, was immer sie wollte. Der König gebot nicht einmal Einhalt, wenn Ilin das Gold mit vollen Händen zum Fenster hinaus warf. Sie führte hier am Hof zu Varnhag kein anderes Leben, als sie es in Muran getan hatte. Weshalb also sollte sie dann einen Ehemann beseitigen wollen, der ihr in keiner Weise im Wege stand. Duldete er nicht sogar stillschweigend ihre Liebesaffäre, obwohl sie sicher sein konnte, dass er davon wusste? Ihr war ja der Hintergrund von Rowins Langmut nicht bekannt, so dass sie in diesem keinen Grund für ihren Anschlag sehen konnte. Narin kam zu dem Schluss, dass Leston wohl ein wenig übers Ziel hinaus geschossen war und die Dinge schwärzer sah, als sie sich schließlich herausstellen würden. Trotzdem war er natürlich begierig darauf, endlich zu erfahren, was Ilin im Schilde führte. Daher konnte er kaum abwarten, wieder zu ihr gehen zu können.
Doch Ilin ließ sich Zeit. Sie umgarnte Narin mit Zärtlichkeiten, machte ihm kleine, kostspielige Geschenke und vergaß nie, ihm zu versichern, wie sehr sie ihn liebe und wie sehr sie sich ein gemeinsames Leben mit ihm wünsche. Narin hatte der Verm utung Lestons nicht geglaubt, und Ilins Verhalten ließ ihn das nun völlig ausschließen. Aber er war weiterhin wachsam, denn er war sicher, daß ihr Verhalten den Zweck hatte, ihn für irgendeine Intrige zu gewinnen. Regelmäßig erstatte er Leston Bericht, doch wenn er davon sprach, dass Lestons Verdacht, sie plane Rowins Ermordung, wohl falsch sei, zuckte der Alte stets nur mit den
Weitere Kostenlose Bücher