Das Ultimatum - Thriller
bellte er. »Wenn du das durchziehst, landest du für Jahre im Gefängnis.«
Ihr Finger am Abzug krümmte sich wieder ein wenig mehr, und Michael schien die Verachtung in ihrem Blick wahrgenommen zu haben, denn endlich tat er wie geheißen.
Als er sich angekettet hatte, stellte sie sich hinter ihn und befahl ihm, sich nach vorne zu beugen und die Hände auf den Rücken zu legen.
»Die Glock ist auf dein rechtes Schulterblatt gerichtet, also mach keine Dummheiten.« Sie legte ihm ein paar altmodische Handschellen um die Handgelenke und ließ sie zuschnappen.
Michael war ihr nun hilflos ausgeliefert.
»Aber ich habe doch deine Personalakte gesehen«, brachte er verwirrt hervor, während sie einen Gummiknebel aus der Tasche holte. »Wie konnte das passieren?«
Sie beugte sich zu ihm hinunter und lächelte kalt. »Die Frau, die ihr eingestellt habt, gibt es gar nicht. Catherine Manolis verstarb im Oktober 1985 in Nizza, mit dreiundzwanzig Monaten. Ihre Identität wurde gestohlen und dazu benutzt, falsche Papiere anzufertigen. Wir haben sie auf die Ausschreibung hin maßgeschneidert, und niemand hat Verdacht geschöpft.«
Michael seufzte. »Dann war also alles, was du mir über deine Jugend erzählt hast, erlogen? Und du bist auch nicht verwitwet?«
»Oh doch«, erklärte sie ihm mit Eis in der Stimme. »Ich bin sehr wohl Witwe. Mein Mann wurde letztes Jahr ermordet, als er sein Land gegen Männer wie dich verteidigt hat. Nur dass er an der Front gekämpft hat, während du weit weg hinter deinem Schreibtisch gesessen und Befehle gegeben hast.«
»Aber Cat, das musst du verstehen, damit hatte ich nichts zu tun. Ich war …«
Doch ehe er den Satz beenden konnte, stopfte sie ihm den Knebel in den Mund. Als er zu protestieren versuchte, presste sie ihm den Lauf der Glock unters Auge und fuhr ihn an, auf den Knebel zu beißen. Er gehorchte.
Nachdem sie ihn geknebelt hatte, zog sie ihm das Handy aus der Tasche und schaltete es ab. Später würde man es wieder einschalten und an verschiedene Stellen des Hotels tragen, um diejenigen zu verwirren, die sich bemühten, ihn ausfindig zu machen.
Dann nahm sie ihr eigenes Handy und drückte eine Schnellwahltaste.
»Ich habe das Paket mit der Trophäe«, sagte sie. »Wir könnten es öffnen.«
Und Michael war in der Tat eine Trophäe. Jeder stellvertretende Generaldirektor des MI6 wäre das.
17
16:40
Wolf legte das Handy weg und wandte sich an Fox. Für einen Moment verschwand die Härte aus seinem Gesicht, und er bekam den in die Ferne schweifenden Blick eines Tagträumers.
Jeder hat eine Schwäche, dachte sich Fox, und bei Wolf war es, wie bei vielen Männern, das schöne Geschlecht. Die Frau am anderen Ende der Leitung konnte Wolf um den kleinen Finger wickeln, und das beunruhigte Fox, denn er hielt sie für eine eigensinnige Schlampe. Wenn die Operation erst richtig anlief, konnte sie ihnen durchaus Probleme bereiten.
Er würde ein Auge darauf haben müssen.
»Cat hat ihn«, verkündete Wolf. »Der MI6-Mann gehört uns.« Fox bog aus dem Chaos der Park Lane in eine ruhige Seitenstraße ab.
»Sehr gut. Sie hat hervorragende Arbeit geleistet.«
Und das hatte sie tatsächlich. Ein führendes Mitglied eines der größten und wichtigsten Geheimdienste der Welt in die Honigfalle zu locken, dürfte keine einfache Aufgabe gewesen sein. Dazu hatte es einer Menge Planung und Talent bedurft. Aber wie es aussah, hatte auch Michael Prior eine ausgeprägte Schwäche für Frauen.
Fox fuhr den Van zum hinteren Teil des Stanhope Hotels und parkte auf der doppelten gelben Linie nur wenige Meter vom Lieferanteneingang entfernt. Die Fahrt hatte acht Minuten länger gedauert als geplant, und Fox roch förmlich das Adrenalin, das in den Männern brodelte, die sich im Heck auf den Angriff vorbereiteten. Wolf zog den Vorhang zurück, der die Fahrerkabine vom Heck trennte, und konnte die Männer im Rückspiegel erkennen. Alle wirkten konzentriert. Sie warteten auf das Signal zum Angriff.
Wolf stellte sein Handy laut und rief Panther an, den Mann, den sie ins Hotel eingeschleust hatten.
Panther war Cats Bruder. Während sie versucht hatten, so viel wie möglich über das Hotel herauszufinden, waren Fox und Wolf ihm bei diversen Gelegenheiten begegnet. Er war ein unsympathischer kleiner Drecksack, der offenkundig Schwierigkeiten damit hatte, Befehle von Fox entgegenzunehmen, einem Ungläubigen, den er weder kannte noch respektierte. Doch in den drei Wochen, in denen er als
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