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Das Turnier

Das Turnier

Titel: Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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nicht vorstellen«, sagte Ingrid, als würde ihr gleich schlecht.
    »Boah!«, sagte Irmtraud und machte Würgegeräusche dazu.
    »Still jetzt! Alle! Sonst …!«, zischte der Herold.
    Aber dass die Drohung nicht viel wert war, wusste er wahrscheinlich selbst. Er konnte unmöglich sieben Leuten gleichzeitig den Mund zuhalten. Und selbst wenn er uns ganz zum Schweigen bringen wollte, wie es in Gruselgeschichten immer heißt: Sieben auf einen Streich schaffte höchstens das tapfere Schneiderlein. Hier würden erst mal sechs übrig bleiben, die das Geheimnis des Weißen Ritters ausposaunen konnten, dann fünf, dann vier, dann drei … Man konnte richtig sehen, wie es sich der fiese Herold ausrechnete. Seine Zunge zuckte dabei eklig zwischen den Lippen heraus. Dass wir das Geheimnis gar nicht kannten, konnte er schließlich nicht wissen. Jetzt schaute er sich wieder nach seinen Unterreptilen um, und die taten uns den Gefallen und machten wieder die Hälse lang.
    »Was sonst ?«, stellte Robert genau die Frage, die ich mit der Glitschhand auf dem Mund nicht selber stellen konnte.
    Und jetzt sah es der Herold ein. Er nahm dieHand von meinem Mund, senkte die Stimme und machte ein Friedensangebot:
    »Kein Wort zu niemand, und ihr könnt gehen!«
    »Abgemacht«, sagte Robert, ohne zu zögern.
    »Auf Ehre und Gewissen«, flüsterte der fiese Herold, und ich weiß noch, wie ich dachte: So was hat der doch gar nicht!
    »Auf Ehre und Gewissen«, sagte Robert, und wir anderen wiederholten es: »Auf Ehre und Gewissen!«
    Das Schöne war, dass wir dabei nicht mal flunkern mussten.
    Der fiese Herold des geheimnisvollen Weißen Ritters richtete sich jetzt auf und rief sieben seiner Unterf ieslinge, die uns von den Fesseln befreien sollten. Sie zögerten kurz, aber dann kamen sie. Zu acht.
    » Sieben , hab ich gesagt, Holzköpfe!«, zischte der Herold.
    »Selber Holzkopf !«, hörten wir den einen Fiesling murmeln, der nach kurzem Zögern umkehrte.
    Die anderen kicherten.
    Wenn der weiße Herold nicht aufpasste, tanzten ihm seine Jungs bald auf der Nase herum.Oder seine Reptile, je nachdem. Aber uns musste das nicht kümmern. Wir waren erst mal frei!
    Im Hinausgehen schaute ich mich noch mal um. Da sah ich, dass der Weiße Ritter wieder auf den Beinen stand.

Das dreiundzwanzigste Kapitel mit einer kleinen Siegesfeier
    (Aber die kommt vielleicht ein bisschen früh!)
    Wisst ihr, wie es ist, frei zu sein, wenn man gerade noch zu Engerlingen (oder Mumien!) verschnürt im Zelt der schlimmsten Feinde gelegen hat? Ich kann’s euch sagen. Es ist, wie wenn man für die entscheidende Mathearbeit nur die Hälfte gelernt hat, und haargenau die Hälfte kommt dann dran: Man schwebt ein paar Zentimeter über dem Boden. Kaum waren wir raus aus dem grässlichen Reptilienzelt, schmissen wir die Arme in die Luft und klatschten uns ab, ganz leise natürlich, damit wir die Schläfer in den anderen Zelten nicht störten, aber wir waren echt gut drauf.
    Und dann sahen wir ein Zotteltier im schwachen Schein der Sterne und des Sichelmonds sitzen: Wuschel. Er saß da und schaute zum Eingang des weißen Zelts, als hätte er nur darauf gewartet, dass wir endlich rauskamen.
    »Wuschel, du Lieber!«, flüsterte Ingrid, als sie die Arme um ihn schlang. »Toll hast du den bösen Drachen nachgemacht!«
    »Und das böse Gespenst noch dazu!«, flüsterte Irmtraud, als sie sich auch noch auf ihn stürzte. »Wir wussten gar nicht, dass du das auch kannst!«
    Dazu sagte ich nichts, denn es war ja gut, wenn die Wackerburger das glaubten. So mussten Robert und ich uns nicht überlegen, wie wir ihnen das mit dem Gespenst erklären sollten. Ich meine, ohne den guten alten Ritter Friedebert zu verraten. Bei dem mussten wir uns irgendwann noch mal extra bedanken. Jetzt steckte er bestimmt längst wieder in seinem finsteren Schrank.
    »Wuschel ist eben ein Wunderhund«, sagte Robert und zwinkerte mir dabei zu.
    »Genau«, sagte ich und zwinkerte zurück.
    Wuschel konnten wir nicht sehen unter den zwei Mädchen, aber ich wette, er grinste sich eins. Ach, egal was noch kam, jetzt war erst mal alles gut! Und es wurde sogar noch besser. Als die Mädchen mit Wuschel fertig waren, kamen nämlich Robert und ich an die Reihe.
    »Ich bin so stolz auf dich«, sagte Ingrid zu Robert. »Dass du Tim vor dem fiesen Herold retten wolltest, war eines Ritters würdig!«
    Dann nahm sie seinen Kopf zwischen beide Hände und gab ihm einen Kuss genau auf den Mund.
    »Und ich bin stolz auf dich «,

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