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Das Ultimatum

Das Ultimatum

Titel: Das Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Michael blickte aus dem Fenster auf die herbstlich bunten Blätter hinaus, die an der alten Eiche vor seinem Haus hingen. Er atmete tief und strich mit der Hand durch Liz’ dichtes schwarzes Haar, während er sich mit der anderen Hand den steifen Nacken rieb. Michael saß auf der Couch, die Füße auf den Beistelltisch gelegt. Liz hatte beide Arme um seine Taille gelegt, und ihr Kopf ruhte auf seiner Brust. Ihre Füße hatte sie auf der Couch untergeschlagen, während sie Michaels Herzschlag lauschte, dessen beruhigender Rhythmus sie immer wieder für Sekunden einnicken ließ.
    Liz war gerade mitten in einer Sitzung mit ihrem Chefredakteur gewesen, als sie die Nachricht von Olsons Tod erreichte. Da sie gewusst hatte, dass Michael mit dem Senator zu Mittag essen wollte, musste sie natürlich sofort herausfinden, ob er wohlauf war. Michaels Sekretärin teilte ihr mit, dass ihm nichts passiert war und dass er schon auf dem Weg nach Hause sei. Liz verließ sofort die Redaktion und fuhr mit dem Taxi zu Michaels Haus. Als sie ankam, saßen Michael und Tim am Küchentisch und unterhielten sich. Seamus musste über Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben. Die Explosion hatte ihn von den Beinen gerissen, wobei er sich eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen hatte. Nach Liz’ Ankunft brach Tim auf, um Michael und sie allein zu lassen.
    Die vergangenen beiden Stunden hatten sie auf der Couch verbracht und nur sehr wenig geredet. Sie hielten einander einfach nur in den Armen. Michaels Augen waren weit geöffnet, und er schien tief in Gedanken versunken. Liz bewegte sich ganz leicht, und Michael strich ihr mit der Hand über den Rücken. Sie drehte sich um und blickte mit ihren großen braunen Augen zu ihm auf. »Wie spät ist es?«, fragte sie.
    »Zehn nach fünf.«
    Sie streckte den Arm aus und berührte den Verband an seinem Kopf. »Hast du Schmerzen?«, fragte sie.
    »Nein.«
    Liz schloss die Augen und hob den Kopf von seiner Brust. Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie auf die Lippen.
    Liz wich zurück und fragte: »Was wirst du jetzt tun?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »Ich finde, du solltest zum FBI gehen.«
    »Ich muss zuerst mit ihm sprechen.«
    Liz setzte sich auf. »Wer ist der Kerl?«
    »Ich will dich nicht noch weiter mit hineinziehen.«
    »Du ziehst mich überhaupt nirgends hinein. Ich will es wissen.«
    Michael schüttelte den Kopf. »Du weißt schon genug, glaub mir.«
    »Ich verstehe ja, dass du es mir nicht sagen willst – aber du solltest unbedingt mit dem FBI sprechen. Das bist du Erik schuldig.«
    »Erst werde ich mich mit ihm treffen.«
    Liz legte beide Hände auf seine Brust und drückte ihn zurück. »Nein, das wirst du nicht! Ich erlaube es nicht!«
    Michael umfasste ihre Handgelenke. »Mach dir keine Sorgen, Liz. Mir passiert nichts.«
    Seine Beteuerung machte Liz wütend. »Komm mir nicht mit diesen Marine-Corps-Macho-Sprüchen! Wer immer der Kerl ist – er ist ein eiskalter Mörder, und ich will nicht, dass du dich allein mit ihm triffst.« Liz sah ihm in die Augen und erkannte, dass sie nicht zu ihm durchdrang. »Wenn du weggehst, um dich mit ihm zu treffen, rufe ich das FBI an.«
    »Elizabeth«, erwiderte Michael sanft, »für diesen Mann bin ich wie ein Bruder. Er würde mir niemals etwas antun.«
    Liz riss sich von ihm los. »Du kannst mich nicht umstimmen, Michael. Entweder du sagst mir, wer er ist, oder ich rufe das FBI an.«
    Michael überlegte eine volle Minute und kam zur Einsicht, dass er so nicht weiterkam. »Du musst mir versprechen, dass du niemals und unter keinen Umständen seinen Namen preisgibst.« Liz wollte etwas einwenden, doch Michael ließ sie nicht zu Wort kommen. »Nein, Liz. Wenn du es wissen willst, musst du mir das versprechen … und wenn du es jemals brechen solltest, verschwinde ich aus deinem Leben und rede kein Wort mehr mit dir.«
    Liz schluckte erst einmal, um das unangenehme Gefühl zu verdrängen, das ihr seine letzten Worte verursachten. »Also gut, ich verspreche es dir.«
    Michael stand auf und ging vor dem Fenster auf und ab. »Du hast ihn schon getroffen … zweimal sogar. Sein Name ist Scott Coleman.« Michael blieb stehen und wartete auf Liz’ Reaktion.
    »Der ehemalige Navy SEAL?«, fragte sie ungläubig. »Der Kerl, mit dem du immer jagen gehst?« Michael nickte. »Warum? Warum tut er so etwas? Er macht einen ganz normalen Eindruck.«
    »Er ist auch normal. Das heißt, so normal, wie ein SEAL eben sein kann. Was das Warum betrifft

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