Das Ultimatum
Stansfield«, sagte er, während er seine Uhr wieder anlegte, »ich lasse Sie und den Präsidenten allein, damit Sie über die Details sprechen können. Rufen Sie mich später an, damit wir über alles reden können.« Er nahm sein Jackett von der Stuhllehne und ging zur Tür. Stansfield und der Präsident sahen ihm schweigend nach.
40
Der Nordwestflügel von Mike Nances Pferderanch in Maryland war im Westernstil der Jahrhundertwende eingerichtet. Der große Raum war zwölf Meter lang und halb so breit. Wände und Decke waren gleichermaßen mit dunklem Holz vertäfelt. Drei Deckenventilatoren trugen dazu bei, den Raum in drei Abschnitte zu unterteilen. Ganz rechts stand eine kunstvoll aus Holz gearbeitete Bar, die aussah, als würde sie noch aus einem Saloon im Wilden Westen stammen. Der mittlere Teil des Raumes wurde von einem Kamin beherrscht, auf dessen Sims eine Buffalo-Bill-Büste thronte, während im dritten Abschnitt ein Billardtisch stand. Die Wände waren mit teuren alten Gemälden geschmückt, auf denen Landschaften des amerikanischen Westens und Schlachtszenen zwischen der Kavallerie und den Indianern zu sehen waren.
Der Besitzer dieser teuren Sammlung amerikanischer Kunst hatte die Schönheit und die historische Bedeutung dieses Raumes nie zu schätzen gelernt. Er begnügte sich damit, die Schecks auszustellen, um die Dinge zu erwerben. Mike Nance stand mit einem Glas Scotch an der Bar. Es war schon sein dritter Drink in nicht einmal einer Stunde. Nance starrte sich in dem Spiegel an, der die Wand hinter der Bar zierte. Die weiße Binde auf der Nase hob seine beiden Veilchen noch mehr hervor. Schließlich hob er die Hand und riss sich die Binde von der Nase. Er legte den blutgetränkten Stoff auf die Theke und beschloss, die blutigen Wattepfropfen in den Nasenlöchern zu lassen.
Im Spiegel konnte er erkennen, dass die Sonne am westlichen Himmel allmählich unterging. Nance drehte sich um und ging zur Verandatür hinüber, von der er sein Anwesen überblicken konnte. Der Sicherheitsberater, vor dessen Titel man bald ein »Ex–« würde setzen müssen, schätzte, dass es in einer Stunde dunkel sein würde. Er nahm einen Schluck von seinem Scotch und fragte sich erneut, ob es nicht doch irgendeinen Ausweg gab. Er war noch nicht bereit, so einfach aufzugeben. Sein Rücktritt musste erst morgen Mittag verkündet werden, und bis dahin war nichts entschieden.
Nance hörte rasche Schritte draußen auf dem Flur, und wenige Augenblicke später ging die Tür auf. Stu Garret trat mit einem hellbraunen Trenchcoat ein und kam mit einer bedauernden Geste auf ihn zu. »Es tut mir Leid, Mike«, begann er, sodass die Lücke von den beiden fehlenden Schneidezähnen zu erkennen war. »Ich wollte nicht reden, aber ich habe einfach keinen anderen Ausweg mehr gesehen.«
Nance hatte Garret nicht mehr gesehen, seit er heute Vormittag im Situation Room k. o. geschlagen worden war. Vor einer Stunde hatte er den geschwätzigen Stabschef angerufen und ihn zu sich auf seine Ranch bestellt. Garret plapperte immer noch vor sich hin, doch Nance hörte gar nicht zu. Sobald der Stabschef in Reichweite war, holte Nance weit aus und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige.
Garret wich einige Schritte zurück und griff sich an die Wange. »Was soll denn das!«, rief er empört.
Nance verspürte eine gewisse Befriedigung. »Das ist dafür, dass Sie Ihren Mund nicht halten konnten«, antwortete er mit einem leisen Lächeln.
Garret rieb sich die brennende Wange. »Das Ganze war aber nicht meine Idee, verdammt noch mal. Ich verstehe gar nicht, dass ich so blöd war …«
Nance holte erneut aus und trat einen Schritt vor. Garret duckte sich und hob die Hände, um den Schlag abzuwehren. Nance schlug jedoch nicht zu. Stattdessen hob er die Hand über den Kopf und sagte: »Stu, nur ich allein stehe noch zwischen Ihnen und dem Grab. Falls Sie es schon wieder vergessen haben – Arthur hat kurz vor seinem Tod irgendwelche Killer beauftragt, Sie zu beseitigen, und ich bin der Einzige, der das rückgängig machen kann.«
Garret wich noch einen Schritt zurück. »Warum tun Sie’s dann nicht, verdammt noch mal?«
»So einfach ist das nicht, Stu. Außerdem weiß ich nicht, ob ich es überhaupt will.«
»Was soll das heißen, Sie wollen nicht?«, fragte Garret in plötzlicher Panik.
Nance ließ die Hand sinken und atmete tief durch. »Wenn Sie Ihren Mund gehalten hätten, säßen wir jetzt nicht in der Patsche.«
»Und was ist mit dem
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