Das Ultimatum - Thriller
gegenüber demonstrieren konnte, doch als DAC einer der größten Polizeibehörden der Welt hätte sie ihre Zeit lieber sinnvoller eingesetzt.
Außerdem war sie abgelenkt. Vor zwanzig Minuten war ihre Sekretärin Ann in die Sitzung gekommen, um ihr mitzuteilen, dass es in der Tiefgarage des Westfield-Einkaufszentrums eine Explosion gegeben habe. Da Einzelheiten zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt waren, hatte Arley Ann gebeten, sie, sobald Neuigkeiten vorlagen, zu informieren. Sollte an der Explosion etwas verdächtig erscheinen, würde sie sich als dienstälteste Beamtin der Met-Abteilung für besondere Verbrechen umgehend an der Durchführung des Notfallplans für außergewöhnliche Zwischenfälle beteiligen müssen.
Die Aussicht, plötzlich in einen Großeinsatz zu geraten, löste zwiespältige Gefühle in ihr aus. Zum einen freute sie sich darauf, einer Herausforderung zu begegnen, zumal einer, deren Parameter sich binnen kürzester Zeit ändern konnten. Damit böte sich ihr die Gelegenheit, ihre Fähigkeiten zu beweisen, da sie erst vor knapp einem Monat auf diese Stelle befördert worden war. Andererseits wollte sie unbedingt nach Hause. Montag und Dienstag hatte sie ein Seminar besucht und gestern eine Dreizehnstundenschicht absolviert. Sie gestand sich ein, dass sie erschöpft war.
Als Genson Smith, ein altgedienter Stadtrat aus Lambeth mit einer weit zurückreichenden Abneigung gegen die Polizei, das Wort ergriff, schaute Arley verstohlen auf ihre Uhr. Smith wurde nie müde, seiner eigenen Stimme zu lauschen, und setzte zu einer neuen Polemik an. Es war 16:35. Wenn es ihr gelang, die Sitzung zügig zu beenden, schaffte sie es vielleicht, um fünf ihr Büro zu verlassen und um sechs mit einem wohlverdienten Glas Sauvignon blanc in der heißen Badewanne zu liegen.
Das Klopfen unterbrach ihre Gedanken.
Es war Ann, ihre Sekretärin, und diesmal schaute sie Arley überaus besorgt an. »Ma’am, Sie werden dringend verlangt.«
»Ich fürchte, ich muss Sie verlassen«, wandte Arley sich an die Anwesenden, erleichtert, endlich aus der Sitzung zu kommen. »Ich überlasse Sie der erfahrenen Leitung von DCS Russell.«
Genson Smith sah sie empört an, aber Arley war draußen, noch ehe er etwas sagen konnte.
»Es hat sich soeben bestätigt, dass es sich bei der Explosion in Westfield um eine Bombe handelte«, eröffnete ihr Ann, als sie auf dem Flur standen.
»Gibt es schon Angaben über mögliche Opfer?«
»Soweit wir wissen sechs Verletzte, aber keine Toten.«
»Gott sei Dank. Wenigstens etwas.«
»Das ist nicht alles«, fuhr Ann fort.
Arley sah sie entgeistert an.
»Im Bahnhof Paddington hat es zwei weitere Explosionen gegeben. Auch hier sprechen die ersten Berichte von Bomben. Der Commissioner will, dass Sie sich sofort in der Einsatzzentrale melden.«
Arley war seit zwanzig Jahren bei der Met. Sie wusste, wie man mit Krisen umging. Das war einer der Gründe, weshalb sie eine so beeindruckende Karriere gemacht hatte.
»Ich bin unterwegs«, sagte sie. Das Bad und der Sauvignon blanc würden warten müssen. Doch dafür schoss ihr das Adrenalin in die Adern und riss sie aus der Erstarrung der Sitzung.
15
Er würde wohl nicht kommen.
Cat zündete sich eine weitere Zigarette an und wollte gerade die Kardinalregel brechen, nämlich ihn auf seinem Handy anrufen, als es laut an der Tür klopfte.
Sie setzte ihr Glas ab und sprang schnell hinüber, um die Tür zu öffnen.
Es war Michael. Sein gewaltiger Körper füllte den Türrahmen aus. Er war groß und zerfurcht, aber er trainierte hart, um in Form zu bleiben und wirkte, obwohl er Anfang fünfzig war, erstaunlich fit.
Er grinste, zauberte einen Strauß Blumen hinter dem Rücken hervor und drückte ihn ihr in die Hand.
»Ach, Liebling, das wäre doch nicht nötig gewesen«, flötete sie ironisch und trat beiseite, um ihn einzulassen. Als er an ihr vorbeiging, nahm sie den Duft seines Dior-Rasierwassers wahr sowie einen Hauch Single Malt in seinem Atem. »Aber ich bin glücklich, dass du es getan hast.«
Michael schloss sie in die Arme und küsste sie. »Ich brauche dich, Cat«, flüsterte er. »Gott, wie ich dich brauche.«
»Du hast mich doch«, flüsterte sie zurück und fühlte ihn hart werden. »Wir haben die ganze Nacht.«
Sie wand sich aus seiner Umarmung, warf die Blumen aufs Bett, und Sekunden später verschmolzen ihre Lippen erneut ineinander. Von unten drang das Heulen der Sirenen zu ihnen herauf.
Im Krebsgang schafften sie es zum
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