Das Traumtor Band II (German Edition)
in die Badestube gelangen, um von dort aus verfolgen zu können, was sich zwischen Ilin und Narin abspielte. Rowin würde Targil und noch zwei weitere Edle bitten, sich mit ihm dorthin zu begeben, damit er Zeugen für den Verrat seiner Gemahlin hatte. König Geran würde an der Lauterkeit dieser beiden Edelleute keinen Zweifel hegen, da sie schon unter Rowins Vater des Öfteren als Gesandte in Muran gewesen waren. Leston wies Narin an, wie er sich zu verhalten habe.
„Sage Ilin, du brächtest es nicht fertig, einen feigen Mord an einem Mann zu beg ehen, der erstens dein König sei, dem du Treue geschworen hast, und der zweitens stets gerecht und großzügig an dir gehandelt habe. Schlage ihr vor, sie solle mit dir nach Euribia zu deinem Vetter fliehen, der euch beide gern bei sich aufnehmen werde. Dort wäret ihr in Sicherheit, da der König niemals mit diesem Land brechen würde, weil seit Jahrhunderten Freundschaft und Verwandtschaft zwischen den Nachbarn bestünde. Sie könnte dort zwar nicht wie eine Königin, aber immerhin mit dir zusammen leben und in Frieden und Glück eure Kinder großziehen. Das allein wird reichen, um sie vor Wut schäumen zulassen und sie dazu bringen, ihre Maske fallen zu lassen. Haben wir genug gehört, werden wir der unwürdigen Szene ein Ende setzen.“
Kapitel V
Als sich Narin am Abend von Leston trennte um den Plan auszuführen, legte der Alte ihm beide Hände auf die Schultern und sah ihn ernst an.
„Mögen die Götter mit dir sein, mein Junge, denn deine Aufgabe ist nicht leicht“, seufzte er. „Du darfst deinen Zorn auf Ilin nicht zeigen, sonst ist alles vergebens. Sie muss bis zum Schluss denken, dass du nichts anderes willst, als mit ihr eine Familie zu gründen und glücklich zu werden. Und sei nur ja auf der Hut! Es kann sein, dass sie dir wie eine Katze ins Gesicht springt, um dir die Augen auszukratzen, wenn sie merkt, dass alle ihre Pläne und Vorbereitungen in Rauch aufgehen.“
Narin lachte verächtlich. „Keine Angst, Leston, mit dieser Katze werde ich schon fe rtig werden! Ich habe es oft genug geübt. Aber jetzt musst du gehen, denn der König und die anderen sind wahrscheinlich schon an ihrem Platz und Ilin wird schon auf mich warten.“
Mit einer etwas linkischen Geste zog der Alte ihn an seine Brust, dann huschte er d avon und Narin betrat kurz darauf Ilins Gemächer. Sie hatte schon mit Ungeduld auf ihn gewartet. Für Sekunden blitzte in ihren Augen ein kaltes Feuer auf, als sie nun mit hoffnungsvollem Lächeln an seine Brust flog.
„Mein Liebster! Da bist du ja endlich!“ Sie ließ einen kleinen Schluchzer in ihrer Stimme aufklingen. „Mit wie viel Sehnsucht habe ich dich erwartet! Sag mir rasch, darf ich hoffen, dass wir beide zusammen glücklich werden?“
Narin löste ihre Hände von seinem Hals und schob sie ein Stück von sich ab. „Ja, das darfst du, meine Göttin!“ sagte er mit erzwungenem Lächeln. Als sie sich daraufhin mit einem Jubelschrei wieder in seine Arme stürzen wollte, hielt er sie zurück. „Hör erst einmal zu, Ilin!“ sagte er schnell. „Ich habe nämlich noch einen anderen Ausweg für uns gefunden, wie wir glücklich werden können, ohne unsere Liebe mit einem Mord zu belasten.“ Schon wollte sie aufbegehren, aber er legte ihr die Hand auf den Mund. „Lass mich erst ausreden und höre, ob mein Plan nicht gut ist! Du weißt, ich bin ein Fürstensohn und daher nicht arm. In Euribia lebt ein Vetter von mir, mit dem ich meine Knabenjahre verbrachte und der mich wie einen Bruder liebt. Lass uns zu ihm fliehen, heimlich, ohne dass jemand weiß, wohin wir gegangen sind. Haben wir Euribia erst erreicht, sind wie in Sicherheit, denn König Rowin wird niemals den Frieden und die Freundschaft mit Euribia brechen. Wir werden doch glücklich sein, und wenn du dort auch nur das Weib eines Edelmannes und keine Königin mehr bist, so wirst du doch in mir und unseren Kindern deine Erfüllung finden. Nun, ist das nicht besser, als wenn der Mann, den du liebst, seine Hände mit dem Blut seines Königs befleckt, dem er die Treue schwor?“
Ilin erstarrte und aus ihrem Gesicht war jeder Tropfen Blut gewichen. Jetzt aber riss sie sich von Narin los und zog sich einige Schritte von ihm zurück. Auf ihren Wangen zeichneten sich mit einmal hektische Flecken ab und ihr Gesicht verzerrte sich in maßloser Wut.
„Was soll ich werden, du elender Feigling? Die Frau eines kleinen Vasallen, ich, eine Prinzessin von Geblüt und gekrönte
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