Das Ultimatum
das Restaurant. Die beiden O’Rourkes sahen ihm nach, und wenig später bezahlte Seamus die Rechnung.
Als sie hinaus auf den Bürgersteig traten, guckte die Sonne gerade hinter den Wolken hervor. Michael hatte Seamus von seiner Begegnung mit Scott Coleman erzählt. »Lass ihn in Ruhe«, hatte Seamus geantwortet. »Wenn er dahintersteckt, sollten wir ihm alle dankbar sein.« Michael fand, dass sein Großvater da ein wenig zu weit ging, doch fürs Erste war er ebenfalls der Ansicht, dass man Coleman am besten gewähren ließ. Wenn Coleman tatsächlich hinter den Attentaten steckte, woran Michael kaum noch zweifelte, dann war sein Scheinangriff auf den Hubschrauber des Präsidenten ein genialer Schachzug gewesen. Er hatte deutlich zu verstehen gegeben, dass niemand vor ihm in Sicherheit war. Wenn Erik jetzt genug politischen Druck auf den Präsidenten ausüben konnte, dann würde sich vielleicht doch noch alles zum Besseren wenden.
Als sie bei der ersten Kreuzung stehen blieben und warteten, dass die Ampel auf Grün sprang, drehte sich Michael um und sah, wie Olsons Limousine etwa hundert Meter entfernt aus dem Parkhaus fuhr. Das große schwarze Auto bog in die Straße ein, und während Michael zusah, wie es näher kam, hörte er ein Motorrad aufheulen, das ebenfalls auf sie zukam. Fahrer und Beifahrer trugen schwarze Helme und schwarze Lederkleidung.
Die Limousine erreichte die Kreuzung und hielt an der Ampel an. Die Fußgänger traten auf die Straße und blieben abrupt stehen, als sie auf das Motorrad aufmerksam wurden. Michael streckte den Arm aus, um Seamus zurückzuhalten, und konzentrierte sich weiter auf das Motorrad, das in voller Fahrt angebraust kam.
Das schwarze Fahrzeug schlängelte sich zwischen den wartenden Autos durch und fuhr auf die Limousine des Senators zu. Plötzlich warf der Mann auf dem Beifahrersitz eine schwarze Tasche auf das Dach der Limousine. Das Motorrad fuhr ein Stück weiter und bog schließlich abrupt rechts ab.
Michael sah die Tasche auf dem Autodach und wandte sich instinktiv Seamus zu, um ihn zu schützen. Im nächsten Augenblick zerriss ein ohrenbetäubender Knall die Luft, und Flammen schlugen aus den geborstenen Fenstern der Limousine hervor. Die Explosion erschütterte die ganze Straße und schleuderte die O’Rourkes und die anderen Fußgänger zu Boden.
24
Präsident Stevens leitete gerade eine Kabinettssitzung, als Jack Warch hereinkam und zu ihm trat. Der Agent des Secret Service beugte sich vor und flüsterte Stevens etwas zu. Im nächsten Augenblick schlug der Präsident mit der Faust auf den Tisch und stieß einen Fluch aus. Er sprang auf und zeigte auf Mike Nance, der am anderen Ende des Tisches saß. »In mein Büro! Jetzt sofort!«, rief er außer sich. Auf dem Weg zur Tür schlug er seinem Stabschef auf die Schulter. »Sie auch, Stu!«, forderte er ihn auf und ging zusammen mit Garret, Nance und Warch hinaus, während ihm die Mitglieder des Kabinetts mit großen Augen nachsahen und sich fragten, was wohl geschehen sein mochte.
Vom Cabinet Room zum Oval Office waren es nur zehn Meter. Stevens hatte es sehr eilig und schüttelte im Gehen unentwegt den Kopf. Als er die Tür zu seinem Büro erreicht hatte, blieb er abrupt stehen und kehrte wieder um. »Wir besprechen das im Situation Room«, erklärte er den drei Männern und zeigte mit dem Finger auf Nance. »Sagen Sie Stansfield, Roach und Tracy, dass sie sofort kommen sollen.«
Keiner sprach ein Wort, als sie hinter Stevens die Treppe in den Keller hinunterstiegen. Ein Agent, der beim Situation Room postiert war, öffnete ihnen die Tür, und der Präsident, Garret, Nance und Warch traten ein. Stevens griff nach einer Fernbedienung, die auf dem großen Konferenztisch lag, und richtete sie auf die gegenüberliegende Wand. Ein Holzpaneel glitt zur Seite und gab den Blick auf acht Fernsehgeräte frei. »Das ist einfach unglaublich«, murmelte der Präsident, während er auf die Bildschirme starrte.
Fünf der acht Geräte zeigten Bilder von Olsons ausgebrannter Limousine. Garret sah Mike Nance an, der ihn jedoch ignorierte. Der Stabschef drehte sich zu Stevens um, um zu sehen, wie er reagierte.
Garret wollte ihn etwas fragen, doch Stevens fiel ihm ins Wort. »Ruhe. Ich will kein Wort von irgendjemandem hören.«
Die vier Männer blickten schweigend auf die Monitore. Nach etwa fünf Minuten traf Alex Tracy, der Direktor des Secret Service, ein, worauf er und Warch beiseite traten, um die Lage zu besprechen. Der
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